21. Januar 2014

[Rezension] Thommie Bayer - "Das Aquarium!

Thomie Bayer - Das Aquarium
Gegenwartsliteratur

Verlag: Piper-Verlag
Umschlaggestaltung: Kornelia Rumberg, www.rumbergdesign.de
Umschlagmotiv: Uli Gleis
ISBN-13: 978-3-492-27262-9
Seiten: 332 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2011

Zum Inhalt 
Barry ist seit einem schweren Unfall zu Hause und meidet Gesellschaft. Nur alleine kann er das Leben im Moment ertragen. Erst als im Haus gegenüber eine junge Frau einzieht, ist seine Neugier geweckt – wie elektrisiert ist er von June, die im Rollstuhl sitzt und die Wohnung nicht verlässt. Per Chat lernen sie sich kennen und erzählen einer dem anderen die eigene Geschichte – und plötzlich ist nichts mehr so, wie es schien.

Meine Meinung
Schon die erste Seite hat mich völlig eingefangen, in dem Barry seine Gefühle nach dem Unfall beschreibt, dass er nicht mehr derselbe Mensch ist und Gesellschaft anderer nicht ertragen kann. Thommie Bayers Schreibstil ist einfach aber treffsicher und genau, dabei angenehm zu lesen. So hat also auch dieses Buch mich schon direkt zu Anfang in seinen Bann gezogen. 

Doch die Geschichte beginnt langsam, man lernt erst Barry kennen und im Verlauf dann erst June. Langsam und vorsichtig tasten die beiden sich aneinander heran und bis sie sich ihre Geschichten erzählen, vergeht eine Weile. Beide haben Ungewöhnliches erlebt, vielleicht ist das eine oder andere auch ein wenig konstruiert, dennoch für mich echt und glaubhaft. Bei Barry ist es der Schmerz um eine verlorene Liebe, seine Trauer, die das Leben bestimmt. Bei June spielt zwar auch Trauer eine Rolle, im Vordergrund jedoch steht ihr ungewöhnlicher Charakter, der Hörigkeit und Unterwürfigkeit zum Leben zu brauchen scheint. 

Beide Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, jeder mit seinem eigenen Schmerz, den ich auch oft nachvollziehen konnte, wenn ich auch nicht jede Handlung der Protagonisten verstanden habe. Aber ich habe mit ihnen gefühlt und war drin in der Geschichte – ich habe mit ihnen gelebt und gelitten. Dabei sind es wirklich ungewöhnliche Menschen mit deutlichen Ecken und Kanten, jeder in seiner Form extrem und fast schon obsessiv. 

Was ich allerdings gar nicht mochte sind die sehr plastisch und detailliert beschriebenen Liebesszenen. Sicherlich sind sie wichtig, um June ein wenig verstehen zu können, dennoch hätten sie meiner Meinung nach nicht in dieser Ausführlichkeit dargestellt werden müssen. Da hätten auch Andeutungen gereicht, um dem Leser die Problematiken vor Augen zu führen.

Das Ende hatte ich so schon geahnt, dennoch war es fesselnd und hat das letzte Drittel des Buches noch mal richtig spannend gemacht. 

Mein Fazit
Ich mochte das Buch mit seinen eigenwilligen Charakteren und einer ungewöhnlichen, vielleicht ein wenig zu konstruierten Geschichte. Es lässt sich gut und angenehm lesen, mich konnten die Figuren und deren Erlebtes fesseln und am Ende wird das Buch dann auch richtig spannend. Lediglich die doch sehr detailliert beschriebenen Liebesszenen wären meiner Meinung nach in dieser Ausführlichkeit nicht notwendig gewesen - daher ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.


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