11. Oktober 2022

[Rezension] Sarah Waters - Solange du lügst

Sarah Waters - Solange du lügst
Historischer Roman
 

Originaltitel: „Fingersmith“ (1.2.2002)
Übersetzerin: Stefanie Retterbush
ISBN-13: 978-3-930-04188-6
Seiten: 736 Seiten
Erschienen: 15.4.2013

   
Buchrückentext
„England im 19. Jahrhundert: Susan Trinder wächst im Waisenhaus der zwielich-tigen Mrs. Sucksby auf. Gemeinsam mit dem aalglatten Richard Rivers, genannt »Gentleman«, plant sie den großen Coup: Als Zofe will sie sich in das Vertrauen der jungen Erbin Maud Lilly einschleichen, um alsbald die Weichen für deren Heirat mit Gentleman zu stellen. Kurz nach der Eheschließung soll Maud dann ins Irrenhaus abgeschoben werden, um an ihr Vermögen zu kommen …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Sarah Waters hat einen tollen Schreibstil, und auch in diesem Buch hat sie mich damit überzeugt; leider aber ist der Plot hier zwar sehr komplex und klug durchdacht, doch langatmig erzählt, so dass ich mich an einigen Stellen wirklich zwingen musste weiterzulesen.

Die Geschichte spielt in England, im 19. Jahrhundert. Susan muss früh lernen, sich mit kleinen Diebereien über Wasser zu halten. Sie bekommt die Chance, Teil eines groß angelegten Betrugs zu werden, der viel Geld verspricht – doch es gibt einige Probleme, der Plan scheitert und sie selbst gerät in Gefahr.

Zum Inhalt will ich gar nicht mehr sagen, denn es gibt so viele Überraschungen und Wendungen, dass ich die dann natürlich vorweg nehmen würde. Es ist auf jeden Fall eine komplexe und verwirrende Geschichte, die eigentlich auch rasant ist – dennoch aber hatte ich meine Mühen, denn sie ist langsam erzählt mit vielen zwar guten, aber auch langatmigen Beschreibungen. So konnte ich mir zwar alles sehr gut vorstellen, manchmal habe ich aber auch die Lust verloren weiterzulesen. Dabei ist der Schreibstil wirklich beeindruckend – er ist plastisch und eindringlich, schafft eine unglaubliche Atmosphäre, ist dabei gut lesbar – trotzdem ist er auch langsam und langatmig und verliert sich oft in Kleinigkeiten – das war dann leider mühsam.

Die Themen, um die es hier geht, mochte ich und sind zum Teil typisch für die Autorin. Meist gibt es eine lesbische Liebe in ihren Geschichten – so auch hier – und meist ist es ein historisches Setting. Dass die Geschichte hier auch im Gauner-Milieu spielt und auch ein Irrenhaus eine nicht unwichtige Rolle spielt, hat den Reiz für mich nochmal erhöht.

Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet – da gibt es keine Stereotypen, und bei jedem hatte ich das Gefühl, einen echten Menschen zu erleben. Susan und Maud sind sicher die Hauptfiguren; Während Susan eine starke Frau ist, der man anmerkt, dass sie sich im Gauner-Milieu durchbeißen musste, ist Maud eher die reiche und umsorgte Frau, bei der man das Gefühl hat, dass sie alleine nicht überleben würde. Beide wachsen dann aneinander – und diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Auch bei anderen Figuren gibt es Entwicklungen, manch einer kann sein wahres Gesicht lange verstecken ,mach einer auch nicht, und so gibt es gerade im letzten Drittel des Buches einiges Hin und Her und einige Wendungen, die ich nie geahnt hätte. 

So sehr ich im Mittelteil gehadert habe, so interessant und spannend war dann das letzte Drittel – da bin ich dann fast schon durchgeflogen, nachdem ich für die ersten beiden relativ lange gebraucht habe. Der Plot ist wirklich gut, der Schreibstil auch – nur hätte es dem Buch gut getan, wenn es etwas gestrafft worden wäre – so gebe ich leider nur 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine tolle Idee, ein interessantes Setting und viele Überraschungen und Wendungen – und doch war es an vielen Stellen langatmig. Der Schreibstil war wieder großartig, und auch die Charakterzeichnung hat mich überzeugt – dennoch sind es nur 3 von 5 Sternen geworden.

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