14. Oktober 2013

[Rezension] Oliver Pötzsch - "Die Burg der Könige"

Oliver Pötzsch - Die Burg der Könige
Historischer Roman

Verlag: List Hardcover
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Gettyimages /Superstock; FinePic®, München
ISBN-13: 978-3471350836
Seiten: 939 Seiten
Erschienen: 27. September 2013

Buchrückentext
„1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird.“

Meine Meinung
Ich bin bei diesem Wälzer hin und her gerissen, denn zunächst hatte ich wirklich Probleme, in die Geschichte hineinzukommen. Gerade in der ersten Hälfte des gut 900 Seiten dicken Schmökers gibt es einige Längen und viele spannungsarme Seiten. Doch ich habe durchgehalten und habe dafür eine spannende und actionreiche zweite Hälfte erhalten, die mich wirklich gefesselt und in ihren Bann gezogen hat.

Dabei liest sich das Buch leicht und flüssig. Die Sprache erinnert eher an die jetzige Zeit und ich habe mich manchmal über die moderne Wortwahl gewundert. Aber das Lesen wird dadurch sehr erleichtert und nach Einfinden in die Geschichte sind die Seiten nur so dahin geflogen. Schonungslos und sehr bildgewaltig werden die verschiedenen Landschaften, Szenen und Menschen beschrieben, so dass ich wirklich alles vor Augen hatte, das Feuerpulver riechen, die schmerzerfüllten Schreie hören und die Zugluft der alten Burgen fühlen konnte. 

Geschickt verwebt der Autor in seinem Roman Wahrheit und Fiktion und neben dem Lesen der spannenden Geschichte um Agnes und Mathis erfährt man – ganz nebenbei – einiges über die Bauernkriege und die politischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Karl V und König Franz I. Fand ich dies zunächst noch verwirrend und konnte es nicht richtig in die Geschichte einordnen, hat sich diese Unklarheit im Laufe des Buches aufgelöst. Das Nachwort nimmt auch diesen Zweig der Geschichte auf und erklärt die Zusammenhänge, so dass wirklich keine Ungereimtheiten zurückbleiben.

Die Geschichte baut sich langsam auf und die Charaktere werden nach und nach eingeführt. Gerade die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Agnes ist eine starke Frau, die ihren Kopf durchsetzt auch gegen die führenden Meinungen, dafür handelt sie sich aber auch den Namen ein, ein bisschen störrisch zu sein. Doch gerade dieser eigene Sinn hat sie mir sehr sympathisch gemacht und hilft ihr, die bevorstehenden schweren Zeiten zu überstehen. 

Mathis ist ein liebenswerter Charakter, der zunächst angestachelt von den Parolen der Bauern sich auf deren Seite schlägt und überzeugt für die Sache kämpft. Doch im Laufe muss er eine bittere Wahrheit erkennen, doch Zeit, darüber wehmütig zu werden, hat er nicht, denn eine spektakuläre Flucht durch das Land beginnt. 

Besonders gefallen hat mir der Barde Melchior, der auch in größter Gefahr seinen Humor nicht vergisst und durch seine eher stelzige Ausdrucksweise mich oft hat schmunzeln lassen. 

Doch nicht nur die Protagonisten sind gut gezeichnet, selbst die Nebenrollen sind ausgefeilt und jeder wird zu einer eigenen Persönlichkeit – sowohl im guten als auch im bösen Sinne.

Oliver Pötzsch schafft es mit diesem opulenten Roman, deutsche Geschichte und Fiktion zu verknüpfen. Neben einzelnen eher politischen Themen um den Kampf der Herrschaft zwischen Kaiser Karl V und König Franz I ist es vor allem die tragische Liebesgeschichte und die rasante und spannende Flucht, die mich so gut unterhalten haben. Nach einem vielleicht etwas zähen Einstieg belohnt die zweite Hälfte des Buches und hat mir unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert. 


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