24. Februar 2024

[Rezension] Cornelia Wusowski - "Katharina von Medici"

Cornelia Wusowski - Katharina von Medici
Romanbiographie, historischer Roman
 

 Verlag: dot books
 ISBN-13: 978-3-958-24763-5
 Seiten: 1587 Seiten
 Erschienen: Juli 2016
 Ersterscheinung: 2002
 Titelgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Gemäldes eines anonymen Künstlers

   
Zum Inhalt
„Katharina von Medici ist erst vierzehn Jahre alt, als sie 1533 mit Heinrich II. vermählt wird. Dabei kennt sie den späteren König nicht einmal – und sein Herz gehört einer anderen. Aber Katharina lässt sich von der Ablehnung ihres Gatten nicht einschüchtern, sondern bemüht sich, seine Liebe zu gewinnen. Doch das Schicksal hat andere Pläne: Als zwischen den Eheleuten endlich Zuneigung erwächst, stirbt Heinrich bei einem Unfall. Katharina übernimmt anstelle ihres minderjährigen Sohnes die Regentschaft über Frankreich – und wird zu einer der mächtigsten und umstrittensten Frauen der europäischen Geschichte!“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Das Buch steht schon sehr lange bei mir, und ich gestehe, dass ich nie dazu gegriffen habe, was der Dicke des Buches geschuldet ist – und wie so oft ist es auch diesmal so, dass ich es bereue, das Buch so lange ignoriert zu haben, denn es war gleichermaßen eine spannende, unterhaltsame und lehrreiche Lektüre.

Schon nach wenigen Seiten fühlte ich mich mittendrin im Geschehen, in der das faszinierende Leben von Katharina von Medici, einer der einflussreichsten Frauen des 16. Jahrhunderts, dargestellt wird. Dabei begleitet man Katharina ab der Kindheit, die sie zunächst noch in Italien verbringt, bis sie dann nach Frankreich verheiratet wird – die ersten Jahre leidet sie sehr unter der „Menage à trois“, denn ihr Gatte liebt nicht sie, sondern Diana von Poitier – und es dauert lange, bis die beiden endlich emotional zueinander finden. Schon immer hat sich Katharina für das politische Geschehen interessiert, wirklich ins Handeln kommt sie dann aber erst nach dem Tod ihres Ehemanns, als sie an der Seite ihrer Kinder über das Land herrscht – an vielen Machtkämpfen, Intrigen und Schlachten ist sie beteiligt, das hatte ich so gar nicht vermutet. Es tauchen viele bekannte Namen auf, und mir hat es richtig Spaß gemacht, all diese Querverbindungen zu erfahren und sie dann auch zu verfolgen. 

Cornelia Wusowski gelingt es, die Zeit, das Leben und die Sitten dieser Epoche auf fesselnde und detailgenaue Weise darzustellen, ohne dass es überladen oder langatmig wird. Ich bin eingetaucht in die Welt des französischen Königtums und des Hochadels, in die politischen Intrigen und die Machtkämpfe der damaligen Zeit. Mich hat beeindruckt, wie Katharina alles Geschehen beeinflusst hat – der immer wiederkehrende Vergleich zu einem Schachspiel, bei dem man mehrere Züge im Voraus planen muss, ist unglaublich zutreffend. Der Einfluss von Vermählungen, die nichts mit Gefühl zu tun hatten, sondern rein dem politischen Kalkül und der Sicherung der Macht galten, aber auch der Einfluss der Religion, bestimmten das damalige Leben – und so ist Katharina von Medici auch Teil der Kriege zwischen Hugenotten und Katholiken, die in der blutigen Bartholomäusnacht münden. 

Die Autorin hat Katharina von Medici ein Gesicht gegeben, und stellt sie als starke und intelligente Frau dar, die sich in der männerdominierten Welt durchzusetzen weiß. Sie ist nicht immer sympathisch, trotzdem habe ich sie gerne begleitet und an mancher Stelle auch Mitleid mit ihr gehabt. Aber nicht nur sie ist vielschichtig dargestellt, denn sie ist nicht nur mächtige Herrscherin, auch liebende (und gehörnte) Gattin und sorgende Mutter – und sie ist nahbar und menschlich, das hat es mir leicht gemacht, sie über mehr als 1500 Seiten zu begleiten. 

Auch bei allen anderen Figuren hat die Autorin nicht gescheut, sie authentisch und mit eigener Geschichte darzustellen – gar nicht so leicht, in einer Zeit, in der alle den gleichen Namen zu haben scheinen. Cornelia Wusowski muss lange recherchiert haben, um ein Gefühl für die Menschen und die Epoche zu bekommen, um dann ein Bild der Zeit so umfassend darzustellen und die Charaktere so nahbar zu machen, dass man mit ihnen fühlt, ihre Motivationen und Entscheidungen, die die Geschichte geprägt haben, versteht und nachvollziehen kann. 

Ich kann nicht abstreiten, dass es auch schon mal Längen gab, die der detaillierten Macht- und Stammbaumbeschreibungen geschuldet sind. Und ja – irgendwann war ich auch der blutigen religiösen Kriege ein wenig müde; und trotzdem – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hatte großen Spaß beim Lesen. Dazu hat auch der Schreibstil beigetragen, der lebendig und gar nicht trocken ist, die Atmosphäre der Zeit sehr gut einfangen konnte und der mich vor allem in die Köpfe der Handelnden hat schauen lassen. 

Es ist eine mitreißende und packende Lektüre, die mich von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann gezogen hat – wer gerne Romanbiographien liest, dem kann ich diese wirklich ans Herz legen, auch wenn es vielleicht etwas Überwindung kostet, den Schmöker zu beginnen. Es lohnt auf jeden Fall!

Mein Fazit
Ein opulentes Werk, in dem eine der mächtigsten und einflussreichsten Frauen der Renaissance im Mittelpunkt steht: Katharina von Medici. Lebendig, unterhaltsam, lehrreich und spannend ist dieser Schmöker, dem ich ein paar Längen gut verzeihen kann, weil ich die meiste Zeit gefesselt war und Katharina sehr gerne begleitet habe. Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung, wenn man Romanbiographien gerne mag.


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