28. März 2025

[Rezension] Vera Zischke - "Ava liebt noch"

Vera Zischke - Ava liebt noch
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: AVM (Audio Verlag München)    
 ISBN-13: 978-3-74840-485-9
 Dauer: 460 Minuten
 Erschienen: 26.2.2025
 Ersterscheinung: 1.9.2024
 Sprecher: Cornelia Waibel und Jan Langer

   
Zum Inhalt
„Mutter werden und Frau bleiben. Über den Spruch kann Ava nur lachen. Ihr Leben wird schon seit Jahren komplett von der Familie bestimmt. Jetzt ist sie dreiundvierzig, das erste ihrer drei Kinder kommt in die Pubertät und ihr Mann macht Karriere. Und Ava? Funktioniert wie auf Autopilot. Als sie den neunzehn Jahre jüngeren Kieran kennenlernt, stürzt sie sich gegen alle Vernunft in eine Affäre. Zum ersten Mal seit langer Zeit erkennt sie die Frau wieder, die sie einmal war. Aber die heile Familie für ihr eigenes Glück opfern? Die Kinder dem Tratsch in der Kleinstadt aussetzen? Das kann Ava nicht. Und doch, die Liebe zu Kieran ist echt und die Sehnsucht nach Freiheit immer noch da.“ (Quelle: www.ullstein.de)

Meine Meinung
Das Buch war mir schon häufiger aufgefallen, weil ich die Art des Covers sehr mag – der Klappentext hat mich dann zum Hörbuch greifen lassen. Und die Geschichte hat mich begeistert! Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung!

Man könnte meinen, es ist die typische Geschichte einer unglücklichen Hausfrau, die sich einen jugendlichen Liebhaber sucht – doch weit gefehlt: Vera Zischke liefert ein berührendes Portrait einer 43-jährigen Frau, in dem sich bestimmt viele Frauen wiedererkennen. Ava hat ihren Beruf als Lektorin aufgegeben, um sich um ihre drei Kinder und ihren Mann zu kümmern – und verliert sich in einem stressigen Familienalltag, wie sie es nie vermutet hätte. Ihr Mann zeigt da wenig Verständnis und unterstützt leider auch wenig. Klar wird ihr das, als sie den 24-jährigen Kieran kennenlernt, der eine ungeahnte Leidenschaft in ihr entfacht und ihr klarmacht, wie brüchig ihre Ehe bereits ist.

Ich selber habe eine ganz andere Lebenswelt, trotzdem hat mich Avas Geschichte sehr berührt. Obwohl ich selber keine Kinder habe, konnte ich Avas Frust über ihre Lebenssituation sehr gut nachvollziehen – genauso wie die berechtigte und ganz nebenbei geäußerte Gesellschaftskritik.  Immer noch wird von Müttern erwartet, dass sich die Frauen um Haushalt, Kind und Familie kümmern und immer noch wird nicht gesehen, dass dies ein stressiges Unterfangen ist. Dazu kommt, dass Ava sich nur noch als Mutter gesehen fühlt – nicht mehr als Partnerin, nicht als Frau und auch nicht als wertvolle Mitarbeiterin im Verlagswesen.

Wer jetzt denkt, dass sie in Kieran nur eine flüchtige Liebesbeziehung findet, irrt – denn die beiden sind schnell eng miteinander verbunden, fernab einer reinen sexuellen Begierde. Und nicht nur wegen des Altersunterschieds sehen sie für sich keine gemeinsame Zukunft. Vor allem Ava trägt in sich viele Kämpfe aus – immer hin und her gerissen zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und ihrer Pflicht der Familie gegenüber. Die Autorin hat diesen emotionalen Kampf so authentisch und realistisch beschrieben, dass ihn nicht nur gut nachvollziehen konnte, sondern mit Ava gelitten, geliebt, gestritten, verloren und gewonnen habe. 

Die Geschichte wird aus Avas und Kierans Perspektive erzählt, und jeder hat auch eine eigene Sprechstimme im Hörbuch bekommen. Cornelia Waibel als Ava hat mir sehr gut gefallen – sie hat die ganzen unterschiedlichen Emotionen Avas wunderbar transportiert, dabei eine sehr reif und klar klingende Stimme. Überhaupt nicht meine war dagegen die Stimme von Jan Langer, der Kieran eingesprochen hat. Nicht nur, dass sie in meinen Ohren nicht zu Kieran passte oder ich ganz andere Vorstellungen hatte, fehlte mir auch die Tiefe, um mich richtig in Kieran reinversetzen zu können. Überhaupt nicht funktioniert haben für mich die von ihm gesprochenen weiblichen Stimmen – da hat sich Jan Langer so verbogen, dass es völlig unrealistisch klang. 

Irgendwie ist dieses Buch auch eine Liebesgeschichte, vor allem aber geht es auch um gesellschaftlichen Themen: Darf man seine eigenen Bedürfnisse ausleben, auch wenn andere darunter leiden? Warum fällt es so schwer, das eigene Herz über die Erwartungen der Gesellschaft zu stellen? Und warum bleibt die Frau immer noch in alten Rollenbildern und gesellschaftlichen Konventionen gefangen?

Ein toller Roman, den ich sehr empfehle – es gibt viele tiefgründige Gedanken, unerwartete Wendungen und viele verschiedene Emotionen. 

Mein Fazit
Ein emotionaler Roman, den ich sehr empfehle, weil viele gesellschaftliche Themen kritisch beleuchtet werden, dabei aber auch die Emotionen nicht zu kurz kommen. Ich hoffe, von Vera Zischke bald mehr lesen zu können! 

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