25. März 2022

[Rezension] Hideo Yokoyama - "50"

Hideo Yokoyama - 50
Krimi
 

Originaltitel: „Han‘ochi“ (2002)
Übersetzerin: Nora Bartels
Verlag: Atrium Verlag   
ISBN-13: 978-3-855-35103-9
Dauer: 516 Minuten
Erschienen: 24.4.2020
Sprecher: Gerhard Garbers

   
Zum Inhalt
„Der 49-jährige Sochiro Kaji genießt als vorbildlicher Polizist einen tadellosen Ruf – bis er sich eines Tages vor seine Kollegen stellt und berichtet, seine Frau getötet zu haben. Im anschließenden Verhör gibt er an, dass seine Frau an Alzheimer erkrankt war und ihn gebeten habe, ihr Leben zu beenden. Der Fall scheint aufgeklärt, doch Kriminalkommissar Kazumasa Shiki findet keine Ruhe. Als er auf eigene Faust weiterermittelt, stößt er in der Wohnung von Sochiro auf eine geheimnisvolle Kalligrafie mit dem Text: »50 Jahre – ein Leben«. In Shiki keimt der Verdacht, dass Sochiro sich mit fünfzig das Leben nehmen wollte. Shiki beschließt, das Rätsel um jeden Preis zu lösen – und taucht immer tiefer ein in die dunkle Geschichte eines Ehepaares, für das der Tod keine Sache des Zufalls war.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Japanische Bücher sind für mich immer irgendwie anders – und auch dieser Kriminalroman spiegelt die japanische Erzählweise gut: ruhig und unaufgeregt, aber mit einem Blick auf die japanische Kultur. Das sollte man wissen, wenn man zu diesem Buch greift, denn es ist kein spannungsgeladener Krimi, sondern eher eine ruhige Analyse.

Kaji ist Polizist und bringt auf deren Wunsch seine Ehefrau um. Er stellt sich der Polizei, schweigt jedoch darüber, warum er erst zwei Tage vergehen ließ – und um diese zwei Tage geht es in diesem Kriminalroman, der aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben ist und so Einblicke in Polizei, Presse und Judikative bietet.

Es ist eine unaufgeregte Geschichte, und auch der Erzählstil ist sehr trocken, klar und direkt – Schnörkel oder Umschreibungen findet man keine, dafür einen Blick immer auf das Wesentliche. Und so ist auch die kühle und zurückhaltende Atmosphäre sehr gut eingefangen – insbesondere auch die Zurückhaltung Kajis, der schweigt über das, was in den zwei Tagen geschehen ist, bevor er sich der Polizei stellt. Dieses Schweigen macht natürlich neugierig, und ich fand interessant, wie spekuliert wird, was geschehen sein könnte, vor allem wie aus verschiedenen Erzählerperspektiven der Fall betrachtet wird. Denn jeder hat eine andere Theorie, was der Grund sein könnte. 

Schwer gefallen sind mir die Namen in diesem Buch, was aber daran liegt, dass sie mir einfach nicht geläufig sind und für mein Ohr so fremd klingen, dass ich anfangs etwas Probleme hatte, sie zuzuordnen. Die Charaktere sind nicht großartig gestaltet, sondern leben durch ihr Handeln und denken – mir sind sie leider etwas fremd geblieben, was aber passt zu der für mich typischen japanischen Zurückhaltung. 

So unaufgeregt die Erzählweise ist, so interessant ist aber der Plot – und mit dem Ende hat der Autor mich dann auch überrascht. Im ganzen Buch spielen die Themen Alzheimer Demenz, Tod und Trauer eine Rolle spielen, am Ende ergibt sich dann aber doch noch mal eine ganz neue Sichtweise.

Gerhard Garbers kannte ich als Sprecher nicht, er hat das Buch aber sehr gut vorgetragen und durch seine Art diese unaufgeregte Erzählweise sehr gut erhalten.

Ich mochte diesen besonderen Krimi und gebe 3,5 von 5 Sternen.


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