15. Februar 2017

[Höreindruck]Pearl S. Buck - "Die gute Erde"

Pearl S. Buck - Die gute Erde
Roman

Verlag: LangenMüller Hörbuch
ISBN 13: 978-3-7844-4156-6
Seiten: ungekürzt, 368 Minuten
Erschienen: 29. Mai 2008
Originaltitel: „The Good Earth“
Sprecher: Ulrich Noethen

Zum Inhalt
„Es ist die ergreifende Geschichte des armen Bauern Wang Lung, der sich mit Fleiß, Sparsamkeit und Verzicht großen Reichtum erwirbt. Weder Hungersnöte noch Überschwemmungen können Wang ermutigen, auf seine „gute Erde” zu vertrauen. Doch die Freude über sein Glück wird ihm zusehends durch seine drei Söhne genommen, die keineswegs in seine Fußstapfen treten wollen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass ich Pearl S. Puck genretechnisch ganz anders eingeordnet habe und war daher sehr erstaunt, als ich auf diese Geschichte von ihr gestoßen bin. Für dieses Buch hat Pearl S. Buck den Pulitzer-Preis erhalten, bevor sie 6 Jahre später für ihr Gesamtwerk sogar den Literatur-Nobelpreis erhielt. 

Die Geschichte um den Bauern Wang Lung, der sich langsam aber stetig zu einem der reichsten Männer des Landes hocharbeitet, ist eine ruhige, dafür aber eine eindringliche Schilderung, die mir das Leben im China des frühen 20. Jahrhunderts sehr nahe gebracht hat. Ich habe Einblicke bekommen in das gesellschaftliche China, die Stellung der Frau und die Macht des Mannes, aber auch in die Strukturen innerhalb der Familie. Manches war einfach schön zu lesen, voller Gefühl und Liebe, manches aber auch schockierend und abstoßend.

Die Sprache ist dabei klar und deutlich, einfach und schnörkellos und schafft so eine sehr eindringliche Atmosphäre. Ulrich Noethen als Sprecher hat dies mit seiner etwas distanziert wirkenden Art, das Hörbuch vorzutragen, nochmal mehr unterstrichen – ihn als Sprecher halte ich daher für eine ausgezeichnete Wahl.

Obwohl die Geschichte nicht wirklich spannend ist und man den Eindruck hat, es geschieht nur wenig, war ich doch gefesselt und konnte nicht aufhören weiterzuhören. Ich habe mit den Figuren gelitten und gefiebert, obwohl ich mich mehr als Außenstehender gefühlt habe, von außen zuschauend. Trotzdem aber waren mir die Figuren nahe und häufig habe ich deren Zerrissenheit spüren können. Interessant fand ich vor allem die Entwicklung mancher Charaktere, allen voran die von Wang Lung – nicht immer habe ich die Entwicklung als positiv empfunden, dafür aber fand ich sie umso authentischer und damit auch glaubhafter.

Wer sich für die chinesische Kultur interessiert und Einblick in das Leben dort im frühen 20. Jahrhundert haben möchte, dem kann ich diese ruhige, aber atmosphärisch dichte Geschichte ans Herz legen – ich gebe ihr 4 von 5 Sternen. 

Das Haus der Erde-Trilogie
1. Die gute Erde
2. Söhne
3. Das geteilte Haus


10 Kommentare:

  1. "Die gute Erde" steht auf meiner Leseliste, weil ich mich als Langzeit-Leseprojekt durch alle Nobelpreisträger lesen möchte. Bei englischsprachigen Büchern versuche ich, das möglichst auch im Original zu machen, aber Ulrich Noethen als Sprecher ist schon ziemlich verlockend ... er hat mich vor einiger Zeit sehr angenehm durch "Anna Karenina" geführt, das ich als Buch einfach nicht geschafft habe ... Hm ...

