[Höreindruck] Charlotte McConaghy - "Zugvögel"

Charlotte McConaghy - Zugvögel

Gegenwartsliteratur, Zukunftsroman
 

 Originaltitel: „Migrations“ (4.8.2020)

 Übersetzerin: Tanja Handels

 Verlag: Argon-Verlag

 ISBN-13: 978-3-732-41818-3

 Dauer: 592 Minuten 

 Erschienen: 26.8.2020

 Sprecherin: Eva Meckbach

   

Zum Inhalt

„Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines Fischerboots macht sie sich auf den Weg in die Antarktis, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung

Mir war das Buch bei verschiedenen Bloggern aufgefallen, daher habe ich zu dieser in der nahen Zukunft spielenden Geschichte gegriffen. Es ist eine Welt, in der es viele Tierarten bereits nicht mehr gibt und in der auch die Vögel auszusterben drohen. Franny ist Ornithologin und setzt sich zum Ziel, der Wanderung der Küstenseeschwalbe zu folgen – von Grönland bis in die Antarktis. Doch es ist nicht nur ein wissenschaftliches Interesse, das sie verfolgt, ihre inneren Dämonen treiben sie an, und ihre Vergangenheit lässt sie einfach nicht ruhen. 

Obwohl der Inhalt ganz rasant klingt und man denken könnte, es ist eine abenteuerliche Geschichte auf einem Schiff mit dem Ziel „Antarktis“, ist es doch eher eine ruhige Geschichte. Franny hat es mir als Protagonistin nicht leicht gemacht – auf der einen Seite mochte ich ihre Entschlossenheit, ihren Mut, diese Expedition auf sich zu nehmen, denn auf dem Schiff ist es nicht immer leicht und komfortabel, und Menschen werden auch schon mal komisch, wenn sie auf engstem Raum zusammenleben müssen, auf der anderen Seite wird früh klar, dass in ihrer Vergangenheit etwas geschehen ist, das sie nicht loslässt, das sie aber hütet wie ihren Augapfel, so dass Franny die ganze Zeit geheimnisvoll wirkt, für mich aber im negativen Sinne. Mich hat diese Geheimniskrämerei eher genervt, denn es gibt immer Anspielungen, kleine Puzzle-Steinchen, die aber noch kein Ganzes ergeben, so dass man als Zuhörer da lange selber spekulieren kann und muss. Erst nach und nach ergibt sich ein Bild, und dann auch konnte ich Franny besser verstehen und mit ihr fühlen – aber das braucht eine lange Zeit. 

Franny als Figur ist sehr gut gezeichnet – die Crew dagegen ist ein bunter Haufen an Charakteren, der insgesamt blass bleibt, für den ich auch kaum ein Gefühl entwickelt habe – es ist Franny, die den Mittelpunkt der Geschichte bildet, ihr Geheimnis, ihre Vergangenheit; und auch die Zugvögel bilden nur den Rahmen der Geschichte, die sind vordergründig die Motivation, die hinter Frannys Reise steht. 

Sehr gefallen hat mir aber der Schreibstil der Autorin – er schafft viele tolle Bilder und hat die Atmosphäre sehr gut eingefangen, diese kühle Eiswelt, die rätselhafte Seite an Franny, oft auch einfach schöne Sätze. 

Das Buch spielt irgendwann in der nahen Zukunft – die Welt ist aber der aktuellen sehr ähnlich, ich zumindest habe mich vom Gefühl her in der Gegenwart gesehen, vielleicht sogar in einer nahen Vergangenheit. Die Sprecherin Eva Meckbach hat diese einnehmende Atmosphäre mit ihrer ruhigen, eher dunklen Stimme noch mal verstärkt – insgesamt hat sie dem Hörbuch eine sehr besondere Stimmung verliehen durch ihre Art des Einsprechens. 

Das Ende hat mich dann aber enttäuscht – ich fand das sehr konstruiert und ein paar Szenen waren dann auch sehr kitschig, so dass ich am Schluss aus dem Augenrollen nicht mehr rauskam. Das war schon sehr schade. Dennoch ist es ein Hörbuch, das ich gerne gehört habe und bei dem mir vor allem die Atmosphäre sehr gut gefallen hat – durchaus eine Empfehlung meinerseits.