7. Februar 2016

[Höreindruck] Jean-Paul Didierlaurent - "Die Sehnsucht des Vorlesers"

Jean-Paul Didierlaurent - Die Sehnsucht des Vorlesers
Gegenwartsliteratur

Verlag: Hörbuch Hamburg
ISBN-13: 978-3-957-13015-0
Dauer: ungekürzt, 3 CDs, 241 Minuten
Erschienen: 25. September 2015
Originaltitel: „Le Liseur du 6 h 27“
Übersetzerin: Sonja Finck
Sprecher: Torben Kessler

Zum Inhalt 
„Guylain liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Pariser Vorortzug um 6 Uhr 27 ein paar Seiten laut vor, die er tags zuvor der Schreddermaschine entrissen hat: sein Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur. Eines Tages findet er im Zug einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist. Davon tief bewegt, liest er nun ihre Geschichten vor – und der Zauber springt auch auf die Mitreisenden über. Viel mehr noch: Die Geschichten verändern Guylains Leben. Er muss diese Frau finden …“ (Quelle: Verlagsseite)

Höreindruck
Ich hatte so viel Gutes über diese Geschichte gehört, dass ich sie einfach auch lesen wollte – als mir dann das Hörbuch in die Hände viel, habe ich nicht lange gezögert und zugegriffen. Ich weiß nicht, ob es am Medium lag und ob mir der selbst gelesene Text besser gefallen hätte, so aber hat mich das Buch leider überhaupt nicht berühren können.

Dabei klang die Geschichte so vielversprechend: Der junge Guylain arbeitet in einer Papierverwertungsfabrik, dabei bricht ihm jedes Mal das Herz, wenn dort Bücher zerschreddert werden. Einzelne kann er retten und liest dann Kapitel daraus auf seiner Heimfahrt im Bus den anderen Mitfahrenden vor. 

Das Vorlesen zieht sich zwar wie ein roter Faden durch das ganze Buch, trotzdem aber bleibt es sehr im Hintergrund, weil die Geschichte dann einen anderen Schwerpunkt bekommt – nachdem Guylain nämlich einen USB-Stick mit Tagebucheinträgen findet, will er die Frau, die diese geschrieben hat, unbedingt kennenlernen. 

Ich bin schon mit den Charakteren nicht richtig warmgeworden – sowohl Guylain als auch sein Freund Guiseppe sind alles andere als Stereotypen, sie sind sehr eigen, um nicht zu sagen skurril, und ich konnte mich in sie einfach nicht hineinversetzen. Dazu kommt, dass mir die Handlung an einigen Stellen einfach nicht gefallen hat – weder haben mich die ganzen Geschichten aus den Toilettenanlagen interessiert noch die genaue Beschreibung dessen, was genau die Bestie in der Verwertungsfabrik macht. Vielleicht wäre das anders gewesen, hätte ich das Buch gelesen, als es anzuhören, vielleicht wären mir die Figuren dann auch näher gewesen, so aber habe ich mich während der ganzen Geschichte als Außenseiter gefühlt und eben nicht als Teil der Geschichte. Dabei sind die Figuren wirklich sehr gut gestaltet, sie haben Ecken und Kanten, sind alles andere als stereotyp – nur glaubhaft fand ich sie leider nicht.

Vielleicht lag es aber auch am Sprecher, dessen Stimmfarbe ich nicht mochte und der mir die Geschichte zu monoton gelesen hat – mir waren da zu wenig Emotionen, zu wenig Leben in der Geschichte.

Letztlich entwickelt sich die Geschichte dann zu einer Suche nach der unbekannten Frau. Dabei kommt das Ende dann aber sehr plötzlich und abrupt und irgendwie wirkt es auf mich wie nicht zu Ende erzählt. 

Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch, ich hatte etwas ganz Besonderes erwartete, eine Geschichte mit Tiefgang, die direkt bei mir ins Herz zielt und die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. All das habe ich leider nicht bekommen. Ich gebe trotzdem 3 von 5 Sternen, weil ich nicht sicher bin, ob es einfach am Medium gelegen haben könnte und weil mir die Idee eigentlich immer noch gut gefällt. Vielleicht greife ich irgendwann einmal zu der gedruckten Variante und lese das Buch selber.


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