19. Oktober 2024

[Rezension] Peter Prange - "Himmelsdiebe"

Peter Prange - Himmelsdiebe
Gegenwartsliteratur
 

Verlag: Pendo-Verlag
ISBN-13: 978-3-866-12274-1
Seiten: 504 Seiten
Erschienen: 1.8.2010
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München
Umschlagabbildung: shutterstock

   
Buchrückentext
„Als sie sich das erste Mal begegnen, ist es wie Magie. Denn was Laura Paddington und Harry Winter miteinander verbindet, ist eine der größten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts. Sie lieben mit einer Unbedingtheit, die sie immer wieder neue Grenzen überschreiten lässt. Rauschhaft im Kreis der Künstlerfreunde im Paris der Dreißigerjahre. In der Zweisamkeit ihres selbst geschaffenen Paradieses, fernab der Welt in der Provence. Bis die Wirklichkeit, der sie scheinbar immer wieder entkommen, sie endgültig einzuholen droht…“

Meine Meinung
Peter Prange gehört zu meinen liebsten Autoren, diesen Roman hatte ich vor Jahren als Hörbuch gehört, jetzt wollte ich wissen, ob er selbst gelesen anders auf mich wirkt. 

Worum es geht, kann ich gar nicht so einfach sagen. Man könnte behaupten, es ist einfach nur eine Liebesgeschichte, in meinen Augen aber ist es viel mehr. Im Mittelpunkt steht der Maler Harry Winter, der durch seine ungewöhnlichen Bilder stets Furore macht. Inwieweit seine Figur tatsächlich an den Künstler Max Ernst angelehnt ist, kann ich nicht beurteilen, Parallelen lassen sich aber erkennen. Er lernt in den 1930er Jahren Laura Paddington kennen, verliebt sich in sie und sieht sie fortan als seine Muse. Wer jetzt denkt, dass sie einfach nur Modell gesessen hat, irrt sich, denn erlebt man die beiden, scheint der Grad von Kunst und Wahnsinn sehr schmal, und mal bewegen sie sich in die eine, mal in die andere Richtung. Die beiden haben keinen einfachen Weg vor sich, und als Leser begleitet man sie bis in das Jahr 1955. In dieser Zeit passiert eine Menge – Harry Winter wird als entarteter Künstler verfolgt, die beiden fliehen ins Ausland, sie werden getrennt, finden wieder zusammen und es entsteht immer mehr das Gefühl, dass die beiden wirklich seelenverwandt sind, sie sich aber auch gegenseitig zerstören. 

Peter Prange hat die Figuren exzellent gezeichnet – zwar sind mir beide nicht sympathisch, weil sie fernab meiner Vorstellungen handeln und denken, nichtsdestotrotz hat mich fasziniert, wie sie ihre Ideen und Gefühle in Bilder umsetzen und wie sie scheinbar nur zusammen, als Einheit wirklich funktionieren. Ich bin kein Freund abstrakter, moderner Kunst, Peter Prange hat es aber geschafft durch seine Beschreibungen viele Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Mit großem Ideenreichtum hat er seine Figuren gezeichnet und sie mir so nahe gebracht. 

Die erste Hälfte des Romans ist eher ruhiger, und man taucht ab in die damalige Künstlerszene, die zweite Hälfte wird dann aber rasant und spannend, und als Leser begleitet man die beiden fortan getrennt bei dem, was sie erleben. Mich hat das sehr gefesselt, und ich kann gar nicht sagen, wessen Erzählstrang mich mehr gepackt hat. Natürlich rätselt man auch, ob diese Liebesgeschichte ein Happy End haben wird - für mich hat der Autor den Roman schlüssig enden lassen, auch wenn ich das so nie geahnt hätte. 

Der Schreibstil ist toll – sehr bildreich, aber auch prägnant und pointiert, vor allem aber atmosphärisch – und es gibt viele verschiedene Szenen und damit auch Stimmungen, die der Autor jeweils sehr gut eingefangen hat.

Als Buch hat mich die Geschichte viel mehr packen können als es das Hörbuch vor Jahren getan hat, und ich empfehle es daher sehr gern weiter. Man sollte aber wissen, dass es keine „0815“-Charaktere sind und es sich auch nicht um eine einfache Liebesgeschichte handelt – vielmehr bekommt man tiefe Einblicke in wahre Künstlerseelen. 

Mein Fazit
Eine zunächst langsam erzählte, dann aber zunehmend spannend werdende Geschichte zweier Menschen, die mit-einander nicht können, aber ohne-einander nicht eins sind. Keine einfach Liebesgeschichte aus den 1930er Jahren und auch keine einfachen Charaktere, dafür aber eine Geschichte zwischen Wahnsinn und Kunst, Liebe und Flucht – mich hat das Buch mit jeder Seite mehr packen können; von mir daher eine Empfehlung.

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