28. März 2015

[Rezension] Patrick Modiano - "Im Café der verlorenen Jugend"

Patrick Modiano - Im Café der verlorenen Jugend
Roman

Verlag: dtv-Verlag
Umschlaggestaltung: nach einem Entwurf von Peter-Andreas Hassiepen unter Verwendung eines Fotos von Corbis /Bettmann
ISBN-13: 978-3-423-14274-8
Seiten: 158 Seiten
Erschienen: 1. Dezember 2013

Buchrückentext 
„Mit „Im Café der verlorenen Jugend“ hat Patrick Modiano einen seiner schönsten Romane geschrieben. Vier verschiedene Stimmen erzählen vom Leben und der Liebe einer jungen Frau, genannt Louki. Dabei erschafft Modiano eine unvergleichliche Atmosphäre, in der das Paris der frühen Sechzigerjahre wiederaufersteht.“

Meine Meinung
Das Cover des Buches hat mich total angesprochen und natürlich war ich auch neugierig auf die Geschichte, denn immer schon mal wollte ich etwas von einem Nobelpreisträger gelesen habe. Ich kann gar nicht sagen, dass ich enttäuscht bin – das Buch hat sich sehr gut lesen lassen, den Schreibstil mochte ich, fand ich poetisch und einfach sehr französisch (was ich mag), doch leider hat sich mir die Geschichte nicht richtig erschlossen.

Um was geht es eigentlich? Die Geschichte wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, und es geht immer um Louki, eine junge Frau, die ihren Mann verlassen hat und nun durchs Leben treibt. Es gibt einen Ermittler, der über Loukis Leben erzählt, nachdem er von ihrem Mann engagiert worden ist und er sich auf die Suche nach der jungen Frau mache; es wird auch aus Sicht eines Schriftstellers berichtet, der meint, Louki zu lieben, und mit ihr durch verschiedene Quartiers von Paris zieht; auch ein regelmäßiger Besucher des Cafés „Le Condé“ erzählt von Louki, die sich ebenfalls in genanntem Café oft aufhält und schließlich erzählt auch Louki selbst aus ihrer Kindheit, von ihrer Mutter und wie sie schließlich geheiratet hat.

Ich fand diese Idee, aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen, toll, doch es war mir als Leserin nicht immer sofort klar, wer denn nun eigentlich erzählt. Dazu ist es nicht so, dass es immer spannend zugeht oder große Dinge geschehen – über viele Seite hinweg wird auch einfach nur mal über die Besucher des Cafés berichtet, wer überhaupt kommt, wie er aussieht, was er getrunken hat. Dann wieder tauchen viele Straßennamen aus Paris auf oder auch Quartiers, durch die gezogen wird – damit konnte ich leider nicht viel anfangen, da ich zwar schon in Paris war, aber dennoch nicht behaupten kann, mich dort gut auszukennen.

Die Geschichte von Louki wird nicht geradlinig erzählt, sondern man bekommt immer mal wieder Einblicke in ihr Leben – erst am Ende ergeben diese ganzen Lebensschnipsel dann ein komplettes Bild, dabei bleibt zum Schluss aber viel Freiheit für den Leser, wie er dieses Bild interpretieren soll.

Den Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen, er war poetisch, in der Wortwahl sehr ausgewählt und es ist beim Lesen eine wunderbare französische, oft auch traurige Stimmung entstanden. Die Charaktere sind mir leider eher fremd geblieben, denn es geht vorrangig um Louki, deren Handlungen und Gedanken aber immer nur indirekt beschrieben sind und für mich auch eher unkonkret geblieben sind. Zwar gibt es ja auch noch andere Personen, nämlich die, aus deren Sicht geschrieben ist, von denen erfährt man aber nur sehr wenig, und daher haben sie für mich kaum Gestalt angenommen.

Ich kann nicht sagen, dass ich das Buch schlecht fand, aber es ist keines, dass man einfach mal nebenbei liest und das beim Lesen gut unterhält. Vielmehr sollte man sich Zeit lassen, die Sätze in sich aufzunehmen und auch wirken zu lassen – ich glaube, nur so kann man überhaupt die Geschichte verstehen und das Buch einen dann auch begeistern. Ich weiß aber nicht, ob ich solche Bücher wirklich lesen will – Bücher, bei denen ich erst recherchieren muss, um sie zu verstehen und die mich beim Lesen selber nicht durch irgendwas fesseln können. Dadurch ist das Buch aber kein schlechtes, sondern meine Erwartungen einfach anders. Ich gebe daher diesmal keine Sterne, sondern lasse das Buch unbewertet, denn ich glaube, dass es schon ein tolles Werk ist, auch wenn es meine Bedürfnisse einfach nicht richtig decken konnte.

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