6. Juni 2025

[Leseeindruck] Mohamed Mbougar Sarr – "Die geheimste Erinnerung der Menschen"

Mohamed Mbougar Sarr – Die geheimste Erinnerung der Menschen
Gegenwartsliteratur
 

 Originaltitel: „La plus secrète mémoire des hommes“ (2021)
 Übersetzer: Holger Fock, Sabine Müller
 Verlag: Hanser-Verlage
 ISBN-13: 978-3-446-27411-2
 Seiten: 448 Seiten
 Erschienen: 24.11.2022
 Umschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München
 Motiv: Tissu africain wax rouge / Mondial Tissus

   
Zum Inhalt
„Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Das Buch wurde in meinem Literaturkreis vorgeschlagen, und ich gestehe, dass ich sonst auch nicht dazu gegriffen hätte. 

Im Jahr 2021 wurde der Prix Goncourt an den senegalesischen Autor Mohamed Mbougar Sarr verliehen, für diesen viel beachteten Debütroman. Im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Diégane, dem ganz zufällig ein verschollenes Buch in die Hände fällt. Der Autor ist – wie er – ein Senegalese. In den 1930er Jahren wurde T.C. Elimane für sein Werk gefeiert, dann jedoch nach einem Plagiatsvorwurf geächtet und schließlich vergessen. Fasziniert macht sich Diégane auf die Suche – nicht nur nach dem Autor, sondern auch nach der Wahrheit hinter dem Mythos. Und während er Elimanes Spuren durch verschiedene Länder folgt, schreibt er zugleich an seinem eigenen Buch.

Die Lektüre dieses Buches war für mich ein Auf und Ab – es beginnt stark mit einer tollen Sprache, verliert sich dann in Fremdwörtern und Bandwurmsätzen, entwickelt sich zu einem Spannungsroman, um dann in ein Essay über die Literatur zu münden. Die Formen des Romans sind vielfältig: Tagebucheinträge, Interviews, Notizen, innere Monologe; und er wimmelt nur so von literarischen Anspielungen und Zitaten. Ich fand das ein wenig überfrachtet, an manchen Stellen auch arrogant und überheblich. Es ist offensichtlich, dass der Autor Sarr viel gelesen hat – und auch, dass er vieles davon einbauen wollte. Für mich hat das aber den Lesefluss gestört. Dazu kommt, dass die Struktur des Romans sehr komplex ist, sich die Handlung in viele Richtungen verzweigt und einiges rätselhaft und bewusst vage bleibt. Ich mag es, wenn ich einem roten Faden folgen kann (und ja, er darf auch mal in Schlängeln verlaufen) – hier aber bin ich eher irritiert umhergeirrt. 

Die Lektüre war anstrengend – die vielen Fragen nach Identität, Erinnerung und Herkunft regen zum Nachdenken an, die philosophischen Einschübe waren für mich aber schwer greifbar. 

Ein anspruchsvolles, für mich vor allem aber sperriges Werk, bei dem ich wenig Freude hatte – ich empfehle, unbedingt in eine Leseprobe reinzuschauen, ob man mit dem Stil klar kommt, sonst wird das Buch eher eine Enttäuschung. 


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