22. Januar 2022

[Rezension] Ryŭ Murakami - "Piercing"

Ryŭ Murakami - Piercing
Roman
 

Originaltitel: „Piercing“ (1994)
Übersetzerin: Sabine Mangold
Verlag: liebeskind
ISBN-13: 978-3-935-89059-5
Seiten: 176 Seiten
Erschienen: 2.2.2009 (deutsche Ersterscheinung)
Umschlaggestaltung: Marc Müller-Bremer, München
Umschlagabbildung: Jim Holmes /gettyimages; David Foldvari /Big Photographic Ltd.

   
Klappentext
„In einer schlaflosen Nacht steht der junge Grafikdesigner Kawashima schweißgebadet an der Wiege seiner neugeborenen Tochter und wird von dem nahezu unkontrollierbaren Verlangen getrieben, mit dem Eispick, den er fest umschlossen hält, ihren zarten weißen Hals entlangzustreichen. Es sind die alten Dämonen, die ihn heimsuchen. Vor Jahren hatte er ihnen schon einmal nachgegeben und seine damalige Geliebte niedergestochen. Um seine Familie vor sich zu schützen, zieht sich Kawashima in ein Hotel zurück und beschließt, eine junge Prostituierte anzuheuern und sie anstatt des Kindes zu töten. Doch die zierliche Chiaki mit ihrer makellos blassen Haut ist nur vermeintlich ein leichtes Opfer, denn auch sie hat ihre Dämonen, die sie quälen und bis zum Äußersten treiben.“

Meine Meinung
Ich gestehe, dass mich dieses Buch schockiert hat, weil ich nicht geahnt habe, dass es so verletzend, brutal und gestört sein wird. Ich hatte von „dem anderen Murakami“ gehört – und deshalb dazu gegriffen. Bekommen habe ich aber keine „literarische Belletristik“, sondern eine Mischung aus Psychothriller, Horror und Splatter. 

Kawashima verspürt den unerträglichen Drang in sich, sein wenige Monate altes Baby zu erstechen – schon einmal fühlte er sich so gedrängt, und hat aus dieser Bedrängnis heraus auch schon einmal einen Menschen getötet. Um nicht sein eigenes Kind zu ermorden, entschließt er sich, eine Prostituierte zu töten, um sich so den Druck zu nehmen – doch er ahnt nicht, dass Chiaki auch von Dämonen getrieben wird. Es entspinnt sich ein blutiger Zweikampf.

Die Idee, dass zwei Psychopathen aufeinander treffen, finde ich großartig, und auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen – Murakami schreibt präzise und kühl und schaut tief in die Seelen seiner beiden Protagonisten. Er schreibt aber auch detailliert und genau – und das konnte ich nur schlecht ertragen, denn er hält drauf bei den blutigen Szenen, was ich kaum aushalten konnte (bzw. habe ich einzelne Absätze, die mir zu grausam waren, einfach übersprungen). 

Der Plot ist spannend aufgebaut, die Charaktere sind trotz der Kürze dieses Buches gut gezeichnet – und so schrecklich die Gedanken und Ideen der beiden auch sind, waren sie nicht mal unsympathisch; aber sehr krank, wobei das nicht offen ausgesprochen wird, sondern sich aus dem Geschehen ergibt.

Bei der ersten blutigen Szenen hatte ich schon überlegt aufzuhören, dann aber war ich doch neugierig, ob Kawashima am Ende bekommt, wonach er strebt und habe weitergelesen. Immer wieder kommen brutale Szenen –  und so sehr mir Schreibstil und Plot auch gefallen haben, bin ich unsicher, ob ich zu weiteren Büchern des Autors greifen soll, wenn sie alle eine Mischung aus Splatter und Horror darstellen. 

Ich bewerte dieses Buch nicht, da dieses Genre (obwohl ich gar nicht so recht weiß, wo ich das Buch einordnen soll) nicht mag – und da kann ja die Geschichte nichts für. Ich warne aber davor, dass man sich hier auf eine brutale und blutige Lektüre einlässt.

3 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    wow, das klingt ja nach einer richtigen argen Story! Ich mag Splatter zwar weniger, aber du hast mich definitiv neugierig gemacht. Das schaue ich mir näher an.

    Liebe Grüße und schönen Sonntag
    Nicole

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    1. Hi Nicole,

      du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich habe tatsächlich an dich und Andrea gedacht, als ich das Buch gelesen habe. Da wäre ich schon neugierig, was du davon hälst.

      LG Sabine

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    2. Hallo Sabine,

      als ich deine Rezension gelesen habe, ist mir auch sofort Andrea eingefallen. :D

      Liebe Grüße
      Nicole

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