4. Juli 2023

[Rezension] Linus Geschke - "Die Verborgenen"

Linus Geschke - Die Verborgenen
Thriller
 

Verlag: Osterwold-Verlag     
ISBN-13: 978-3-844-93273-7
Dauer: ungekürzt, 620 Minuten
Erschienen: 1.6.2023
Sprecher: Julia Bautz (Tabea), Nils Nelleßen (Sven), Nicolas Rathod (Marco), Nina Reithmeier (Lydia), Bastian Sierich (Stew), Heike Warmuth (Franziska)

   
Zum Inhalt
„Sven und Franziska Hoffmann haben alles, wovon sie einst träumten: eine wunderbare Tochter und ein traumhaftes Haus an der Küste. Alles könnte perfekt sein. Doch dann dringt jemand heimlich in ihr Haus ein. Der ungebetene Gast bedient sich an ihrem Essen, stöbert in ihren Schränken und steht neben ihren Betten, wenn sie schlafen. Als dann noch Gegenstände verschwinden und fremde Fußspuren im Keller auftauchen, bezichtigen sich die Eheleute gegenseitig. Je merkwürdiger die Vorgänge in ihrem Haus werden, desto mehr bröckelt die makellose Fassade der perfekten Familie. Und genau das ist es, was der Eindringling will …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich mag die Geschichten von Linus Geschke sehr gerne, weil er spannend und gut schreibt – natürlich musste ich dann auch zu seinem neuen Thriller greifen.

Eins vorweg – als Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen, eher als Drama mit spannenden Anteilen. Denn im Vordergrund steht eine Familie, bei der jeder ein Geheimnis hat, das er vor den anderen verbirgt, und das nur, um eine Fassade aufrechtzuerhalten. Als dann eine junge Frau verschwindet, beginnt die Fassade zu bröckeln, und jeder der drei Mitglieder hat ein ganz eigenes Interesse, das Verschwinden aufzuklären und so das eigene Gesicht zu wahren.

Die Geschichte hat einen interessanten Aufbau: Jeder Charakter hat einen eigene Perspektive, aus der er erzählt und so erfährt man nach und nach, wie Sven und Franziska sich kennengelernt haben, wie sie geheiratet und eine Familie gegründet haben. Tabea ist ihre Tochter und auch sie bekommt eine eigene Stimme. Am besten gefallen hat mir aber die Du-Perspektive der sogenannten Phrogger – Menschen, die sich in Häusern anderer aufhalten und deren Leben beobachten; das war sehr gruselig, und alleine schon die Vorstellung hat mir wirklich einen Schauer über den Rücken laufen lassen.

Vordergründig wirken die Charaktere sympathisch – lernt sie sie aber dann näher kennen, verlieren sie durchaus auch wieder Sympathiepunkte. Sven hat das Interesse an seiner Frau verloren und sucht sein Glück bei anderen. Franziska weiß das zwar, versucht aber mit allen Mitteln, die Familie zusammenzuhalten. Tochter Tabea verliert sich ein wenig, da sie Dinge tut, die sie aber eigentlich nicht will, nur um ihren Stand in ihrer Clique nicht zu verlieren – das bringt sie natürlich in die Bredouille. Die Phrogger sind von allen am wenigsten durchschaubar, denn ihre Motivation klärt sich erst nach und nach. Und was zunächst wie ein Familiendrama wirkt, bei dem einige Erzählstränge parallel laufen, entpuppt sich schließlich doch als ein großes Puzzle, bei dem die einzelnen Puzzleteile aber erst nacheinander zueinander finden.

Die Spannung ist nicht von Anfang an vorhanden, sie steigt erst langsam an, als die Phrogger im Haus Spuren hinterlassen – ich hätte gedacht, dass das schon zu mehr Diskussionen zwischen Lars und Franziska führt, letztlich aber gehen die beiden damit einigermaßen entspannt um. Ich dagegen hätte mich vermutlich anders verhalten – die Vorstellung, dass jemand in meiner Wohnung ist und dort Dinge anschaut, anfasst oder verschiebt, finde ich fürchterlich, und alleine schon der Gedanke macht mir Gänsehaut. Ab der Hälfte des Hörbuchs wird es dann aber doch rasanter und damit auch spannender - die Fäden laufen nach und nach zusammen bis zu einem großen Showdown, der zunächst ein klares Ende zu sein scheint, der dann aber doch noch überrascht.

Der Schreibstil ist einfach, aber packend und authentisch – mir gefällt die „Du-Perspektive“ in Büchern immer sehr gut, da ich mich nochmal mehr in die Geschichte gezogen und angesprochen fühle – das war auch hier so. Gelungen ist im Hörbuch, dass jeder Charakter auch eine eigene Sprechstimme hat – so weiß man immer direkt, aus welcher Sicht gerade erzählt wird. Und auch die Wahl der Stimmen hat zu der jeweiligen Figur gut gepasst – und trotz der vielen Stimmen bleibt das Hörbuch ein Hörbuch und ist kein Hörspiel.

Ich fühlte mich von diesem neuen Buch von Linus Geschke gut unterhalten, auch wenn die Spannungskurve zunächst flach ist und erst im letzten Drittel richtig ansteigt.

Mein Fazit
Ein interessanter Plot, der mich vor allem wegen des Themas „Phrogger“ angesprochen hat, bei dem aber doch eher ein Familiendrama den Mittelpunkt bildet. Die Geschichte ist sehr gut aufgebaut mit wechselnden Perspektiven, und die zunächst parallel laufenden Erzählstränge verweben sich nach und nach. Die Spannung steigt langsam an, um sich dann in einem fulminanten Finale zu entladen. Ich wurde gut unterhalten und empfehle auch dieses Buch gerne weiter.

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und den Osterwold-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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