11. Mai 2021

[Leseeindruck] Yasmine Reza - "Babylon"

Yasmina Reza - Babylon
Gegenwartsliteratur 

Umschlaggestaltung: Peter-Andreas Hassiepen, München
Umschlagabbildung: Martial Raysse, Graziella (1966), © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
ISBN-13: 978-3-446-25770-2
Seiten: 225 Seiten
Erschienen: 24.7.2017
Originaltitel: „Babylone“
Übersetzer: Frank Heibert, Hinrich Schmidt-Henkel

Zum Inhalt 
„Elisabeth gibt eine Frühlingsparty. Sie ist keine erfahrene Gastgeberin und sehr nervös. Viel zu viele Gläser und Stühle. Dennoch scheint alles gut zu gehen, bis sich Jean-Lino und Lydie, die Nachbarn von oben, wegen eines Bio-Hühnchens in die Haare kriegen. Als Elisabeth und ihr Mann schon im Bett liegen, klingelt es. Es ist Jean-Lino, der erzählt, dass er Lydie gerade erwürgt hat. Elisabeth wird er bitten, die Leiche mit ihm zusammen aus dem Haus zu schaffen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Was für ein interessanter Klappentext - und was für eine traurige Umsetzung. Oder zumindest eine, die mir nicht gefallen hat. 

Elisabeth und Jean-Lino sind befreundete Nachbarn. Beide sind verheiratet und in ihrer Ehe auch zufrieden. Nach einer Frühlingsparty erwürgt Jean-Lino seine Ehefrau und bitte Elisabeth um Hilfe, die Leiche zu entsorgen. Für ihren Mann ist das Problem schnell gelöst – er empfiehlt, die Polizei zu informieren und geht wieder schlafen, doch Elisabeth kommt so leicht nicht aus der Nummer raus. 

So interessant der Klappentext war, so merkwürdig war die Umsetzung des Plots. Bevor es überhaupt zu der geschilderten Situation in der Geschichte kommt, vergehen viele Seiten, auf denen die Autorin sich in Elisabeths Gedanken verliert. Alles ist aus ihrer Perspektive erzählt, und meist kann ich mich bei Ich-Erzählungen auch gut einfinden. Elisabeth schildert, wie sich die Freundschaft zu Jean-Lino entwickelt hat und vor allem von den Vorbereitungen der Party, die sie ziemlich stressen. Auch die Party und die Gespräche, die dort stattfinden, werden sehr ausführlich geschildert, bis es dann endlich zum Geständnis des Mordes kommt. Es geht dann aber leider nicht – wie von mir gedacht – um die Frage nach Schuld und Reue, oder um Motiv und Rechtfertigung, sondern einzig um das Entsorgen der Leiche und erst ganz zum Schluss auch um die Auflösung. Das hat mich sehr irritiert, denn ich hätte in einer solch perfiden Situation sicher anders reagiert. 

Angekündigt ist das Buch als tiefernst und unglaublich komisch – beides habe ich nicht gespürt beim Lesen. Vielleicht liegt es daran, dass Yasmina Rezas Schreibstil sehr eigen ist mit seinen langatmigen Beschreibungen und Ausschweifungen, seinem Verlieren in Nebensächlichkeiten, so dass ich zumindest kein Gespür für das Wesentliche hatte. Er ist nicht schwer zu lesen, aber so wenig stringent den Plot verfolgend und immer nach rechts und links abbiegend, hier und da noch eine Kurve nehmend und dabei immer wieder irgendwelche unnötigen Geschehen erzählend. Gefehlt hat mir auch die Auseinandersetzung mit dem Motiv und vor allem auch der Reue – vielleicht sollte die Situation, die die zweite Hälfte des Buches bestimmt, irgendwie komisch sein – ich fand das aber in keinster Weise komisch oder lustig, noch nicht mal zum schmunzeln.

Vermutlich habe ich das Buch einfach nicht verstanden – aber vielleicht eröffnen sich mir noch neue Aspekte, wenn ich das Buch in unserem Buchclub bespreche. Unabhängig davon aber kann ich sagen – mich hat es nicht unterhalten und auch nicht gefesselt. Ich gebe daher 2 von 5 Sternen.

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