22. Juni 2022

[Höreindruck] Jodi Picoult - "In den Augen der anderen"

Jodi Picoult - In den Augen der anderen
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „House Rules“ (2.3.2010)
Übersetzer: Rainer Schuhmacher
Verlag: Lübbe Audio
ISBN-13: 978-3-8387-6893-9
Dauer: gekürzt, 399 Minuten
Erschienen: 19.8.2011
Sprecher: Nicolás Artajo, Maximilian Artajo, Irina Scholz, Philipp Schepmann, Rolf Berg 

   
Zum Inhalt
„Jacob Hunt hasst die Farbe Orange. Und er hasst es, wenn sein gewohnter Tagesablauf gestört wird. Routinen sind für ihn lebenswichtig, denn er leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer autistischen Störung. Deshalb kocht Emma, seine Mutter, montags nur grüne Speisen und dienstags rote. Und längst hat sie Jacobs Besessenheit für Kriminaltechnik akzeptiert. Doch dann wird seine Erzieherin Jess erschlagen aufgefunden, und Jacob wird des Mordes an der jungen Frau verdächtigt. Die mühsam erkämpfte ‚Normalität’ in Emmas kleiner Familie bricht zusammen. Jacob muss sich vor Gericht verantworten. Alle Beweise sprechen gegen ihn. Doch Emma nimmt den Kampf auf. Denn es geht darum, ihren Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren – und um die Rechte von Menschen, die anders sind.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Jodi Picoult ist bekannt dafür, sich in ihren Romanen Tabu-Themen anzunehmen – diesmal geht es um Autismus, speziell um das Asperger-Syndrom. Schon oft hat die Autorin mich begeistert mit ihren Büchern, diesmal aber fand ich viele Stellen langatmig.

Ich kann nicht beurteilen, ob die Schilderungen des Asperger-Syndroms hier allgemeingültig sind oder ob es nur eine mögliche Form des Auftretens ist, auf jeden Fall aber ist es interessant, auch mal in den Kopf eines autistischen Menschen hineinschauen zu können. Die Gefühle, die die Autorin beschreibt, waren alle sehr authentisch – sowohl von Jacob selber, der mit seinem Asperger-Syndrom Regelmäßigkeit und Struktur braucht, um nicht in katatone Zustände oder Anfälle zu fallen, genauso aber auch die der Mutter, die wie eine Löwin kämpft, um Mitmenschen das Verhalten ihres Sohnes zu erklären und die alles tut, um ihm Sicherheit zu geben. Dass der andere Sohn Theo da ein wenig auf der Strecke bleibt, kann ich gut glauben, macht mich aber auch betroffen, denn auch er möchte ja mal im Mittelpunkt stehen und nicht immer zurückstecken müssen wegen seines Bruders.

Wie es für Jodi Picoult typisch ist, sind die Kapitel aus unterschiedlichen Sichtweisen geschrieben. Und das ist spannend, denn Wahrnehmung ist ja etwas sehr subjektives und kann daher sehr unterschiedlich sein. In dieser Geschichte geht es um einen Todesfall, und da spielen diese Perspektiven eine wichtige Rolle. Sowohl Jacobs Fühlen und Denken fand ich interessant, aber auch die Sicht Theos als „nachgeordneter“ Sohn – auch sein Schmerz, seine Verzweiflung konnte ich gut spüren und vor allem auch nachvollziehen. Die Aufklärung des Todes nimmt in der zweiten Hälfte großen Raum ein, immer jedoch steht Jacob mit seiner autistischen Störung im Mittelpunkt - und da wiederholt sich dann einiges. Kann er Situationen richtig einschätzen, wie beeinflussbar ist er in seinem Denken und Handeln, wie sehr spielen äußere Einflüsse ein Rolle, wie zum Beispiel regelmäßige Abläufe, spezielle Nahrung oder auch regelmäßige therapeutische Gespräche – das alles wird leider wiederholt und ähnlich dargestellt; und macht das Buch dann leider auch langatmig.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, aber auch entsprechend ihrer Rolle manchmal ein wenig klischeehaft. Richtig nah bin ich dabei keinem gekommen, vielleicht habe ich auch deshalb keinen richtigen Sog gespürt. 

Der Schreibstil ist einfach und gut hörbar, dabei den Charakteren angepasst – gerade bei Jacob und seiner Mutter merkt man das sehr gut. Die Auflösung des Falles hat  mich jetzt nicht so überzeugt, ist in sich aber schlüssig.

Insgesamt war das Buch okay, für mich zählt es aber nicht zu den Highlights der Autorin – ich gebe daher 3,5 von 5 Sternen.  

2 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    bei mir hat das Buch damals auch 3 1/2 Sterne bekommen. Es gibt definitv bessere Geschichten der Autorin. Leider ist sie schon seit einiger Zeit bei mir vom Thron gefallen....einstmals Lieblingsautorin, gefallen mir ihre letzten Romane auch nicht mehr richtig. Leider! Und auch das neue Buch, welches im herbst erscheint, werde ich nicht lesen.
    Liebe Grüße
    Martina

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    Antworten
    1. Liebe Martina,
      Sie war nie eine Lieblingsstücken von mir, aber schon ein „Garant“ für gute Themen. Irgendwann hat es bei mir dann einen Knick gegeben und seitdem war ich kaum noch begeistert. Leider.
      Das neue Buch schaue ich mir mal an, um was für ein Thema es geht. Das weiß ich noch gar nicht.
      Liebe Grüße Sabine

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