18. Juni 2014

[Rezension] Ian McEwan - "Abbitte"

Ian McEwan - Abbitte
Gegenwartsliteratur

Verlag: Lido-Verlag
ISBN-13: 9783821852461
Dauer: 6 CDs, 420 min.
Erschienen: 2003
Sprecherin: Barbara Auer  

Zum Inhalt 
„Am heißesten Tag im Sommer 1935 wird die dreizehnjährige Briony Tallis im Landhaus ihrer Familie Zeuge eines eigenartigen Geschehens. In der Schwüle des Tages sind alle wie verwandelt: Was treibt die ältere Schwester mit Robbie Turner am Brunnen, was in einer dunklen Ecke der Bibliothek? Und wie ist jenes Wort in dem Brief zu verstehen, den sie nicht öffnen sollte? Mit Briony geht die Phantasie durch. Noch am selben Abend ist das Leben aller Beteiligten für immer verändert …“ (Quelle: amazon.de)

Höreindruck
Schon lange wollte ich diesen Klassiker lesen, als ich den Roman dann als Hörbuch gefunden habe, war dies für mich eine gute Alternative. Barbara Auer als Sprecherin hat es hervorragend geschafft, die melancholische, zum Teil auch sehr bedrückende Stimmung einzufangen und konnte mich mit ihrer Stimme wirklich überzeugen.

Es geht in diesem Buch um große Themen: Liebe, Vergänglichkeit und Schuld, wie eine einzige kleine Lüge und eine unglückliche Verkettung von Umständen das Leben vieler Menschen verändern kann – und das leider nicht immer zum Guten.

Gefallen hat mir vor allem die fantastische Ausarbeitung der Charaktere, keine Stereotypen, sondern Menschen, wie sie auch im richtigen Leben auftauchen können, die richtige, aber auch falsche Entscheidungen treffen, ihre Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen ausleben. Was aus einer einmal falsch getroffenen Entscheidung werden kann, wie ein einmal eingeschlagener Weg das Leben anderer Menschen beeinflussen kann, zeigte diese Geschichte.

Der Autor hat es verstanden, die verschiedenen Schauplätze nicht nur durch seine Beschreibungen zu zeichnen, sondern auch durch die Sprache eine für den jeweiligen Ort jeweils entsprechende Atmosphäre zu schaffen. Auf dem britischen Landsitz zum Beispiel ist die Stimmung sehr bedrückend, der Sommertag eher schwül und die Festgesellschaft sehr träge. Sprachlich hat der Autor dies durch eher langatmige Passagen noch unterstrichen. Der Kriegsschauplatz dagegen ist dagegen rau und unerbittlich dargestellt, auch die Sprache ist hier prägnanter und direkter, die beschriebenen Gefühle schonungslos und ehrlich. Diese Wechsel der Atmosphären durch Ort und Sprache haben mich sehr beeindruckt, auch wenn die eine oder andere Passage vielleicht etwas schwerfällig zu lesen bzw. zu hören war. 

Wenn man dann denkt, man weiß, wie die Geschichte enden wird, kommt doch noch alles ganz anders. Das Ende überrascht und stellt vieles in Frage, der Kreis schließt sich zwar, doch ganz anders als erwartet. Mich hat dieses Buch noch eine ganze Weile beschäftigt und mich zum Nachdenken angeregt.

Mein Fazit
Kein leichtes Buch, das man mal zwischendurch liest oder hört, dafür eines, dass noch länger nachhallt und zum Nachdenken anregt. Der Schreibstil ist wunderbar auf die verschiedenen Situationen angepasst und unterstreicht die jeweilige Atmosphäre, doch manches Mal ist das Buch dadurch schwer lesbar, langatmig und träge. Dennoch lohnt es sich meines Erachtens dranzubleiben, dann wird man mit einer sehr interessanten Geschichte belohnt.


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