23. August 2024

[Rezension] Mary Lawson - "Im letzten Licht des Herbstes"

Mary Lawson - Im letzten Licht des Herbstes
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „A Town Called Solace“ (2021)
Übersetzerin: Sabine Lohmann
Verlag: Heyne-Verlag
ISBN-13: 978-3-641-27865-6
Seiten: 352 Seiten
Erschienen: 30.8.2021
Umschlaggestaltung: © Uno Werbeagentur GmbH unter Verwendung eines Motivs von Stocksy / Jen Grantham

   
Buchrückentext
„In der idyllischen Kleinstadt Solace ist ein Teenager spurlos verschwunden. Die siebenjährige Clara ist untröstlich und wartet seit Tagen am Fenster auf die Rückkehr ihrer Schwester. Zu allem Unglück liegt auch noch ihre geliebte Nachbarin, die alte Mrs. Orchard, im Krankenhaus. Eines Abends zieht nebenan ein Fremder ein. Liam Kane wurde das Haus von Mrs. Orchard geschenkt, obwohl er kaum Erinnerungen an sie hat. Ist hier, im Norden Ontarios, ein Neuanfang für ihn möglich? Nach und nach erinnert sich Liam an seine eigene, von Verlust geprägte Kindheit. Und auch Mrs. Orchard stellt sich ihrer Vergangenheit. Denn vor dreißig Jahren gab es einen Vorfall, der für zwei Familien tragische Folgen hatte.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Eine einfühlsame Geschichte um Liebe, Freundschaft, Trauer und Verlust – und wie unterschiedlich Menschen damit umgehen.

Der Roman spielt in einer kanadischen Kleinstadt, Solace, und wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die siebenjährige Clara vermisst ihre Schwester sehr, die plötzlich verschwunden ist, nachdem sie sich immer wieder mit ihrer Mutter gestritten hat. Rose hatte versprochen, sich bei Clara zu melden, daher sitzt sie jeden Tag vor dem Fenster und wartet auf ihre Schwester. Einzige Abwechslung ist das Füttern des Katers Moses – das hat sie ihrer Nachbarin Mrs. Orchard versprochen, die ins Krankenhaus muss und dort länger verbleibt, als zunächst gedacht. Mrs. Orchard wiederum merkt, dass ihre Kräfte schwinden und die Ärzte ihr nicht mehr helfen können. Sie blickt zurück auf ihr Leben, denkt an ihren bereits verstorbenen Ehemann und an den kleinen Liam – er ist der Sohn der Nachbarn, verbringt aber viel Zeit bei den Orchards, seitdem die Familie nochmal Zuwachs von Zwillingen bekommen hat. Elizabeth hat den kleinen Liam sehr in ihr Herz geschlossen, und auch als der Kontakt längst abgebrochen ist, weil sie und ihr Ehemann weggezogen sind, kann sie ihn nicht vergessen. Und schenkt ihm das kleine Haus in Solace. Liam, der gerade in einer Krise steckt, seine Frau verlassen und seinen Job gekündigt hat, fährt zu seinem neuen Häuschen, um sich über sein weiteres Leben Gedanken zu machen. Dort lernt er die kleine Clara mit ihrer ganzen Verzweiflung kennen. 

Die Geschichte wird erzählt aus Sicht von Clara, Liam und Elizabeth. Besondern gefallen hat mir, dass wirklich jeder eine eigene Erzählstimme hat und man bereits am Stil erkennen konnte, wer gerade erzählt. Und während zunächst jede Sicht für sich alleine scheint, verbinden sich nach und nach die Erzählstränge. Dabei geht es um Liebe und Freundschaft, um Trauer und Verlust. Die Autorin hat eine sehr einfühlsame Art, die Themen anzupacken und vor allem auch zu zeigen, wie die verschiedenen Personen damit umgehen. Die Figuren sind fantastisch gezeichnet – die kleinen Clara, die eine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat und immer versucht, sich Ungereimtheiten zu erklären – natürlich mit den Augen eines siebenjährigen Mädchens und fernab von jeglicher Logik. Sie ist ein liebenswertes Mädchen, das aber schon feste Vorstellungen hat – ihren Schmerz um die verschwundene Schwester konnte man gut spüren, und oft hätte ich sie gerne einfach in den Arm genommen, um sie zu trösten. Elizabeth ist eine warmherzige Dame, bei der man aber schnell merkt, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist. Durch ihre Erzählperspektive konnte ich mich gut in sie hineinfühlen, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer verstanden habe – sie ist ein sehr liebevoller Mensch, aber auch ein verzweifelter. Liam wirkt am Anfang etwas befremdlich, bei ihm hat es etwas gedauert, bis ich ihn ins Herz geschlossen habe. Zunächst gut versteckt, lernt man ihn dann aber auch von einer versöhnlichen und liebenswerten Seite kennen. Toll fand ich vor allem auch die Entwicklung der Charaktere – obwohl die Geschichte nur über einen kurzen Zeitraum von wenigen Monaten spielt, tut sich bei Clara und bei Liam sehr viel – und trotz des kurzen Zeitraums ist es aber realistisch und glaubhaft. 

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen – es baut sich langsam eine untergründige Spannung auf, die bei mir zu einem Sog geführt hat, immer unbedingt weiterlesen zu wollen. Am Ende lösen sich dann alle Geheimnisse auf und die Fäden laufen zusammen – und dem Leser bleibt dann ein versöhnliches Ende. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter.  

Mein Fazit
Eine wunderbare Geschichte um Liebe und Freundschaft, aber auch um Trauer und Verlust – erzählt aus drei Perspektiven. Es entsteht ein ganz subtiler Sog, der mich das Buch kaum aus der Hand hat legen lassen – aus meiner Sicht daher eine klare Empfehlung. 

2 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    Livia und ich haben dieses wunderbare Buch letzten Herbst gemeinsam gelesen. Das war, als ich mir die Schulter gebrochen habe und wir haben uns via WhatsApp ausgetauscht und beide mochten wir "Im letzten Licht des Herbstes" sehr!!! Wir haben uns vorgenommen noch weitere Bücher der Autorin zu lesen.

    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ich habe auch schon geschaut, was sie noch so geschrieben hat es war einfach toll!

      LG Sabine

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