    Immerhin macht mir deine Rezension des Hörbuches nun grundsätzlich Lust auf das Buch, das für mich bislang nur ein Titel auf einer sehr langen Liste war. ;-)

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    1. Man muss Ulrich Noethen sicherlich mögen, aber wenn du mit ihm Anna Karenina gehört hast - das ja ziemlcih lang ist - dann wird dir seine Umetzung von "Die gute Erde" sicherlich gefallen.

      Dein Projekt finde ich sehr anspruchsvoll - da hätte ich großen Respekt vor den Titeln. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg!

      LG Sabine

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  2. Danke! Ich hab festgestellt, dass so manches Nobelpreisträgerbuch gar nicht so “schlimm“ ist, wie man vorher vielleicht denkt. Klar, Unterhaltungslektüre für den Stand ist es nicht, aber wenn man sich ein bisschen traut und auf die “hohe“ Literatur einlässt, wird man oft auch mit wirklich tollen, beeindruckenden Leseerlebnissen belohnt.
    LG Ariana

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    1. Jetzt hast du mich richtig neugierig gemacht!

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    2. Du kannst ja mal auf meinem Blog in der Gesamtliste stöbern (Challenges -> Literaturnobelpreis-Challenge), da habe ich alle Nobelpreisträger-Bücher, die ich seit Eröffnung meines Blogs gelesen/rezensiert habe, verlinkt.
      Einfach nur gut (und nicht schwer zu lesen) war z. B. "Die Stadt der Blinden" von José Saramago. Auch "Lord of the Flies"/"Herr der Fliegen" ist nicht schwer zu lesen, hat es aber inhaltlich in sich.
      Als besonders anspruchsvoll zu lesen, aber dann auch als besonders lohnend, empfand ich "The Sound and the Fury"/"Schall und Wahn" von William Faulkner. Das ist aber schon richtige Arbeit, kein entspanntes Lesen. Aber wie gesagt: In dem Fall hat es sich für mich voll gelohnt. :-)

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    3. Da werde ich mich gerne uzmschauen. "Herr der Fliegen" habe ich als Hörbuch gehört (wohl die Version mit Andreas Fröhlich) - das fand ich großartig.
      Vor anspruchsvollen Büchern habe ich nciht Angst, wobei ich oft mit den Hörbüchern besser klar komme (als aller erstes würde ich hier den Zaubergeb von Mann nennen - den fand ich als Hörbuch grandios, ob ich es aber gelesen hätte, ich weiß es nicht).

      Ich werde mich auf deiner Liste auf jeden Fall mal umschauen!

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    4. Dass dir bei anspruchsvollen Büchern die Hörbücher z. T. besser liegen, kann ich gut nachvollziehen. Wie schon erwähnt bin ich bei "Anna Karenina" mit dem Buch gar nicht klargekommen, das Hörbuch hab ich aber dann problemlos durchgehört. Und wo du Thomas Mann erwähnst: Mit den "Buddenbrooks" würde ich es auch lieber in der Hörfassung versuchen, aber die kostet leider so viel. :-( Na ja, vielleicht finde ich die mal irgendwo gebraucht günstig.

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    5. Ha! In der Stadtbücherei ist es verfügbar. :-) Gleich mal vorbestellt. :-D

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  3. Hallo liebe Sabine,
    bisher habe ich `nur´ "Die Welt voller Wunder" von der Autorin gelesen, aber auch bei diesem Buch kam ihre Verbundenheit mit China dezent zum Vorschein.
    Diese Trilogie ist natürlich bei mir vermerkt und auch wenn ich deine Rezi sehr ansprechend finde, kann ich mich - weil es eben drei Teile sind - noch nicht ganz dazu durchringen.
    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Ja - Pearl S. Buck hat wohl eine große China-Verbudnenheit, ich hatte ein bisschen über sie gelesen, weil ich sie Genretechnisch eher im Liebesroman-Bereich eingeordnet hatte. Welch ein Trugschluß...

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