30. Juni 2016

[Leseeindruck] Benedict Wells - "Spinner"

Benedict Wells - Spinner
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes
Umschlagillustration: Peter Stanick, >3 feet<
ISBN-13: 978-3-257-06717-0
Seiten: 309 Seiten
Erschienen: 21. Juli 2009

Buchrückentext
„Jesper Lier, 20, weiß nur noch eines: Er muss sein Leben ändern, und zwar radikal. Er erlebt eine turbulente Woche und eine wilde Odyssee durch das neue Berlin. Ein tragikomischer Roman über die Angst, wirklich die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Meine Meinung
Nachdem mich „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells ja total begeistert hatte, war ich natürlich neugierig auch auf dieses Buch. Doch leider muss ich sagen, dass es mich sehr enttäuscht hat und ich schmerzlich den wunderbaren Schreibstil vermisst habe, den sich der Autor wohl erst im Laufe der Jahre angeeignet hat. 

Vielleicht lag es aber auch an der Geschichte selber, dass sie mich nicht überzeugen konnte, denn ich fühlte mich an vielen Stellen einfach zu alt für dieses Buch und konnte mich in den Protagonisten Jesper nicht hineinversetzen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich ihn nicht mal sonderlich sympathisch fand und mich seine Unentschlossenheit und sein Selbstmitleid ziemlich genervt haben. 

Aufgebaut ist das Buch in 7 große Kapitel, die jeweils einen Tag beschreiben. Über 7 Tage schreibt Jesper in Ich-Form, was er denkt, fühlt und erlebt – und der umgangssprachliche Schreibstil verstärkt nochmal den Eindruck eines Tagebuchs. Ich mochte den Stil nicht, er war mir zu platt und einfach, und ich habe die Ausdruckskraft, die ich in Benedict Wells letztem Roman kennenlernen durfte, schmerzlich vermisst. Erschienen ist „Spinner“ als zweiter Roman des Autors, tatsächlich hat er ihn aber vor „Becks letzter Sommer“ geschrieben – ist also eigentlich sein Debütroman. Da ich auch diesen noch in meinem Regal zum Lesen stehen habe, bin ich schon sehr gespannt, wie er mir gefallen wird und wie sich der Schreibstil entwickelt hat. 

Ich habe die Geschichte als wenig fesselnd empfunden und habe einen roten Faden vermisst. Dreiviertel des Buches irrt der Protagonist – mal allein, mal in Begleitung – durch sein Leben in Berlin – zwar passiert hier auch einiges, aber ich fand es abstrus und an den Haaren herbeigezogen. Das letzte Viertel hat mir dann aber gut gefallen, denn Jesper beginnt endlich, sich zu hinterfragen und sein Leben zu überdenken – und zieht dann auch endlich mal entsprechende Konsequenzen.

Vielleicht bin ich einfach zu alt gewesen für diese coming-of-age-Geschichte und jüngere Leser spricht sie mehr an – weil mir das Ende dann aber doch gefallen hat und ich die Idee des Buches auch mochte, gebe ich ihm sehr knappe 3 von 5 Sternen.


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