28. September 2024

[Rezension] Clara Maria Bagus - "Die Unvollkommenheit des Glücks"

Clara Maria Bagus - Die Unvollkommenheit des Glücks
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Osterwold Verlag 
 ISBN-13: 978-3-844-94033-6
 Dauer: 641 Minuten
 Erschienen: 1.8.2024
 Sprecher: Olaf Pessler

   
Buchrückentext
„Dies ist die Geschichte einer Frau und eines Mannes. Die in denselben Himmel blicken. Ihrer voller Zugvögel. Seiner voller Trümmer. Sie will ihrem alten Leben entfliehen – und findet Liebe und Bestimmung dort, wo sie es nie vermutet hätte. Er will dem Tod entkommen – und rettet damit nicht nur sein Leben. Zweimal begegnen sie sich. Einmal bleibt es bei einer Ahnung von Glück. Dann ordnet sich die Welt neu, und die beiden treffen sich unerwartet wieder.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Der Klappentext konnte mir keinen Eindruck vermitteln, was mich mit diesem Buch erwartet, so dass ich froh bin, zu ihm gegriffen zu haben – denn ganz unverhofft habe ich so eine kleine Literaturperle entdeckt..

Im Mittelpunkt stehen zwei ganz unterschiedliche Menschen, deren Schicksale sich zweimal kreuzen. Ana lebt in einer unglücklichen Beziehung und zeiht sich zurück, um sich ihrer Zukunft klar zu werden. Lew ist Soldat und zieht für sein Land in den Krieg – doch der ist ganz anders, als er ihn sich vorgestellt hat, und Lew ist gezwungen, sich dieser neuen Realität zu stellen. 

Ana und Lew sind zwei ganz unterschiedliche Charaktere, und ich brauchte ein bisschen, um mit ihnen warm zu werden. Ana wirkt anfangs ein wenig verloren und ist mit ihren mittlerweile 40 Jahren noch auf der Suche nach sich selbst. Sich einzugestehen, dass ihre Beziehung eine Sackgasse ist, stürzt sie in ein dunkles Loch, aus dem sie nur langsam herauskrabbelt. Umso schöner war es dann zu erleben, wie sie genau das schafft, wie sie zu sich selber findet und dann zu einer starken und selbstbewussten Frau wird. 

Auch Lew musste ich ein bisschen Zeit geben, um ihn in mein Herz zu lassen – seine naive Vorstellung des Krieges hat mich sehr gewundert, was er dann aus seiner Situation macht, hat mich beeindruckt. Wie diese beiden Schicksale nun miteinander verwoben sind, erzähle ich natürlich nicht. Nur soviel – es braucht ein wenig, bis sich die Wege kreuzen.

Insgesamt ist es eine ruhig erzählte Geschichte, die mich sehr berührt und bei mir einen gewissen Nerv getroffen hat. Lange Zeit laufen die Erzählstränge von Ana und Lew parallel – man lernt sie kennen, ihre Hintergründe, Gedanken zur Situation und erfährt dann auch, wie sie damit umgehen und was sie tun, um sich aus ihren vermeintlichen ausweglosen Situationen zu befreien. Dabei gibt es gerade bei Ana viele tolle Gedanken, und einige haben mich auch selber zum Nachdenken gebracht. Während in der zweiten Hälfte mehr Handlungen im Vordergrund stehen, ist die erste Hälfte des Buches geprägt von Innenansichten und Gedanken – und ich mochte diese Kombination, weil die Figuren ins Handeln kommen und sich entwickeln. Und die Entwicklung habe ich bei beiden sehr gerne begleitet. 

Der Schreibstil ist toll – meist mit einem nachdenklichen Ton, oft tiefsinnig und melancholisch. Damit erfasst er die stets etwas wolkenverhangene Atmosphäre sehr gut – und trotzdem hat es mich nicht runtergezogen, sondern am Ende sogar Mut und Hoffnung geschenkt. 

Den Sprecher Olaf Pessler kannte ich bislang noch nicht – er hat diese gefühlvolle Geschichte sehr gut eingelesen und mit seiner manchmal nüchternen Tonart die oft bedrückende Atmosphäre wunderbar betont.

Ein tolles Buch, das ich gerne empfehle, wenn man ernste und tiefgründige Geschichten mag – und ganz sicher werde ich noch weitere Bücher der Autorin anschauen. 

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