10. Juli 2023

[Rezension] Raymond Chandler - "Das hohe Fenster"

Raymond Chandler - Das hohe Fenster (Philip Marlowe #3)
Krimi
 

 Originaltitel: „The High Window“ (1942)
 Übersetzer: Urs Widmer
 Verlag: Diogenes-Verlag
 ISBN-13: 978-3-257-20208-3
 Seiten: 264 Seiten
 Erschienen: 1975

   
Zum Inhalt
„Mrs. Murdock, eine reiche Witwe aus Pasadena, hat einen doppelten Auftrag für Philip Marlowe: Ihre Schwiegertochter, eine ehemalige Nachtklub-Sängerin, ist verschwunden, und mit ihr eine alte, wertvolle Münze – die sogenannte ›Brasher-Dublone‹. Beides soll der Privatdetektiv wiederfinden. Wie sich herausstellt, kommen Erpressung, Lügen und Mord in den besten Familien vor.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte das Buch in einem Bücherschrank entdeckt, und da der Autor als ein „Urgestein“ des Kriminalromans gilt, habe ich das Buch mitgenommen und nun gelesen – und ich muss sagen, das es mir gut gefallen hat. Es ist der dritte Teil einer Reihe – aber auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände, konnte ich diesen gut lesen und genießen.

Philip Marlowe ist Privatdetektiv und wird von der knausrigen, gebrechlichen, aber mental stahlharten Mrs. Murdock engagiert, eine wertvolle Münze wiederzufinden, die aus dem Familienbesitz verschwunden ist. Es dauert nicht lange, da meldet sich ein Münzhändler, und wiederum nicht lange danach wird auch die erste Leiche gefunden.

Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen – nicht nur, dass der Plot pfiffig ist und am Ende alle Puzzletele zusammenpassen und so alle Fragen geklärt werden, mir hat vor allem der Stil sehr gut gefallen. Chandler hat einen eingängigen Schreibstil und hat damit die 1930er Jahre in den USA wunderbar eingefangen. Zum einen beschreibt er oft sehr genau – Menschen, Gegenstände, Bewegungen oder auch Umgebungen, zum anderen sind auch die Figuren so gestaltet, dass sie ein Gesicht bekommen. Marlowe wirkt zwar ein wenig einsam, wenn er sich alleine vor sein Schachspiel setzt und seinen Drink geniest, dafür aber ist er ein wunderbarer Beobachter, weiß das Gesehene zusammenzufügen und schafft es immer wieder, seine Gegenüber mit Wortgewandtheit und Pfiff einzulullen. Manchmal blitzt ein wenig Humor hindurch, oft ist er auch sehr sarkastisch – mir hat das sehr gut gefallen und Marlowe ist für mich ein sympathischer Detektiv, den ich gerne begleitet habe. Gelungen ist auch die Auftraggeberin Mrs. Murdock – eine gemeine ältere Dame, bei der von Anfang an klar ist, dass sie skrupellos und nur auf eigenen Vorteil bedacht ist. Sie spielt mit den Menschen, ganz so wie sie es braucht – und lässt dies alle um sie herum auch spüren. Sie ist nicht sympathisch, aber auch sie ist sehr gut gezeichnet – und das durch wenige Worte. Dies gelingt dem Autor bei nahezu jedem Charakter – sie sind komplex und detailliert beschrieben, ohne dass es ausufernd wirkt, und ich hatte beim Lesen die ganze Zeit Bilder im Kopf.

Die Stimmung ist durchweg düster, vielleicht auch, weil man sich im „Untergrund“ befindet, bei dem sich der Autor einiger Klischees bedient. Die Spannung ist sehr lange konstant auf höherem Niveau, richtig mitraten konnte ich nicht, weil dann doch Details fehlten, aber eine Ahnung hatte ich natürlich schon, wie alles ausgeht – gefallen hat mir das Finale, in dem Marlowe dann alle Fäden zusammenführt und die Morde aufklärt. 

Ich habe diesen Krimi sehr gerne gelesen und werde schauen, auch noch weitere Bücher von Raymond Chandler zu lesen. 

Mein Fazit
Ein atmosphärisch dichter und düsterer Krimi mit einem sympathischen Detektiv, der wortgewandt und pfiffig ist und sich vom Gegenüber nicht so schnell beeindrucken lässt. Durch den eingängigen, durchaus detaillierten, aber oft auch sarkastischen Schreibstil bin ich schnell durch das Buch geflogen, bei dem es am Ende ein fulminantes Finale gibt, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Ich kann diesen Krimi auf jeden Fall empfehlen.

Philip Marlowe
1. Der große Schlaf
2. Lebwohl mein Liebling
3. Das hohe Fenster
4. Die Tote im See
5. Die kleine Schwester
6. Der lange Abschied
7. Playback
8. Spanisches Blut
9. Einsame Klasse


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