26. Februar 2016

[Rezension] Benedict Wells - "Vom Ende der Einsamkeit"

Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes-Verlag
Umschlagillustration: © Elizabeth Peyton, „Jeanne Moreau and Francois Truffaut (The Bridge Wore Black)“, 2005
ISBN-13: 978-3-257-86285-0
Seiten: 357 Seiten
Erschienen: 24. Februar 2016

Buchrückentext 
„Jules und seine Geschwister Marty und Liz sind grundverschieden, doch ein tragisches Ereignis prägt alle drei: Behütet aufgewachsen, haben sie als Kinder ihre Eltern durch einen Unfall verloren. Obwohl sie auf dasselbe Internat kommen, geht jeder seinen eigenen Weg, sie werden sich fremd und verlieren einander aus den Augen. Vor allem der einst so selbstbewusste Jules zieht sich immer mehr in seine Traumwelten zurück. Nur mit der geheimnisvollen Alva schließt er Freundschaft, doch erst Jahre später wird er begreifen, was sie ihm bedeutet – und was sie ihm immer verschwiegen hat. Als Erwachsener begegnet er Alva wieder. Es sieht so aus, als könnten sie die verlorene Zeit zurückgewinnen, doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein.“

Meine Meinung
Ein wunderbares Buch, das mich sehr berührt und direkt in mein Herz getroffen hat – es war mein erstes Buch von Benedict Wells, aber ganz sicher nicht mein letztes!

Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus Entwicklungsroman und Liebesgeschichte, melancholisch und berührend, ohne jemals kitschig zu sein, und spendet am Ende trotzdem Mut und Hoffnung. Auf mich hat die Geschichte von der ersten Seite an einen unglaublichen Sog ausgeübt, obwohl das Buch im eigentlichen Sinne nicht spannend ist, konnte ich es dennoch kaum aus der Hand legen, so tief war ich in die Geschichte eingetaucht, wollte Jules, den Protagonisten, einfach nicht alleine lassen und habe ihn auf all seinen Höhen und Tiefen sehr gerne begleitet. Und dabei ist das Buch sehr authentisch – es gibt nicht nur tolle und schöne Erlebnisse, ganz im Gegenteil. Das Buch schreibt das Leben, es gibt Berg- aber auch Talfahrten. Ich habe mit Jules gelacht, aber auch geweint und gerade das letzte Drittel hat mich tief berührt. Und auch wenn sich am Ende nicht alle Probleme in Luft auflösen, habe ich das Buch doch mit einem guten Gefühl im Bauch zugeschlagen. Denn auch wenn nicht alles immer nur gut läuft, schafft es der Autor dem Leser Mut zu machen, Mut, das Leben zu nehmen wie es ist, Entscheidungen zu treffen und immer daran zu denken, dass man selber entscheiden kann, dass man eine Wahl hat. 

Die Geschichte ist aus Jules Sicht in Ich-Form geschrieben, so emotional und ehrlich, dass er mir nicht nur sympathisch war, sondern ich mit ihm gefühlt habe und ihn in sehr vielen Punkten einfach nur richtig gut verstehen konnte. Dabei ist der Schreibstil sehr gefühlvoll und warm, feinfühlig und voller Poesie – ich konnte einfach nicht genug kriegen von den vielen schönen Sätzen und Gedanken, die in diesem Buch auftauchen. Doch auch wenn es Jule ist, der seine Geschichte erzählt, spielen auch seine Geschwister Liz und Marty eine große Rolle und sind mir sehr ans Herz gewachsen. Unterschiedlich wie sie sind, sucht jeder einen anderen Weg, dem Schmerz und Kummer zu entgehen – und auch wenn sie sich eine Zeit lang aus den Augen verloren haben, finden sie am Ende doch wieder zusammen und stellen sich gemeinsam als Familie den Tücken des Lebens.

Die Charaktere sind einfach wunderbar gezeichnet. Sie haben Tiefe und wirken wie aus dem Leben gegriffen, weil sie nicht einfach nur gut sind, sondern Ecken und Macken haben, die einen vielleicht mal verzweifeln lassen, sie aber dadurch sehr authentisch und echt wirken lassen. Gerade Jules habe ich mit seiner melancholischen Art sehr ins Herz geschlossen, diese Traurigkeit, die ihn in großen Teilen seines Lebens begleitet, hat mich oft mitfühlen und auch leiden lassen, und oft habe ich ihn einfach nur zu gut verstanden. Alva, seine Schulfreundin, die er nach Jahren wiedertrifft, ist eine sehr starke Figur, die auf mich wie ein Fels in der Brandung wirkte, obwohl auch sie ihr Päckchen zu tragen hatte. Wie sie das Leben angeht, ihm manches Mal zu strotzen weiß und in so vielen Situationen Würde und Stärke demonstriert – das hat mir sehr gefallen. Auch Romanow, Liz, Marty und Elena sind Charaktere, die durch ihre Persönlichkeit überzeugten – die einen leiser, die anderen lauter, aber alle haben mir auf ihre jeweils eigene Art gefallen.

Mich hat dieses Buch wirklich beeindruckt – ich habe mit gelitten und gefühlt, habe gelacht und geweint und trotzdem am Ende ein gutes Gefühl im Bauch gehabt. Diesem Buch gebe ich gerne 5 von 5 Sternen und freue mich nun auf weitere Werke des Autors.

Mein Fazit
Ein berührender Roman, der mich beeindruckt hat mit seinen sympathischen und sehr authentischen Charakteren und einem emotionalen Schreibstil, der einen eigenen Sog auf mich ausgeübt hat und voller Poesie und Feinfühligkeit überzeugt. Die Geschichte selber ist ruhig und fesselt dennoch, eine Mischung aus Entwicklungsroman und Liebesgeschichte – berührend und melancholisch und zu keinem Zeitpunkt kitschig. Ich bin sehr angetan von diesem Buch und gebe 5 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Wie wunderbar, deine Rezension heute hier zu sehen! Gerade eben habe ich nämlich erfahren, dass ich über die gestrige Lovelybooks-Livestreamlesung ein signiertes Exemplar von "Vom Ende der Einsamkeit" gewonnen habe! *freu* :)

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  2. Herzlichen Glückwunsch Janine <3
    Und dank dir Sabine für die Rezension :)
    Auch ich habe das Buch bei LB ins Auge gefasst und nun landet es auf meiner WuLi. Emotionaler Schreibstil und Melancholie klingt gut.

    Liebste Grüße
    Andrea

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