13. September 2015

[Rezension] Annette Dutton - "Das Geheimnis jenes Tages"


Annette Dutton – Das Geheimnis jenes Tages
Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Jill Battaglia /Trevillion Images
ISBN-13: 978-3-426-51703-1
Seiten: 378 Seiten
Erschienen: 1. September 2015

Buchrückentext
„Australien 1863: Begeistert untersucht die Naturforscherin Amalie Dietrich die Tier- und Pflanzenwelt. Ausgerechnet sie, eine Frau aus einfachen Verhältnissen, soll Sammlungen für ein exklusives Privatmuseum erstellen. Doch der Auftrag hat einen Preis: Ihre Tochter muss in Deutschland zurückbleiben. Zudem ist die Arbeit gefährlich – und das nicht nur, weil in Australien giftige Tiere lauern.
2015: Die Archäologie-Professorin Nadine übergibt einem Aborigine-Stamm ein Artefakt, das deutsche Forscher im 19. Jahrhundert unrechtmäßig an sich gebracht haben sollen. Ihre 18-jährige Tochter begleitet sie und wird wenig später im Outback vermisst, Nadine gerät in Panik. Schon einmal hat sie einen geliebten Menschen durch die Gewalt der Natur verloren.“

Meine Meinung
Nachdem mich die Autorin mit „Das geheime Versprechen“ völlig überzeugt hat, war ich natürlich neugierig auf ihr neues Buch. Der Klappentext versprach eine spannende Geschichte auf zwei Zeitebenen, diesmal in Australien spielend, das ein wenig mystische und verwunschene Cover hat zum Träumen eingeladen – und so habe ich gespannt mit der Lektüre begonnen.

Und gleich die ersten Seiten sind auch sehr spannend – Nadine ist mit ihrer Schwester auf einer Wanderung in den Bergen unterwegs, als ein schrecklicher Schneesturm anfängt zu wüten und die beiden die Orientierung verlieren. Doch nach diesem wirklich packenden Prolog gibt es erst mal einen Zeitsprung ins Jahr 1842, nach Sachsen. Hier ist die Naturforscherin Amalie Dietrich die Protagonistin, eine historisch belegte Persönlichkeit, die es im Laufe ihres Lebens zu einem gewissen Ansehen schafft und einen Auftrag in Australien annimmt, der sie für viele Jahre von ihrer Tochter trennt. Dieser Erzählstrang nimmt sicherlich den Großteil des Buches ein, er ist interessant und man lernt eine Menge über die damaligen Lebensumstände – in Deutschland und in Australien -, über Flora und Fauna, aber auch über die schwierige Beziehung Amalies zu ihrer Tochter. Ich fand diesen Erzählstrang sehr interessant, auch wenn er zum Teil doch sehr ausführlich geraten ist und leider oft nur wenig passiert. Ganz anders ist da der Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem man Nadine aus dem Prolog wiedertrifft, die jetzt Archäologin ist und mit ihrer Tochter Alina nach Australien reist. Spannend wird es, als Alina plötzlich im Outback verschwindet und Nadine sie auf eigene Faust zu suchen beginnt.

Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz – so unterschiedlich sie auch waren und in beiden habe ich mich sehr wohl gefühlt. Natürlich habe ich die ganze Zeit gerätselt, wie die Fäden dann am Ende zusammenlaufen werden, hatte aber keine richtige Idee. Leider ist es der Autorin dann auch nicht gelungen, die Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen, mir war die Verbindung beider Handlungsstränge einfach zu dünn, sie wirkte auf mich etwas konstruiert, so als wäre krampfhaft versucht worden, einen Bezug zwischen beiden herstellen. 
Während die Schilderungen rund um die Pflanzenmalerin Amalie sehr ausführlich und detailreich waren, so dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte und auch ihre Geschichte sehr ausführlich beschrieben wurde, hat mir das im Handlungsstrang der Gegenwart gefehlt. Der wirkte einfach zu kurz abgehandelt, dabei hatte er so viel Potential – ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von Nadine erfährt, ihrer Beziehung zu ihrer Tochter und ihrem Vater, dass sich die Geschichte einfach langsamer entwickelt und man sich als Leser dadurch besser in die hineindenken kann. So war es leider nur eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die zwar in einem spannenden Finale münden, den Charakteren aber war ich nicht wirklich nahe, weil ich sie zuvor nicht richtig kennenlernen durfte. Das fand ich sehr schade.

Dafür fand ich Amalie und auch ihre Tochter Charitas sehr gut gezeichnet. Gerade Amalies Zerrissenheit wegen ihrer Tochter und ihre Not, die sicherlich auch der damaligen Zeit geschuldet war, habe ich beim Lesen richtig spüren können. Beide habe ich sehr ins Herz geschlossen, mit ihnen gelitten und gefühlt, umso überraschter war ich am Ende, als ich von den dunklen Gerüchten, die sich um Amalie Dietrich ranken, gelesen habe. So ist es mir mit Nadine und Alina in der Gegenwart leider nicht gegangen. Beide sind mir sehr fremd geblieben, nicht unsympathisch, aber ich konnte zu ihnen einfach keine rechte Bindung aufbauen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, er entführt in die farbenfrohe Welt Australiens und hat bei mir viele Bilder im Kopf entstehen lassen. Dadurch, dass sich beide Erzählstränge immer abwechseln, kommt zudem Spannung auf und ich bin geradezu durch das Buch geflogen. Den Anhang fand ich dann sehr gelungen, denn hier erfährt man sehr Interessantes über verschiedene historische Persönlichkeiten, die im Buch eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Mir hat das nochmal geholfen, das Gelesene einordnen zu können und war über manche Fakten auch wirklich erstaunt.

Mein Fazit
Zwei Erzählstränge, die beide nach Australien führen, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Während sich die Geschichte der Vergangenheit vor allem um die Naturforscherin Amalie Dietrich dreht und ihr Leben im australischen Buch wirklich farbenfroh und interessant erzählt wird, ist der Handlungsstrang der Gegenwart zwar auch spannend, aber leider viel zu kurz geraten. Auch hat mir die Verknüpfung dieser beider Erzählstränge nicht gefallen – ich fand sie zu locker und zu konstruiert. Trotzdem aber sind die Seiten einfach nur so dahingeflogen durch den fesselnden und sehr angenehmen Schreibstil. Da ich trotz meiner Kritikpunkte gut unterhalten wurde, gebe ich dem Buch 3,5/5 Sternen.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensiosexemplars.  



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