15. Mai 2024

[Rezension] Caroline Wahl - "Windstärke 17"

Caroline Wahl - Windstärke 17
Gegenwartsliteratur
 

Verlag: Dumont Audiobook     
ISBN-13: 978-3-755-81501-3
Dauer: 416 Minuten
Erschienen: 15.5.2024
Sprecherin: Maximiliane Häcke

   
Zum Inhalt
„Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg , und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der Robbe. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich habe den Debütroman von Caroline Wahl „22 Bahnen“ geliebt und war daher natürlich neugierig auf dieses Buch, in dem die Geschichte einer Figur des ersten Buches erzählt wird ohne dass es aber eine Fortsetzung ist, bei der man unbedingt vorher das andere Buch gelesen haben muss. 

Es sind ein paar Jahre vergangen zu „22 Bahnen“, und Ida steht in diesem Buch im Mittelpunkt. Nach dem Tod der Mutter verlässt sie ihre Heimatstadt, fährt aber nicht zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, sondern bleibt einfach im Zug sitzen und landet so zufällig auf Rügen. Sie will den Tod ihrer Mutter verarbeiten und das ohne ihre Schwester. Im Rahmen ihrer Jobsuche lernt sie Marianne und Knut kennen und kommt bei ihnen unter. Mit den beiden und dem ebenfalls gestrandeten Leif lernt sie das Leben von einer anderen, neuen Seite kennen und auch, mit ihrem Schmerz umzugehen. 

Es ist kein leichtes Buch, das uns die Autorin präsentiert, dafür aber eines, das Hoffnung macht. Ida trägt eine Menge an Wut und Trauer in sich, auch das Gefühl von Schuld und versagt-haben – da braucht es Zeit und liebevolle Menschen an ihrer Seite. Ich mochte Ida, auch wenn sie sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, als ich es nach „22 Bahnen“ erwartet hätte – ganz nach dem Motto „harte Schale, weicher Kern“ wirkt sie immer ein bisschen aggressiv, ist sehr direkt und manchmal auch taktlos, tief in ihrem Inneren aber ruht ein verletzliches Wesen, das mit Schmerz nicht umzugehen weiß. Ich habe Ida gerne auf ihrer Suche nach sich selbst gerne begleitet, liebenswert wie sie sein kann, auch wenn sie das oft gut versteckt. An ihrer Seite sind Leif, Marianne und Knut – auch drei Menschen, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Alle haben eine eigene Geschichte und auch bei ihnen läuft nicht immer alles gut im Leben - das klingt vielleicht ein wenig melodramatisch, Caroline Wahl ist es aber gelungen, alles sehr nah- und greifbar darzustellen und es so sehr realistisch wirken zu lassen. Einzig die Motivation von Knut und Marianne, die ihr unbekannte Ida bei sich aufzunehmen, habe ich nicht verstanden und fand ich auch nicht realistisch. 

Die Autorin nutzt einen eigenwilligen Schreibstil mit kurzen Sätzen, vielen Dialogen und Wiederholungen. Wiederholungen, die dadurch entstehen, dass Ida einen Satz denkt und ihn dann sagt – dadurch entstehen abhackte Sätze und Abschnitte und eben kein fließender Text. Und trotz dieses eigenwilligen Stilmittels ist die Atmosphäre im Buch warm und voller Emotionen, manchmal auch sarkastisch und an anderer Stelle voller Freude.

Gefallen hat mir auch, dass man Tilda, die in „22 Bahnen“ im Mittelpunkt stand, wiedertrifft und erfährt, dass sie für sich einen guten Weg gefunden hat. 

So traurig das Buch an mancher Stelle ist, so hat es mich am Ende doch mit Vertrauen ins Leben und Zuversicht zurückgelassen. Dazu hat auch die Sprecherin Maximiliane Häcke beigetragen, die mit ihrer etwas rauen Stimme gut zu Ida passt, die aber vor allem die vielen unterschiedlichen Emotionen gut transportiert hat. Insgesamt also ein Buch, das ich gerne empfehle, und das man auch lesen bzw. hören kann, wenn man den Debütroman der Autorin nicht kennt. 

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und an Dumont-Audio für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

1 Kommentar:

  1. Ich halte das Buch für ein unausgereifte psychologische Beschreibung eines kranken Menschen, der mit seiner Realität nicht zurechtkommt. Wenn das der Sprachstil der Generation Z sein soll. Vielen Dank brauche ich nicht, miserables Deutsch. Karl-Heinz Vogel

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