Ulrike Draesner - Kanalschwimmer
Gegenwartsliteratur
Verlag: Mare-Verlag
Umschlaggestaltung: Nadja Zobel, Petra Koßmann, mareverlag
Umschlagabbildung: [M] mare, Foto: Jorge Lizana Photo / Getty Images
ISBN-13: 978-3-866-48371-2
Seiten: 176 Seiten
Erschienen: 20.8.2019
Buchrückentext
„Dass er »zu sicher gelebt hat«, begreift Charles mit Anfang 60, kurz vor seinem Ruhestand. Als seine Frau Maude ihm eröffnet, dass ein anderer Mann fortan das Haus mit ihnen teilen soll, setzt er ihrem Traum zunächst einen eigenen entgegen: einmal im Leben durch den Ärmelkanal zu schwimmen. Das Wasser – stark, anziehend, gefahrvoll – verändert Charles’ Sicht auf sein Leben: auf die drei Sommer der Liebe in den Siebzigern, menschliche Leidenschaften, gescheiterte Utopien.“
Meine Meinung
Das Buch haben wir in unserem Lesekreis gelesen, und zunächst war ich gespannt, denn der Plot klang interessant. Aber schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass es eine Herausforderung für mich werden wird.
Und der Grund ist ganz einfach – der Schreibstil. Ulrike Draesner ist Lyrikerin – und das merkt man in jedem Satz. Obwohl ich sonst blumige Schreibstile und auch verschnörkelte eigentlich ganz gerne mag, hat mir dieser hier gar nicht gefallen. Oft sind die Sätze nur kurz oder unvollständig, dann wieder lang und verschachtelt, mit Bildern, die sich mir nicht erschlossen haben. „Gestückeltes Sonnenlicht staffelte den Himmel wie alten Schmuck, ein angelaufenes Geschmeide, von überirdischen Hämmerchen ziseliert.“ (18% im Ebook) oder „Die Wolken baumelten vom Zenit wie aus dem Meer gerissener, lachender Pelz. Kunstpelz, Schaum.“ (7% im Ebook). Dazu gab es immer wieder eingestreute englische Sätze, die nicht übersetzt waren – ja, ich konnte sie verstehen, aber vielleicht nicht jeder. Und daher hätte ich mir hier eine andere Lösung gewünscht.
Vor lauter Poetik und Metaphern ist für mich leider der rote Faden verloren gegangen – dabei hätte die Geschichte selber viel zu bieten gehabt. Sowohl die interessante Konstellation einer Beziehung zu dritt als auch die Durchschwimmung des Ärmelkanals sind interessante Themen, die mich neugierig gemacht haben.
Zu den Charakteren habe ich keine Beziehung aufbauen können, obwohl man gerade in den Kopf von Charles, dem älteren Herrn, der sich diesem Extremsport der Kanaldurchschwimmung stellt, sehr viel hineinschaut und seine Gedanken verfolgt. Trotzdem ist er mir fremd geblieben und irgendwie habe ich auch keine Meinung zu ihm. Andere Charaktere sind mir dagegen wegen ihrer Handlungen unsympathisch, denn bei dem Thema der „Dreierbeziehung“ wird man durchaus auch mit seinen eigenen Moralvorstellungen konfrontiert.
Andere Leser haben zumindest den Wunsch verspürt zu erfahren, ob Charles mit seinem Vorhaben erfolgreich ist. Noch nicht mal diese Spannung habe ich irgendwie gefühlt – und als dann auf den letzten Seiten auch noch die Erzählweise wechselte und das Geschehen rückwärts erzählt wurde, hat mich die Autorin völlig verloren.
Mich hat dieses Buch leider enttäuscht, und ich fand es sehr anstrengend zu lesen. Ich kann daher nur 2 von 5 Sternen vergeben.
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