15. Oktober 2021

[Höreindruck] Hervé le Tellier – "Die Anomalie"

Hervé le Tellier – Die Anomalie
SciFi, Dystopie
 

Originaltitel: „L’Anomalie“
Übersetzer: Romy und Jürgen Ritte
ISBN-13: 978-3-732-41918-0
Dauer: 614 Minuten
Erschienen: 25.8.2021
Sprecher: Camill Jammal

   
Zum Inhalt
„Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal in New York. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. Sie alle führen auf unterschiedliche Weise ein Doppelleben. Und nun gibt es sie tatsächlich doppelt – sie sind mit sich selbst konfrontiert, in der Anomalie einer verrückt gewordenen Welt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Mich hat die Idee zur Geschichte total angesprochen – und vielleicht war es keine gute Idee, zum Hörbuch zu greifen, denn es sind sehr viele Figuren, die in der Geschichte auftauchen, und das finde ich im Hörbuch verwirrend. Aber auch die Umsetzung hat mir nicht so zugesagt, obwohl es viele sehr gute Ideen in der Geschichte gab. 

Ein Flugzeug landet nach einem Unwetter unbeschadet – doch 3 Monate zuvor ist genau dieses Flugzeug schon einmal gelandet. Und nun gibt es die Fluggäste zweimal. Wie konnte es zu dieser Dopplung kommen und vor allem, was machen nun die gedoppelten Menschen miteinander und aus ihren Leben.

Die Geschichte wird sehr linear erzählt – erst werden verschiedene Figuren vorgestellt, wer sie sind und was sie tun, dann kommt es zu dem gerade noch verhinderten Flugzeugabsturz und danach wird dann das Erleben der gedoppelten Personen erzählt. Das war sehr mühsam im Hörbuch, denn nicht nur sind es unglaublich viele Menschen, die immer mal wieder in den Mittelpunkt rücken, sondern es gibt dann auch noch jeden in einer „March“ und einer „June“ Variante – je nachdem, in welchem Monat er mit dem Flugzeug gelandet ist. Die Einzelpersonen sind sehr unterschiedlich und obwohl ich mir sogar Notizen zu den einzelnen Figuren gemacht habe, war es schwer für mich, ihre Geschichten auseinanderzuhalten und mir zu merken. Es gibt einen Serienkiller, eine junge Familie, ein Liebespaar, einen schwerkranken Autor, einen Youtube-Star und jeder muss nun schauen, wie er mit seinem gedoppelten Ich umgeht. 

Interessant fand ich aber die Diskussionen darum, wie es zu der Dopplung gekommen ist. Da werden verschiedene Theorien vorgestellt und auch ganz verschiedene Gruppen an der Diskussion beteiligt – neben Wissenschaftlern gibt es auch Politiker und Theologen, die sich dem Problem zu stellen versuchen – doch letztlich bleibt es natürlich unklar. Aber – die ethischen und moralischen Dinge, die sich aus der Dopplung ergeben, diese Erörterung hat mir wirklich gut gefallen. Und da die verschiedenen Personen auch ganz unterschiedliche Leben haben, kommen da natürlich viele auch moralische Themen auf.

Der Schreibstil ist lebendig und den jeweiligen Charakteren gut angepasst. Die Umsetzung durch den Sprecher Camill Jammal hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte seine Stimme, die jung und klar klingt, aber auch seine lebendige Art, das Hörbuch einzusprechen – auf jeden Fall ein Sprecher, den ich weiter verfolgen möchte.

Insgesamt hatte der Plot zwar einige gute Ideen, die Umsetzung aber war verwirrend – ich gebe dem Hörbuch 3 von 5 Sternen.

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