5. Mai 2023

[Rezension] Joy Fielding - "Sag Mami Good-bye"

Joy Fielding - Sag Mami Good-bye
Spannungsroman
 

Originaltitel: „Kiss Mommy Goodbye“ (1981)
Übersetzer: Günter Panske
ISBN-13: 978-3-442-49114-8
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 15.2.2021
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Magdalena Russocka /Trevillion Images; FinePic®, München; Getty Images /Renphoto

   
Zum Inhalt
Donna und Victor führen nach außen eine harmonische Ehe – doch die Beziehung fußt auf Macht und Überlegenheit, auf Unterdrückung und Abhängigkeit. Schwer nur kann Donna sich aus dieser Hölle befreien, sie schafft aber den Absprung und baut sich mit ihren Kindern ein neues Leben auf. Doch ihr Mann lässt sie nicht in Ruhe und scheut sich auch nicht, andere als Instrument gegen sie einzusetzen.

Meine Meinung
Eins vorweg – den Klappentext sollte man nicht lesen, denn da wird direkt im ersten Satz gesagt, was in der zweiten Hälfte des Buches passiert; mir hat das einiges an Spannung und Überraschung genommen, weil ich beim Lesen ja genau darauf gewartet habe. Davon aber abgesehen – ich habe das Buch sehr gerne gelesen, weil es mit jeder Seite spannender wurde und unglaubliche Einblicke in menschliche Abgründe erlaubt.

Das Buch beginnt im Gerichtssaal, im Scheidungsprozess von Donna und Victor. Während der Anwalt wirklich alles tut, um Donna die Schuld am Zerbrechen der Ehe anzuhängen, spielt sich vor ihrem inneren Auge ihre Wahrheit über die Ehe ab: wie sie ihren Mann kennengelernt hat, wie ihre Kinder zur Welt gekommen sind und vor allem, wie Victor mit ihr umgegangen ist; keine Gelegenheit hat er ausgelassen, sie zu demütigen, sie als dumm darzustellen, und immer wieder hat er seine Macht und Überlegenheit ausgespielt. 

Ich mag Justizromane, daher war ich positiv überrascht über den Einstieg – und dieser Prozess mit den Rückblicken dauert an, fast die Hälfte des Buches. Während sich dieser Teil eher wie ein Drama liest, kommt dann in der zweiten Hälfte der Thrill-Aspekt dazu – was passiert, verrate ich natürlich nicht, ich aber fand es spannend und das dann bis zum Ende.

Joy Fielding versteht, Charaktere zu zeichnen – sowohl Donna als auch Victor sind in sich so schlüssig, dass ich die beiden vor Augen hatte; sicher kann man unterschiedlicher Meinung sein, ob es tatsächlich solche Menschen gibt und ob eine Frau tatsächlich in einer solch toxischen Beziehung bleibt – auch wenn ich das für mich ausschließen kann, glaube ich, dass es genau so tatsächlich auch in der Realität ablaufen kann. Donna hat sich lange von ihrem Mann unterdrücken lassen, zum einen, weil sie gegen seine verzerrte Wahrnehmung mit Argumenten nicht ankam, zum anderen, weil es dann einfacher war, einfach klein beizugeben und damit Streit zu umgehen. Dabei ist sie eigentlich eine Frau mit eigenen Ideen, mit Lebensfreude – doch sie scheitert an ihrem Alltag und erfährt keine Unterstützung durch ihren Ehemann. Victor wirkt anfangs zuvorkommend und liebevoll, das aber entpuppt sich bald als Ausübung von Macht – die Diskussionen, die geführt werden, sind so hanebüchen, dass ich mir manchmal die Haare gerauft habe und ich die Wut, aber auch die Machtlosigkeit Donnas sehr gut verstehen konnte.

Die Darstellung dieser äußerst toxischen Beziehung ist der Autorin sehr gut gelungen, auch wenn es an mancher Stelle so überzogen dargestellt war, dass man es gar nicht falsch verstehen konnte. Donnas Verletztheit, ihre Verzweiflung, ihre Wut und ihr dann doch noch aufkommender Tatendrang habe ich spüren und fühlen können. Dabei bedient sich Joy Fielding einer einfachen Sprache, die sich sehr gut lesen lässt, die gerade bei den Dialogen aber oft hölzern und gekünzelt wirkt. Ob das an der Übersetzung liegt oder einfach daran, dass das Buch bereits im Jahr 1981 geschrieben wurde, kann ich nicht sicher sagen. An mancher Stelle wirkte der Stil – obwohl er Spannung erzeugt und auch viele Bilder in meinem Kopf hat entstehen lassen – doch etwas angestaubt. 

Ich habe diesen Roman trotzdem gerne gelesen, weil ich drin abtauchen konnte und ich so mit Donna gefühlt habe, mal mit Mitgefühl, mal aber auch mit Unverständnis. Für Zwischendurch ein fesselnder Roman, der mich aus dem Alltag herausgerissen hat.

Mein Fazit
Ein spannender Roman über eine toxische Ehe und deren Auswirkungen – die Autorin weiß, Charaktere zu zeichnen, deren Verzweiflung ich gespürt und so mit ihnen gefiebert habe. Der Schreibstil ist insgesamt etwas angestaubt, dennoch einfach zu lesen – ich fand gerade die zweite Hälfte sehr spannend und empfehle das Buch daher gerne.


4 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    wieder ein Joy-Fielding-Roman, der nach gelungener Unterhaltung klingt. Ja, das kann sie, dass man sich regelrecht windet, weil man spürt, wie es der Protagonistin ergeht. :D

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Ich habe schon einige ihrer Bücher gelesen, manche fand ich richtig gut, mancha aber auch sehr schlecht - dieses gehört zu den Guten. :-) Wenn man damit leben kann, das man dem Stil anmerkt, dass das Buch schon ein paar Jahre alt ist, dann empfehle ich das gere.

      LG Sabine

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  2. Hi Sabine!

    Ich hab (damals) 1-2 Bücher der Autorin gelesen und war mir sicher, dass das hier eins davon war. Aber der Inhalt sagt mir tatsächlich gar nichts *lach* Es klingt aber wirklich sehr spannend, gerade auch den Aufbau mit den Rückblicken finde ich sehr gut. Sowas mag ich immer gerne.
    Zum lesen reizt es mich momentan zwar nicht, aber wenn ich doch mal irgendwann wieder in Thrillerlaune komme, muss ich mal was von der Autorin wieder ausprobieren :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ach - das kenne ich auch; das ich vom Inhalt nichts mehr weiß. *lach* Für einen soliden Thriller würde ich wuieder zu dieser Autorin greifen - auch wenn ich nicht alles von ihr gut fand. ;-)

      LG Sabine

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