15. Mai 2021

[Rezension] Gernot Gricksch – "Morgens in unserem Königsreich"

Gernot Gricksch – Morgens in unserem Königsreich
Gegenwartsliteratur

Umschlaggestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin
ISBN-13: 978-3-426-51559-4
Seiten: 272 Seiten
Erschienen: 2.5.2016

Zum Inhalt
„Wie kaum ein anderer deutscher Autor versteht Gernot Gricksch es, Geschichten zu erzählen, die Männer zum Lachen zu bringen und Frauen zu Tränen zu rühren (und manchmal andersherum). So eine Geschichte ist auch die von St.-Pauli-Bewohner Arne: Dass ausgerechnet er bei den Zeugen Jehovas landet, muss ein besonderer Scherz Gottes sein, lebenslustiger Windhund voller schräger Ideen, der er ist. Eigentlich will er auch gar nicht lange bleiben. Aber dann lernt er Johanna kennen. Tatsächlich bringen die beiden und ihre Liebe, die gegen alle Regeln verstößt, Veränderung in die kleine Gemeinde. Doch das wird längst nicht von allen gern gesehen. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis Arne und Johanna eine schwere Entscheidung treffen müssen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich mag die Bücher von Gernot Gricksch sehr gerne, weil meistens authentische Personen im Mittelpunkt stehen und es einfach Geschichten sind, die das Leben schreibt. Diesmal hat mich vor allem aber angesprochen, dass auch Zeugen Jehovas eine Rolle spielen – und ich war gespannt, was der Autor da so recherchiert hat.

Arne hat nicht nur gerade seinen Job verloren, sondern auch noch Probleme mit einem Kredithai – denn er kann seine Schulden nicht bezahlen und ist somit auf der Flucht. Da kommt ihm der Besuch der Zeugen Jehovas gerade recht, und unter dem Vorwand, sich von ihnen die wahre Religion erklären zu lassen, geht er mit ihnen und kann dort auch untertauchen. Doch so leicht entkommt er seinen Verfolgern natürlich nicht.

Ich mag es, wie der Autor ernste Themen mit einer gehörigen Prise Humor verknüpft – und auch diesmal ist ihm das gelungen. Arne war mir als Figur zwar zu stark überzeichnet, dennoch aber habe ich ihn gerne begleitet. Spannend fand ich die Einblicke in das Leben und Denken der Zeugen Jehovas – ich kann nicht beurteilen, ob das alles so stimmt, zumindest aber erwähnt der Autor im Nachwort, dass er da glaubwürdige Quellen verwandt hat. Was beeindruckt bei den Zeugen ist der Zusammenhalt und Verbund – sie setzen sich füreinander ein, zumindest, solange es der Sache dient und es den Regeln entspricht. Sonst kann man auch mal schnell zum Außenseiter werden. Die Idee aber, die sie verfolgen, ist mir völlig fremd und unverständlich, und auch, wie mit Zweiflern umgegangen wird, kann ich nicht gutheißen. Einer von ihnen ist Johanna. Sie ist bereits 25, in die Sekte hineingeboren und soll nun heiraten – sie hat aber Vorbehalte und kann sich auch nicht mit allen Regeln arrangieren. Schon dass ihr Bruder Karsten, der an ADHS leidet, nicht von der Gemeinschaft akzeptiert, sondern nur geduldet wird, ist ihr unverständlich, auch, dass man ihm ärztliche Hilfe verweigert. Johanna ist eine sehr sympathische Frau, die ihren Verstand einsetzt und auch Konfrontationen nicht scheut – auch wenn sie dabei oft den Kürzeren zieht. Sie hat es schnell in mein Herz geschafft, weil ich mit ihr gelitten und am Ende auch gefiebert habe. Natürlich ahnt man früh, wie sich die Geschichte entwickeln wird, dennoch aber ist es nicht eine einfache Liebesgeschichte – bei weitem nicht. Das Ende hat mir dann nicht gefallen; zwar finde ich die Situation im Krankenhaus sehr real (ich habe es selber genau so erleben müssen), wie sich dann aber alle Probleme lösen, das fand ich dann nicht mehr glaubhaft.

Trotzdem fühlte ich mich insgesamt von der Geschichte gut unterhalten und fand die Einblicke in die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas sehr interessant, zumal sich die Geschichte durch den zum Teil sehr umgangssprachlichen und einfachen Schreibstil flott weg lesen lässt. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Tolle Einblicke in das Leben und Denken von Zeugen Jehovas gibt es in dieser Geschichte, die trotz ernster Themen dennoch unterhaltsam und locker leicht zu lesen ist. Der Protagonist war mir ein wenig zu stark überzeichnet, trotzdem hat es Spaß gemacht, ihn in seinem Lebensweg ein Stück weit zu begleiten. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

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