[Rezension] Margaret Atwood – "Die Zeuginnen"

Margaret Atwood – Die Zeuginnen (The Handmaid’s tale #2)

Dystopie

Verlag: Osterwold-Verlag

ISBN-13: 978-3-869-52433-7

Dauer: 784 Minuten

Erschienen: 13.09.2019

Originaltitel: „The Testaments“

Übersetzer: Monika Baark

Sprecher: Leslie Malton, Eva Meckbach, Inka Löwendorf, Vera Teltz, Julian Mehne

Zum Inhalt 

„»Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.« – Als am Ende vom Report der Magd die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds »Report« zuschlug, blieb ihr Schicksal für die Leser und Hörer ungewiss. Was erwartete sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung

„Der Report der Magd“ hatte mich sehr begeistert, obwohl es ja eine düstere Vision ist, die die Autorin da geschildert hat. Und natürlich habe auch ich mich gefragt, ob es wirklich eine Fortsetzung braucht, denn die Geschichte ist ja in sich abgeschlossen – und braucht es wirklich eine nach über 30 Jahren? Ich finde nicht, aber trotzdem hat mich die Autorin überzeugt, und ich rechne es ihr hoch an, was sie für ein Gespür hat für politische Strömungen und aktuelle Themen. 

Dabei ist diese Geschichte anders – sie ist sprachlich weniger ausgefeilt, dafür aber spannender als der erste Band, aber dennoch nicht weniger ansprechend. 

Gilead ist mittlerweile untergegangen und es sind drei Frauen, die auf ganz verschiedene Weise mit Gilead verstrickt waren und nun ihre Geschichte erzählen. Aus dem ersten Band kennt man Tante Lydia, von der man nun erfährt, wie sie zur Tante geworden ist und die Einblicke gibt in das korrupte und mächtige System, dem sie jahrelang gedient hat. Zum anderen gibt es noch zwei weitere Frauen – die eine wächst in Gilead auf und erzählt aus Sicht einer Tochter in einem angesehenen Haushalt über das Leben, die andere wächst in Kanada auf, hat aber Kontakt zu einer Untergrundorganisation gegen Gilead und zeigt so eine Außensicht auf das System. Alle drei wechseln sich in ihren Erzählperspektiven ab – wer aber denkt, es ist nun einfach eine Beschreibung des Lebens, der irrt, denn es wird spannend und fesselnd, da die drei auch am Untergang des militanten Staats beteiligt sind.

Margaret Atwood beherrscht einfach, Atmosphäre zu schaffen, den Leser bzw. Hörer zu fesseln und eine ganze eigene Welt zu erbauen – sprachlich ist auch dieser Roman wieder ansprechend, ein angenehmer Schreibstil, nicht zu filigran, aber auch nicht ausufernd in seinen Beschreibungen. Er ist nicht ganz so filigran wie der erste Teil, aber stimmungsvoll und vor allem fesselnd.

Bei den Charakteren musste ich mich erst ein wenig sortieren, da sie je nach Entwicklung unterschiedliche Namen haben, aber einmal dran gewöhnt, fand ich sie sehr gut gezeichnet. Am besten gefallen hat mir Tante Lydia, auf die man einen ganz neuen Blick bekommt, der mir sehr gefallen hat – sie hat so viele unterschiedliche Gesichter, ist eine starke Persönlichkeit und verfolgt ihr Ziel, auch wenn Steine den Weg verbauen. 

Jede der drei Erzählerinnen hat eine eigene Stimme und eine eigene Sprecherin – alle Stimmen mochte ich, ich hätte mir aber gewünscht, dass sie unterschiedlichere Stimmfarben gehabt hätten, um sie besser voneinander abgrenzen zu können. Gelesen haben alle super, aber die Ähnlichkeit hat mich ein wenig gestört.

Ich mochte diese spannende und fesselnde Fortsetzung, die eigentlich keine Fortsetzung ist, sondern vielmehr eine andere Sicht auf die Dinge. Den ersten Teil sollte man besser kennen, sonst macht dieser nicht so viel Sinn, als großes Ganzes finde ich Handmaid’s Tale sehr gelungen – ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit

Es ist keine wirkliche Fortsetzung, vielmehr eine Sicht auf den mittlerweile untergegangenen totalitären Staat Gilead aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Sprachlich reicht dieser Band nicht an den ersten heran, dafür ist er spannend und fesselnd und sehr atmosphärisch. Die Charaktere sind ausgefeilt und haben mir sehr gefallen. Nur die Auswahl der Sprecherinnen war nicht meins – sie waren mir in der Stimmfarbe einfach zu ähnlich. Dennoch empfehle ich dieses Buch gerne und gebe 4 von 5 Sternen.

The Handmaid’s Tale

1. Der Report der Magd

2. Die Zeuginnen