14. März 2023

[Rezension] Vera Buck - "Wolfskinder"

Vera Buck - Wolfskinder
Thriller
 

ISBN-13: 978-3-499-00968-6
Seiten: 413 Minuten
Ersterscheinung: 14.3.2023
Umschlaggestaltung: Hafen Werbeagentur, Hamburg
Umschlagabbildung: Shutterstock

   
Buchrückentext
„Ein abgelegenes Bergdorf in den Wäldern, in denen noch Wölfe jagen. Eine Siedlung von Einzelgängern, die sich in Schweigen hüllen. Ein Ort wie geschaffen als Versteck – oder als Gefängnis.“ 

Meine Meinung
Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch bewerten soll, weil es bei mir einige emotionale Auf und Abs gegeben hat – am Ende muss ich aber sagen, dass alles in sich schlüssig ist.

Die Geschichte spielt in den Bergen und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Siedlung Jakobsleiter liegt weit abseits, die Bewohner haben sich ein Leben ohne moderne Technik ausgesucht – sie haben keinen Strom und kein fließendes Wasser und halten sich auch von Almenen fern, der nächsten größeren Siedlung. Nur Jesse und Rebecca dürfen dort in die Schule gehen – dort gelten sie aber als Außenseiter, werden verhöhnt und getriezt. Bis eines Tages Rebecca verschwindet – Jesse kann nicht glauben, dass sie das Dorf und vor allem ihn einfach so verlassen hat – und sucht sie trotz aller Widerstände. Auf was er dann aber stößt, wirft sein ganzes Leben durcheinander. 

Von Anfang an ist die Stimmung im Buch unheilvoll und düster, trotzdem braucht es dann lange, bis Fahrt in die Geschichte kommt Die Autorin hat die Lebensumstände sehr gut beschrieben, sowohl in Jakobsleiter, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und man eher das Gefühl hat, noch im Mittelalter zu sein, als auch in Almenen. Der Kontrast zwischen diesen beiden Welten insbesondere auf Technik, Medizin und Bildung bezogen, war schon extrem. Und irgendwie habe ich das in meinem Kopf auch nicht sortiert bekommen. So unheilvoll und zum Zerreißen die Atmosphäre in der ersten Hälfte war, ist dennoch nicht viel passiert, dafür aber hat man als Leser ein sehr gutes Bild von den Menschen und den Umständen bekommen. Erst in der zweiten Hälfte wird es dann spannender, und diese Spannung steigert sich dann auch immer weiter bis zum Schluss, wo es doch einige Überraschungen gibt, aber alles aufgeklärt wird und die Geschichte rückblickend dann auch in sich schlüssig ist.

Die Figuren hat die Autorin sehr gut gezeichnet. Und da die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, hat man auch viele Innenansichten. Jesse und Rebecca wachsen beide in Jakobsleiter auf – während Jesse sein Leben in diesen anderen und besonderen Umständen gar nicht in Frage stellt, wünscht sich Rebecca ein modernes Leben. Jesse ist ein ruhiger Mensch, der sehr verantwortungsvoll handelt und der im Laufe der Geschichte einige Wahrheiten erfährt, die ihn verzweifeln, aber auch wachsen lassen. Auch die kleine Edith wächst in Jakobsleiter unter der strengen Hand ihres Vaters auf, der weder ein Mann vieler Worte ist noch etwas von einem Leben in der Stadt hält – und so geht die 9-jährige Edith nicht zur Schule, sondern streunert den ganzen Tag durch den Wald, beobachtet die Tiere und hält sich an die vielen Regeln ihres Vaters. 

Smillas Sicht ist dagegen eine ganz andere – sie hat vor zehn Jahren ihre beste Freundin verloren, bei einem Ausflug ist sie plötzlich verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Eine Leiche wurde nie gefunden, Smilla lässt daher das Verschwinden nicht los und macht sich selber auf die Suche. Sie ist eine beharrliche junge Frau, die sich zwar oft selber im Wege steht, die aber auch nicht aufgibt, egal, was die anderen von ihr denken. 

