5. Oktober 2016

[Rezension] Hannah Kent - "Das Seelenhaus"

Hannah Kent - Das Seelenhaus
Historischer Roman

Verlag: Hörbuch Hamburg
ISBN 13: 978-3-899-03918-4
Dauer: gekürzte Lesung, 6 CDs, 465 Minuten
Erschienen: 1. September 2014
Originaltitel: "Burial Rites"
Übersetzer: Leonie von Reppert-Bismarck, Thomas Rütten
Sprecher: Thomas Kluckert, Vera Teltz

Zum Inhalt 
„Nordisland 1828. Die Tat war grausam: zwei Männer erschlagen, erstochen und verbrannt. Angeklagt und zum Tode verurteilt wird Agnes Magnúsdóttir, eine Magd von Mitte 30. Die letzten Monate vor ihrer Hinrichtung soll sie auf dem Hof eines Beamten und seiner Familie verbringen. Entsetzt darüber, eine verurteilte Mörderin in ihrem Haus zu haben, meidet die Familie jeglichen Kontakt. Nur der junge Dekan Tóti, der die Verurteilte auf den Pfad der Wahrheit und der Buße führen soll, spricht mit ihr. Als dann der Winter naht und die Gemeinschaft in der schroffen Landschaft zusammenrücken muss, enthüllt sich Agnes’ Geschichte vollständig und die Familie muss feststellen, dass das, was sie für wahr hielt, vielleicht nicht stimmt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Schon lange wollte ich diese Geschichte lesen, weil sie einen ungewöhnlichen Plot bietet und auf einer wahren Begebenheit beruht – als ich dann das Hörbuch gesehen habe, habe ich zugegriffen – und es nicht bereut. Es ist eine eindringliche, sehr berührende Geschichte.

Den Einstieg fand ich etwas schwierig, und das hing mit den isländischen Namen zusammen, die in meinen Ohren sehr fremd geklungen haben und auch nicht sehr eingängig waren. Dazu gibt es wechselnde Erzählperspektiven und auch Auszüge aus Gerichtsakten, die vorgelesen wurden – als ich mich dann aber einmal eingehört hatte, war ich richtig drin in der Geschichte, die für mich vor allem durch einen unglaubliche und sehr eindringliche Atmosphäre brilliert. 

Erzählt wird die Geschichte von Agnes Magnúsdóttir, die zwei Männer erschlagen haben soll und zum Tode verurteilt wird – die Zeit bis dahin soll sie auf dem Hof eines Dienstmannes verbringen. Die Familie ist erst abweisend und skeptisch Agnes gegenüber, doch nach und nach erfahren sie ihre Geschichte und die Beziehung zueinander ändert sich. 

So geht es natürlich auch dem Leser bzw. Hörer – wird Agnes zunächst als Monster dargestellt, lernt man sie nach und nach als ganz normale Frau mit Stärken und auch Schwächen kennen. Man hört ihre Geschichte und erfährt ihre Sicht der Dinge – und entwickelt so ein ganz neues Verständnis. 

Die Geschichte ist sehr dicht erzählt und voller Bilder, Stimmungen und bedrückender Atmosphäre – das liegt aber nicht nur an Agnes Geschichte, sondern auch an Islands Landschaft, an der Jahreszeit und den tollen Beschreibungen, die eine ganze Vielzahl von Bildern in meinem Kopf haben entstehen lassen. Auch die beiden Sprecher Thomas Kluckert und Vera Teltz haben dazu beigetragen, dass ich völlig eingetaucht bin in die Geschichte – während Vera Teltz die Parts aus Sicht von Agnes vorträgt, übernimmt Thomas Kluckert die anderen Perspektiven. Beide haben eine für meine Ohren sehr angenehme Stimmfarbe, und sie haben die Stimmung der Geschichte sehr gut betonen können.

Es gibt nur wenige Charaktere in diesem Buch, und diese sind sehr gut und tief gezeichnet – manchmal ist es ja schwierig, historischen Persönlichkeiten ein eigenes Gesicht zu geben, Hannah Kent ist dies aber gelungen; und das nicht nur bei Agnes, sondern auch beim Dekan Toti und der Familie, wo Agnes untergebracht ist.

Ich glaube, ich würde das Buch gerne noch mal selber lesen, da es wohl gespickt ist mit Zeitungsausschnitten und anderen historischen Dokumenten – als Hörbuch aber kann ich die Geschichte auf jeden Fall empfehlen. Einen Stern ziehe ich nur ab, weil ich den Einstieg etwas schwierig fand, dann aber hat sich die Geschichte wunderbar hören lassen. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine sehr eindringliche und atmosphärisch dichte Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Nach einem etwas schwierigen Einstieg, der an den für meine Ohren wenig eingängigen isländischen Namen lag, war ich in der Geschichte gefangen – sicherlich auch wegen der tollen Leistung der beiden Sprecher Thomas Kluckert und Vera Teltz. Ich gebe dem Hörbuch 4 von 5 Sternen und möchte unbedingt das Buch dazu selber einmal lesen.


3 Kommentare:

  1. Hallo Sabrina,

    das ist auch so ein Buch, das zuerst ewig auf der WL gewartet hat und nun schon länger am SuB schlummert. Dabei habe ich so viele positive Rezensionen dazu gelesen und deine Rezi macht jetzt wirklich mal Lust darauf, nach dem Buch zu greifen. Grad diese Dichte, die du so schön beschreibst, klingt ganz nach meinem Geschmack.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Ja - es ist atmosphärisch sehr klasse - und ich finde, es passt eben gerade wegen der Stimmung gut in den Herbst. Gib ihm eine Chance!

      LG Sabine

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    2. Stimmt! Die ideale Lektüre für das grausliche Herbstwetter. Ich muss es wirklich bald lesen.

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