17. September 2022

[Rezension] Dorores Redondo – "Alles was ich dir geben will"

Dorores Redondo – Alles was ich dir geben will 
Spannungsroman
 

Originaltitel: „Todo est te daré“ (2016)
Übersetzerin: Lisa Grüneisen
Verlag: btb-Verlag
ISBN-13: 978-3-442-75765-7
Seiten: 606 Seiten
Erschienen: 25.3.2019
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagabbildung: © Salamander Hill /David Drummond

   
Zum Inhalt
„Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Mir wurde das Buch wärmstens empfohlen, als ich es dann als Mängelexemplar gesehen  habe, musste ich natürlich zugreifen. Leider hat es mir nicht so gut gefallen – vielleicht auch, weil es mich schon sehr früh an „Harry Quebert“ erinnert hat; und das hat mich auch nicht fesseln können
Manuel erfährt von dem Tod seines Ehemannes – er reist nach Galizien und rasch merkt er, dass sein Mann Alvaro eine große Familie hat, die er seinem Gatten verschwiegen hat. Und dabei bleibt es nicht – denn sein Tod war kein Verkehrsunfall, und die örtliche Polizei tut alles, um diesen Mord zu vertuschen.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir gut gelungen und eigentlich ist der Plot auch interessant. Manuel erfährt vom Doppelleben seines Mannes und im Laufe der Geschichte versucht er, seinen Tod aufzuklären. Die ihm bisher nicht bekannte Familie ist ihm aber nicht wohlgesonnen, und jeder scheint ein Geheimnis zu haben, das er vertuschen möchte. Doch Manuel verfolgt beständig alle Hinweise, und nach und nach entschlüsselt sich dann alles. 

Ich habe Manuel nicht verstanden – dafür, dass seine große Liebe verstorben ist, verhält er sich in meinen Augen einfach zu rational. Es geht in der ganzen Geschichte wirklich nur darum, den Mord aufzuklären, nicht aber um Trauer oder Abschied. Und die Autorin hat sich viel einfallen lassen, was alles im Laufe des Buches ans Tageslicht kommt – manchmal hatte ich das Gefühl, ein großes Thema hat einfach nicht gereicht, denn sie setzt immer wieder einen oben drauf. Um was es genau geht, kann ich natürlich nicht sagen, denn dann würde ich spoilern, was ich natürlich nicht will. 

Manuel bekommt Unterstützung von dem pensionierten Polizisten Nogueira, und gemeinsam stolpern sie von einem Zwischenfall zum nächsten – zwar gibt es auch ein paar Wohlgesonnene, der Großteil der Beteiligten aber erzählt Geschichten, die die Wahrheit vertuschen, um das eigene Geheimnis zu wahren. 

Leider ist bei mir irgendwie keine Spannung aufgekommen; Nogueira und Manuel sprechen wie zwei Ermittler mit diversen Figuren, mal sind es wichtige, mal unwichtige, mal stammen sie aus der Familie, mal aber auch nicht. Sie gehen einer Spur nach, geraten in einen Widerspruch, bis sich eine neue Spur eröffnet, usw.. So richtig mitgeraten habe ich nicht, vielleicht auch, weil sehr früh klar wird, dass irgendwie jeder etwas zu verbergen hat und ich keine Idee hatte, wer denn nun am ehesten als Täter in Frage kommt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen – jedoch erinnert er weniger an einen Spannungsroman, da es unheimliche viele Beschreibungen von Flora, Fauna und Szenerien im Allgemeinen gibt. Zwar wird dadurch eine ganz heimelige Atmosphäre geschaffen, und gerade auch das Flair der Weinberge war gut zu spüren, für mich aber hat es die eh schon nur geringe Spannung immer wieder rausgenommen. 

Wer Harry Quebert mochte, der wird sich sicher auch an diesem Buch erfreuen können, mich hat es dagegen nicht so begeistert, so dass ich 3 von 5 Sternen vergebe.

Mein Fazit
Ein als Verkehrsunfall getarnter Mord will aufgeklärt werden, dabei entführt die Autorin in das romantisch anmutende Galizien – schnell aber stellt sich heraus, dass es dort alles andere als romantisch ist, denn jeder scheint ein Geheimnis mit sich rumzutragen. Mit den Charakteren konnte ich nicht fühlen, und die Spannung hat mir völlig gefehlt; dafür aber gibt es schöne Beschreibungen des Landes. Ich gebe 3 von 5 Sternen.

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