12. Juni 2016

[Rezension] Renate Ahrens - "Ferne Tochter"

Renate Ahrens - Ferne Tochter
Gegenwartsliteratur

Verlag: Droemer-Knaur
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Echo Images /Susan Anderson
ISBN-13: 978-3-426-51093-3
Seiten: 288 Seiten
Erschienen: 1.10.2012

Zum Inhalt 
„Der Anruf dauert höchstens drei Minuten, doch er verändert alles. Das neue Leben, das Judith sich in Rom aufgebaut hat, gerät ins Wanken. Sie wird eingeholt von dem, was sie vor zwanzig Jahren, nach einer verhängnisvollen Entscheidung, hinter sich gelassen hat – Hamburg, die Eltern, ihre Jugendliebe. In Rom arbeitet Judith als Restauratorin von Fresken der Renaissance; Engel sind ihre Spezialität. Mit Francesco führt sie eine glückliche Ehe, nur Kinder sind ihnen versagt geblieben. Von ihrem früheren Leben ahnt er nichts. So hatte es bleiben sollen. Nie mehr, das hatte Judith sich geschworen, wollte sie nach Hamburg zurückkehren. Aber jetzt muss sie zurück, muss sich ihrer Vergangenheit stellen – dem Tod des Vaters, der kranken Mutter und dem Menschen, an den sie die letzten zwanzig Jahre jeden Tag gedacht hat. Wie soll sie ihrem Mann erklären, dass ihr gemeinsames Leben auf einer Lüge basiert?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Eine sehr eindringliche Geschichte in bedrückender, melancholischer Atmosphäre, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat und am Ende dann doch ein gutes Gefühl im Bauch zurücklässt.

Schon nach wenigen Seiten war ich in der Geschichte drin, obwohl zunächst alles sehr unklar erscheint, und erst nach und nach erschließt sich, um was es eigentlich geht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Judith, die vor über 20 Jahren ihre Heimatstadt Hamburg verlassen hat und dadurch ihre Vergangenheit abstreifen wollte – doch ein kurzes Telefonat reicht aus, dass alles wieder da und Judiths Leben auf den Kopf gestellt wird. 

Es ist eine ruhige Geschichte, die aber dennoch voller Kraft ist und atmosphärisch dicht erzählt wird. Dazu trägt auch der prägnante Schreibstil bei, den ich zugegebenermaßen anfangs nicht mochte, der aber die Stimmung mit seinen kurzen und knappen Sätzen wunderbar einfängt. Zum Glück habe ich mich dann doch an diese Schreibart gewöhnen können, die aber sicherlich nicht jedermanns Sache ist – so aber bin ich in den Genuss dieser wunderbaren und eindringlichen Geschichte gekommen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass sie ohne Kitsch auskommt und sie auf mich sehr authentisch wirkte – hier wird nichts beschönigt, sondern ehrlich und glaubhaft berichtet, die Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen, agieren menschlich und auch schon mal falsch, wirken dadurch aber eben so glaubhaft. Nicht immer war ich mit ihren Handlungen einverstanden, dennoch aber waren sie mir sympathisch, weil sie so echt wirkten, eben wie Menschen mit all ihren Ecken und Kanten.

Die Geschichte baut sich langsam auf, und nach und nach erfährt man, was in Judiths Vergangenheit passiert ist, was dazu geführt hat, dass sie Deutschland verlässt und alle Verbindungen abbricht. Man erlebt Höhen und Tiefen bei den Rückblicken in die Vergangenheit, genauso aber bei den Geschehnissen der Gegenwart. So hat mich die Geschichte mehr und mehr eingesogen – lediglich das Ende war mir zu abrupt, da hätte ich mir einfach mehr Seiten gewünscht, in denen die Entwicklung verschiedener Beziehungen nochmal mehr beleuchtet werden. Trotzdem hat mich das Buch insgesamt sehr beeindruckt und ich gebe ihm 4 von 5 Sternen – einen Stern ziehe ich ab wegen des Endes und wegen des zwar passenden, aber mir einfach nicht gefallenden Schreibstils.

Mein Fazit
Eine eindringliche Geschichte, in der es um Gefühle und Beziehungen geht und die mich von Anfang an in ihren Bann ziehen konnte. Zwar war der Schreibstil mit den kurzen und klaren Sätzen nicht meins, dennoch aber hat die Autorin dadurch eine unglaubliche Atmosphäre erschaffen können. Zwar ist die Geschichte eine ruhige, dennoch aber fesselt sie und trägt eine subtile Spannung in sich. Das Ende kam mir dann etwas zu abrupt, auch wenn ich das Buch dann mit einem guten Gefühl zugeschlagen habe. Ich gebe ihm 4 von 5 Sternen.


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