29. März 2024

[Rezension] Riley Sager - "Home - Haus der bösen Schatten"

Riley Sager - Home - Haus der bösen Schatten
Thriller, Spukgeschichte
 

Originaltitel: „Home before dark“ (2021)
Übersetzerin: Christine Blum
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3-423-21988-4
Seiten: 432 Seiten
Erschienen: 16.2.2022
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagmotive: Trevillion Images /Nic Skerten; Shutterstock /Dan Thornberg

   
Buchrückentext
„Nach dem Tod ihres Vaters erbt Maggie das Haus ihrer Kindheit, dem man unheimliche Dinge nachsagt. Vor vielen Jahren floh die ganze Familie eines Nachts in blindem Entsetzen aus dem Haus und kehrte nie wieder dorthin zurück. Maggie selbst hat keine Erinnerung daran, was in jener Nacht geschah. Doch jetzt ereignen sich dort wieder unerklärliche und zutiefst schaurige Dinge. Und während sie sich immer tiefer in das Geheimnis des Hauses verstrickt, greift das Böse auch nach ihr.“

Meine Meinung
Spukgeschichten mag ich gerne, daher hat mich dieses Buch sehr angesprochen – und nach einem etwas langatmigen Einstieg hat mich der Autor auch wirklich gruseln und packen können. 

Maggie Holt leidet sehr unter dem Roman, den ihr Vater geschrieben hat – denn sie ist Mittelpunkt dieser Spukgeschichte, von der ihre Eltern aber behaupten, alles sei genau so geschehen. Nur Maggie selbst kann sich an gar nichts erinnern – und da ihre Eltern auch jedes Gespräch und alle Fragen in diese Richtung abwürgen, steht Maggie zeit ihres Lebens vor einem großen Geheimnis. Als Maggies Vater stirbt, erbt sie Baneberry Hall, jenes Haus, in das sie mit ihren Eltern einzog, um es 20 Tage später fluchtartig zu verlassen, weil die Geister einfach keine Ruhe geben. Jetzt ist für Maggie die Chance gekommen, den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. 

In diesem Thriller gibt es zwei Erzählstränge – der ist spielt in der Gegenwart, in dem Maggie Baneberry Hall erbt und dort einzieht, um all ihre offenen Fragen zu klären. Dieser Teil ist in Ich-Form geschrieben, so dass ich mich Maggie sehr nah fühlte, nicht immer verstand, warum sie handelte, wie sie es tat, insbesondere aber ihre Ängste gut fühlen konnte. Der andere Erzählstrang sind die Kapitel des Bestsellers, der Maggie das Leben so schwer gemacht hat und den ihr Vater vor über 20 Jahren geschrieben hat. Aus seiner Sicht erfährt der Leser, was vor 25 Jahren in Baneberry Hall geschah und warum die Familie das Haus fluchtartig verlassen hat. Geschickt hat der Autor die beiden Erzählstränge so aufgebaut, dass sie ineinander greifen und die Puzzlestücke dann ein großes Ganzes ergeben. 

Es hat aber ein bisschen gedauert, bis Fahrt in die Geschichte kommt – das erste Drittel fand ich – nach dem gruseligen Prolog – ein bisschen langatmig. In der Vergangenheit erwirbt die Familie das sagenumwobene Haus, in der Gegenwart lernt man erst mal Maggie kennen und wie sie schließlich in Baneberry Hall ankommt. Langsam baut sich dann der ganze Spuk auf – anfangs glaubt man wirklich noch, es ist vor allem die Phantasie der kleinen Maggie, der die ganzen Geister entsprungen sind, dann aber passieren Dinge, die man mit normalem Menschenverstand nicht mehr erklären kann – und das dann sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Es wird immer abstruser, was alles geschieht, und doch liegt keine natürliche Erklärung auf der Hand, so dass nur noch bleibt, der Geistergeschichte auch zu glauben; insbesondere auch, weil alle Protagonisten beharrlich bestätigen, dass alles genau so stattgefunden hat, wie es in dem Bestseller beschrieben ist. 

Maggie kann das alles nicht glauben – sie ist eine taffe Frau, die sich dem „Geisterhaus“ stellt und die mit der festen Überzeugung dort einzieht, dass alles nur ausgedacht ist. Zu dem Zeitpunkt, als sie noch frohen Mutes ist, obwohl da schon komische Dinge geschehen, war ich schon angefixt von dem ganzen Spuk. Zugegeben – ich bin da auch leicht zu beeindrucken, Maggie dagegen bleibt ziemlich lange sehr gelassen. Ich mochte sie und habe sie gerne begleitet, sicher auch, weil sie eben so mutig ist und sich so schnell nicht hat ins Bockshorn jagen lassen. Auch ihr Vater hat sich den Geistern entgegengestellt und beharrlich für seine Familie und die Wahrheit gekämpft – aber die Geister waren stärker und haben die Holts aus dem Haus getrieben – nach 20 gruseligen Tagen, die sie unter den Dächern von Baneberry Hall verbracht haben. 

Das letzte Drittel ist dann sehr spannend, und geschickt hat der Autor nicht nur die beiden Zeitstränge miteinander verknüpft, sondern alles auch aufgelöst, mit Überraschungen, Wendungen und doppeltem wenn nicht sogar dreifachem Twist; Hut ab, das hat der Autor wirklich sehr gut konstruiert, denn am Ende macht alles wirklich Sinn.

Die Spannung baut sich langsam auf, ab der Mitte aber fand ich es sehr gruselig – wer häufiger Spukgeschichten liest, dem werden viele Dinge aber zu abgegriffen sein – knarzende Türen, Lichter, die an und aus gehen, Stimmen, die zu hören sind und schließlich auch schwebende und herumgewirbelte Menschen - da hat sich der Autor klassischer Spuk- und Grusel-Elemente bedient, mir aber hat es gefallen und ich bin auch wirklich mit eingetaucht in das sagenumwobene Baneberrry Hall. Der Schreibstil ist gut zu lesen, gar nicht so platt, wie ich es für einen Thriller erwartet hätte, trotzdem einfach, mit viel Gefühl für Stimmung und Atmosphäre. 

Insgesamt ein Buch, das ich gerne gelesen habe, für das ich mir nur einen weniger schleppenden Start gewünscht hätte.

Mein Fazit
Eine gelungene Spukgeschichte, die ein bisschen braucht, um in Schwung zu kommen, die dann aber sehr rasant wird und in einem sehr gut konzipierten Finale endet – ich fand es wirklich gruselig, auch wenn es vor allem klassische Spuk-Elemente gab; für mich hat das gut funktioniert und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. 



2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    es freut mich, dass du es mochtest. So langsame Einstiege mag ich total gern. Wenn es anfangs plätschert und ich es mir erst einmal im Roman gemütlich machen kann. Aber ich weiß, dass es nicht jeden liegt. Jedenfalls hatte es wirklich ein paar gruselige Momente.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Für mich hätte es am Anfang etwas fesslender sein können - dann aber hat es mich schon sehr gegruselt. Ich bin da ja ein bisschen fimschig ...

      Auf der LBM habe ich Laura Purcell in einem Interview gesehen - durch dich bin ich auf ihre Bücher gestoßen, das sind ja auch richtige Gruselromane. Da will ich jetzt bald "Das Korsett" lesen - kennst du das schon?

      LG Sabine

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