Annette Dutton – Das
Geheimnis jenes Tages
Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Jill Battaglia
/Trevillion Images
ISBN-13: 978-3-426-51703-1
Seiten: 378 Seiten
Erschienen: 1. September 2015
Buchrückentext
„Australien 1863: Begeistert untersucht die Naturforscherin Amalie
Dietrich die Tier- und Pflanzenwelt. Ausgerechnet sie, eine Frau aus einfachen
Verhältnissen, soll Sammlungen für ein exklusives Privatmuseum erstellen. Doch
der Auftrag hat einen Preis: Ihre Tochter muss in Deutschland zurückbleiben.
Zudem ist die Arbeit gefährlich – und das nicht nur, weil in Australien giftige
Tiere lauern.
2015: Die Archäologie-Professorin Nadine übergibt einem Aborigine-Stamm
ein Artefakt, das deutsche Forscher im 19. Jahrhundert unrechtmäßig an sich
gebracht haben sollen. Ihre 18-jährige Tochter begleitet sie und wird wenig
später im Outback vermisst, Nadine gerät in Panik. Schon einmal hat sie einen
geliebten Menschen durch die Gewalt der Natur verloren.“
Meine Meinung
Nachdem mich die Autorin mit „Das geheime Versprechen“ völlig überzeugt
hat, war ich natürlich neugierig auf ihr neues Buch. Der Klappentext versprach
eine spannende Geschichte auf zwei Zeitebenen, diesmal in Australien spielend,
das ein wenig mystische und verwunschene Cover hat zum Träumen eingeladen – und
so habe ich gespannt mit der Lektüre begonnen.
Und gleich die ersten Seiten sind auch sehr spannend – Nadine ist mit
ihrer Schwester auf einer Wanderung in den Bergen unterwegs, als ein
schrecklicher Schneesturm anfängt zu wüten und die beiden die Orientierung
verlieren. Doch nach diesem wirklich packenden Prolog gibt es erst mal einen
Zeitsprung ins Jahr 1842, nach Sachsen. Hier ist die Naturforscherin Amalie
Dietrich die Protagonistin, eine historisch belegte Persönlichkeit, die es im
Laufe ihres Lebens zu einem gewissen Ansehen schafft und einen Auftrag in
Australien annimmt, der sie für viele Jahre von ihrer Tochter trennt. Dieser
Erzählstrang nimmt sicherlich den Großteil des Buches ein, er ist interessant
und man lernt eine Menge über die damaligen Lebensumstände – in Deutschland und
in Australien -, über Flora und Fauna, aber auch über die schwierige Beziehung
Amalies zu ihrer Tochter. Ich fand diesen Erzählstrang sehr interessant, auch
wenn er zum Teil doch sehr ausführlich geraten ist und leider oft nur wenig
passiert. Ganz anders ist da der Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem man
Nadine aus dem Prolog wiedertrifft, die jetzt Archäologin ist und mit ihrer
Tochter Alina nach Australien reist. Spannend wird es, als Alina plötzlich im
Outback verschwindet und Nadine sie auf eigene Faust zu suchen beginnt.
Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz – so unterschiedlich sie auch
waren und in beiden habe ich mich sehr wohl gefühlt. Natürlich habe ich die
ganze Zeit gerätselt, wie die Fäden dann am Ende zusammenlaufen werden, hatte
aber keine richtige Idee. Leider ist es der Autorin dann auch nicht gelungen,
die Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen, mir war die Verbindung beider
Handlungsstränge einfach zu dünn, sie wirkte auf mich etwas konstruiert, so als
wäre krampfhaft versucht worden, einen Bezug zwischen beiden herstellen.
Während die Schilderungen rund um die Pflanzenmalerin Amalie sehr ausführlich
und detailreich waren, so dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte und
auch ihre Geschichte sehr ausführlich beschrieben wurde, hat mir das im
Handlungsstrang der Gegenwart gefehlt. Der wirkte einfach zu kurz abgehandelt,
dabei hatte er so viel Potential – ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von
Nadine erfährt, ihrer Beziehung zu ihrer Tochter und ihrem Vater, dass sich die
Geschichte einfach langsamer entwickelt und man sich als Leser dadurch besser
in die hineindenken kann. So war es leider nur eine Aneinanderreihung von
Geschehnissen, die zwar in einem spannenden Finale münden, den Charakteren aber
war ich nicht wirklich nahe, weil ich sie zuvor nicht richtig kennenlernen
durfte. Das fand ich sehr schade.
Dafür fand ich Amalie und auch ihre Tochter Charitas sehr gut
gezeichnet. Gerade Amalies Zerrissenheit wegen ihrer Tochter und ihre Not, die
sicherlich auch der damaligen Zeit geschuldet war, habe ich beim Lesen richtig
spüren können. Beide habe ich sehr ins Herz geschlossen, mit ihnen gelitten und
gefühlt, umso überraschter war ich am Ende, als ich von den dunklen Gerüchten,
die sich um Amalie Dietrich ranken, gelesen habe. So ist es mir mit Nadine und
Alina in der Gegenwart leider nicht gegangen. Beide sind mir sehr fremd
geblieben, nicht unsympathisch, aber ich konnte zu ihnen einfach keine rechte
Bindung aufbauen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, er
entführt in die farbenfrohe Welt Australiens und hat bei mir viele Bilder im
Kopf entstehen lassen. Dadurch, dass sich beide Erzählstränge immer abwechseln,
kommt zudem Spannung auf und ich bin geradezu durch das Buch geflogen. Den
Anhang fand ich dann sehr gelungen, denn hier erfährt man sehr Interessantes
über verschiedene historische Persönlichkeiten, die im Buch eine mehr oder
weniger große Rolle spielen. Mir hat das nochmal geholfen, das Gelesene
einordnen zu können und war über manche Fakten auch wirklich erstaunt.
Mein Fazit
Zwei Erzählstränge, die beide nach Australien führen, aber zu
unterschiedlichen Zeiten. Während sich die Geschichte der Vergangenheit vor
allem um die Naturforscherin Amalie Dietrich dreht und ihr Leben im
australischen Buch wirklich farbenfroh und interessant erzählt wird, ist der
Handlungsstrang der Gegenwart zwar auch spannend, aber leider viel zu kurz
geraten. Auch hat mir die Verknüpfung dieser beider Erzählstränge nicht
gefallen – ich fand sie zu locker und zu konstruiert. Trotzdem aber sind die
Seiten einfach nur so dahingeflogen durch den fesselnden und sehr angenehmen
Schreibstil. Da ich trotz meiner Kritikpunkte gut unterhalten wurde, gebe ich
dem Buch 3,5/5 Sternen.
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