Jede Figur hat nicht nur eigene Kapitel, sondern auch eine ganz eigene Sprache, und selbst wenn nicht über dem Kapitel stünde, aus wessen Sicht gerade geschrieben ist, würde man es am Schreibstil erkennen können. Das hat mir sehr gut gefallen. Gemeinsam ist aber allen, dass immer die Stimmung und Atmosphäre sehr gut erfasst werden – im Grundton ist sie eher düster und bedrohlich, in der zweiten Hälfte kommt dann aber eine sich steigernde Spannung hinzu.

Je weiter ich beim Lesen vorangekommen bin, desto fesselnder wurde die Geschichte. Anfangs habe ich mit dem Plot dieses in der Zeit zurückgebliebenen Dorfes doch sehr gehadert, weil ich das völlig unrealistisch und überhaupt nicht glaubhaft fand, im Laufe des Buches klärt sich das aber auf. Daher gebe ich insgesamt 4,5 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Ein Thriller, der ruhig beginnt, aber von Anfang an eine unheilvolle Atmosphäre bietet – in der zweiten Hälfte wird es dann aber richtig spannend. Die Auflösung habe ich so nicht geahnt, sie bietet aber eine gute Erklärung für viele Fragen, die ich mir im Verlauf des Lesens gestellt habe. Ich gebe daher 4,5 von 5 Sternen. 

WERBUNG: Vielen Dank an Vorablesen und den Rowohlt Polaris-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

7 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ich hab das Buch auch schon gelesen und ich war sehr begeistert! Die verschiedenen Perspektiven, die auch so gut sprachlich rübergebracht wurden jede auf ihre Weise, war großartig. Auch die Stimmung, der Aufbau - also ich hab mich hier sofort zurechtgefunden und hab auch die Siedlung auf dem Berg nicht groß hinterfragt - es gibt nichts, was es nicht gibt ;)

    Was mich dann aber immens gestört hat, war die Aufklärung, was hinter den Menschen der Siedlung steckt. Das hat mich sogar ein bisschen geärgert, so wie das hier in Zusammenhang gestellt wurde... da hab ich nicht verstanden, warum die Autorin das ausgerechnet damit aufgelöst hat.

    Meine Rezension kommt am Freitag ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ja - das stimmt. Die Aufklärung ist wirklich fragwürdig. Da bin ich auch schon gespannt, wie es andere bewerten.

      Und auf deine Rezi bin ich auch gespannt. :-)

      LG Sabine

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    2. Ich hab schon in ein paar andere Rezensionen reingeschaut, ein paar gibt es ja schon - aber das Detail scheint sonst niemandem so wirklich aufgefallen zu sein. Zumindest wird es nicht erwähnt.
      Für mich hatte es einfach einen blöden Beigeschmack, als ob diese Gruppe von Menschen sozusagen... naja, du weißt was ich meine. Ich möchte nicht spoilern ;)

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    3. Vielleicht hat auch keiner etwas geschrieben, eben um nicht zu spoilern. Aber traurig ist es natürlich, dass da so wenige drüber stolpern.

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  2. Hallo Sabine,

    Aleshanee und du macht mich neugierig. :D Jetzt grüble ich, ob ich das Buch nicht schon im März lesen soll. Eigentlich wollte ich es etwas am SuB reifen lassen und mal etwas Fröhlicheres einschieben. Düster ist halt immer meins und auf die Erklärung bin ich natürlich sehr gespannt.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Du könntest erst Hans Rath einschieben - der war sehr unterhaltsam. Aber schön, dass wir dich so richtig neugierig machen konnten!

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    2. Du meinst "Jetzt ist Sense"? Das habe ich schon gelesen. Ich fand es ok.

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