12. August 2014

[Rezension] Rebecca Gablé - "Hiobs Brüder"

Rebecca Gablé - Hiobs Brüder (Helmsby #2)
Historischer Roman

Verlag: Ehrenwirth-Verlag
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München, www.hildendeign.de
Umschlagfoto: © Artwork HildenDesign, München
ISBN-13: 978-3-431-03791-3
Seiten: 907 Seiten
Erschienen: 9. Oktober 2009

Zum Inhalt 
England, 1147: Eine Gruppe Aussätziger fristet auf einer verlassenen Inselfestung vor der Küste Yorkshires ein menschenunwürdiges Dasein. Weil sie durch körperliche oder geistige Gebrechen nicht zu den Kindern Gottes zählen, wurden sie ausgesetzt und auf dieser Insel verwahrt. Doch ihnen gelingt die Flucht und Losian, der sein Gedächtnis verloren hat und nichts über seine Vergangenheit weiß, übernimmt die Führung dieser eigentümlichen Truppe. Doch als sie das Festland erreicht, ist nichts mehr wie es mal war, und neue, bislang ungeahnte Problemen müssen gelöst werden. 

Meine Meinung
Ich habe diese Geschichte geliebt und war nach über 900 Seiten wirklich traurig, dass sie nun zu Ende ist.

Mit diesem Buch hat Rebecca Gablé aus meiner Sicht ein Meisterwerk geschrieben. Denn es sind diesmal ungewöhnliche Figuren, die den Mittelpunkt des Romans bilden. Von der damaligen Gesellschaft ausgestoßene Menschen, weil sie ein körperliches oder geistiges Makel haben. Ich fand es sehr interessant zu lesen, was mit Menschen passiert, die zum Beispiel die Fallsucht haben, als siamesischer Zwilling oder mit einem Down-Syndrom auf die Welt gekommen sind oder im heutigen Sinne schizophren sind. Selbst wenn man sein Gedächtnis verliert, wird man zum Aussätzigen – so geschehen mit Losian, dem Protagonisten dieses Buches. Ich habe seine Figur geliebt und ihn sehr gerne begleitet. Es ist gutmütig und ehrenhaft, setzt sich für die Seinen ein, hat aber auch Ecken und Kanten, die ihn glaubhaft und authentisch erscheinen lassen. Genauso ist es mit allen anderen Figuren – sie sind so wunderbar ausgearbeitet und haben alle Stärken, aber auch Schwächen. Es gibt nicht einfach nur die Guten oder die Bösen, sondern – ganz wie im richtigen Leben – sind die Menschen differenziert dargestellt mit ihren vielen verschiedenen Charaktereigenschaften.

Wiedermal schafft es die Autorin ganz hervorragend, diese erdachten Figuren in einen historischen Hintergrund einzubinden. Man begleitet diese illustre Gruppe von „Aussätzigen“ über ca. 7 Jahre, zunächst bei ihrer Flucht von der Inselfestung vor der Küste Yorkshires, dann wie sie langsam Fuß fassen auf dem Festland und jeder seinen eigenen Weg geht. Es hat Spaß gemacht, sie zu begleiten, ich habe mit gefiebert und gelitten, und habe ganz nebenbei auch noch einiges über die englische Geschichte gelernt. 

Ich war bei diesem Schmöker von der ersten Seite an gefesselt und muss sagen, dass ich wirklich traurig war, als das Buch vorbei war. Gefallen hat mir, dass der Schwerpunkt diesmal nicht auf Schlachten und politischen Diskussionen gelegen hat, sondern dass es vielmehr um die einzelnen Menschen gegangen ist, was sie erleben, wie es ihnen ergeht und wie sie sich entwickeln. Dass man alte Bekannte aus „Das zweite Königreich“ wiedertrifft, ist ganz schön, doch man muss keine Sorge haben, wenn man dieses Buch, das einige Zeit vor „Hiobs Brüder“ spielt, nicht gelesen hat.

Der Schreibstil ist wiedermal toll: fesselnd und einnehmend, dabei aber angenehm und nicht schwer zu lesen, so dass ich schon nach wenigen Absätzen in die Geschichte eingetaucht bin. Rebecca Gablé hat die Atmosphäre des frühen 12. Jahrhunderts wirklich wunderbar eingefangen. Natürlich gibt es auch Beschreibungen – sowohl der Menschen, als auch der Umgebung – doch sie waren nie langatmig, sondern so gehalten, dass ich alles genau vor Augen hatte und diese Passagen genauso gerne gelesen habe wie alles andere.

Mein Fazit
Mit diesem Buch hat Rebecca Gablé mich überzeugen können. Schon nach wenigen Absätzen war ich in der Geschichte gefangen, ich habe mit den Protagonisten gefiebert und gezittert und sie über den Zeitraum von etwa 7 Jahren gerne begleitet. Mitreißend, fesselnd und interessant fand ich dieses Buch und war sehr traurig, als es dann leider zu Ende war (und das will bei einem Schmöker von über 900 Seiten doch schon was heißen…). Allen Freunden des historischen Romans würde ich dieses Buch also uneingeschränkt empfehlen.

Helmsby-Reihe
2. Hiobs Brüder


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