8. Dezember 2024

[Rezension] Pearl S. Buck - "Die Frauen des Hauses Wu"

Pearl S. Buck - Die Frauen des Hauses Wu
Zeitgenössische Literatur
 

Originaltitel: „Pavilion of Women“ (1946)
Übersetzer: Justinian Frisch
ISBN-13: 978-3-596-90398-6
Seiten: 334 Seiten
Erschienen: 21.6.2012 

   
Buchrückentext
„Madame Wu ist die Gattin eines reichen Kaufmanns. Als Oberhaupt einer weitverzweigten Familie lenkt sie fast unmerklich die Schicksalsfäden ihrer Söhne und Schwiegertöchter. Aber dann tut sie etwas Unerhörtes: In der Nacht nach ihrem vierzigsten Geburtstag beschließt sie, ihre scheinbar so harmonische Ehe zu beenden, und führt dem Gatten eine Nebenfrau zu. Es ist die Begegnung mit einem italienischen Priester, die ihr eine völlig neue Welt eröffnet. Die Liebe zu diesem fremden Mann, die sie über seinen Tod hinaus erfüllt, verändert ihre Seele. Durch ihn und mit ihm findet sie zu den letzten Erkenntnissen über die Ehe und das Wesen der Liebe.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte von Pearl S. Buck schon mal etwas gelesen, was mir gefallen hatte, so dass ich das Buch gerne aus dem Bücherschrank befreit habe. Man merkt dem Buch natürlich an, dass es schon ein bisschen älter ist, dafür aber gibt es interessante Einblicke in die chinesische Kultur in den 1930er Jahren. 

An ihrem 40. Geburtstag verkündet Madame Wu, dass sie ihrem Mann eine Konkubine zur Seite stellen wird – doch damit stößt sie an vielen Stellen auf Gegenwehr, nicht nur bei ihrem Mann, sondern auch bei ihren Kindern. Doch sie setzt sich durch und ist fortan damit beschäftigt, sich um die Belange der Familie zu kümmern. Die Söhne wollen verheiratet werden, die Frauen im Haus beschäftigt. Dabei merkt sie gar nicht, wie egoistisch sie handelt – und es braucht die Begegnung mit einem ausländischen Priester, der ihr die Augen öffnet. 

Das Buch wird als Liebesgeschichte gehandelt, man sollte aber wissen, dass es eher eine spirituelle Liebe ist, und keine klassische Romanze. Außerdem dauert es, bis genau das zum Thema wird – in der ersten Hälfte bekommt man vielmehr Einblick ein das gesellschaftliche Leben damals in China. Und das fand ich sehr interessant – ich habe dazu bisher aber auch wenig gelesen und bin da sehr unbedarft. Der Umgang miteinander, die Organisation einer Familie, der Stellenwert von Nebenfrauen und Konkubinen und das Arrangieren von Ehen –  das hat die Autorin alles sehr gut dargestellt. Der Umgang ist immer respektvoll, auch wenn die Hierarchien sehr ausgeprägt und auch klar sind. 

Die Figuren sind alle sehr gut gezeichnet, nicht nur Madame Wu, die im Mittelpunkt der ganzen Geschichte steht. Ich hatte für alle ein gutes Gefühl und auch Bilder vor Augen – egal, ob es um den Ehemann geht, der unglücklich mit seiner neuen Nebenfrau ist, um die Söhne, die in ihrem arrangierten Ehen kämpfen oder um die Schwiegertöchter, die nicht so recht ins Bild der damalig gültigen Konventionen passen wollen. Die unterschiedlichen Beziehungsgeflechte sind dabei sehr spannend – und ändern sich auch im Laufe der Geschichte. 

Der italienische Priester beeinflusst den Verlauf der Geschichte entscheidend, auch wenn er gar nicht so viel Raum im Roman bekommt. Die Veränderung von Madame Wu hat mir dann aber nicht so gefallen – zwar ist ihre neue Gesinnung toll und auch die Botschaft eine wichtige, mir war die Wandlung aber zu extrem und die nun in allen Situationen verständige und gütige Madame Wu nicht mehr authentisch. 

Die Sprache ist gut lesbar, auch wenn man – und das ist sowohl der Zeit geschuldet, in der die Geschichte spielt, aber auch der Zeit, in der sie geschrieben wurde – natürlich merkt, dass das Buch schon älter ist. Gerade über manche Anrede bin ich gestolpert und auch mit den mir nicht geläufigen chinesischen Namen hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten. Das gibt sich aber, weil ich schnell in diese mir fremde Welt eingetaucht bin und mich dann auch gut zurechtfinden konnte. 

Wer sich für die chinesische Kultur interessiert, dem bietet dieses Buch interessante und gute Einblicke – ich habe es gerne gelesen und eine Menge dazugelernt.  

Mein Fazit
Ein Roman, der mich in eine andere Zeit und vor allem auch in eine andere Kultur versetzt hat – es war interessant, einen Blick auf die chinesische Gesellschaft zu werfen und gerade die erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen. In der zweiten hat die Geschichte für mich ein wenig an Authentizität verloren, weil ich der Protagonistin ihren Wandel nicht abgenommen habe – insgesamt aber ein Buch, das ich gerne gelesen und durch das ich viel gelernt habe.  

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