25. Januar 2021

[Rezension] Marie Benedict – "Frau Einstein"

Marie Benedict – Frau Einstein
Historischer Roman

ISBN 13: 978-3-965-19143-3
Dauer: 571 Minuten
Erschienen: 7.11.2019
Originaltitel: „The Other Einstein“
Übersetzer: Marieke Heimburger
Sprecher: Sabine Arnhold

Zum Inhalt 
„Zürich 1896: Mileva Marić, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Serbien, ist eine der ersten Frauen, die am Polytechnikum studieren dürfen.
Gegen alle Vorurteile und Widerstände gehört die ehrgeizige junge Frau bald zu den Besten ihres Faches. Ihr großes Talent für Mathematik bleibt auch einem ihrer Kommilitonen, dem charismatischen Physikstudenten Albert Einstein, nicht lange verborgen. Die beiden tauschen sich über ihre Arbeit aus, verlieben sich und werden ein Paar. Zusammen arbeiten sie an der Relativitätstheorie, zunächst weitgehend gleichberechtigt. Doch als Mileva schwanger wird und ihre gemeinsame Forschung die erste öffentliche Aufmerksamkeit erhält, wird sie immer unsichtbarer im Schatten ihres Mannes, der als strahlendes Genie bis heute weltberühmt ist.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ein sehr unterhaltsamer Roman, bei dem Albert Einsteins erste Ehefrau im Mittelpunkt steht, von der ich bisher gar nichts gehört hatte, deren Geschichte aber erzählenswert ist und auch den Blick auf Albert Einstein verändert. Dabei sollte man aber nicht vergessen – auch wenn es Mileva wirklich gegeben hat, weiß man nur wenig über ihr Leben, und vieles in diesem Roman ist reine Fiktion.

Eine schöne Geschichte hat die Autorin hier erzählt – eine Romanbiographie sollte man aber nicht erwarten und auch keine nüchterne Darstellung der ersten Ehefrau Einsteins. Vielmehr erinnert das Buch an einen Familienroman – denn eindeutig steht die Beziehung von Mileva und Albert im Mittelpunkt der Geschichte.

Ungewöhnlich für die Zeit verschlägt es die junge Mileva zum Mathe- und Physikstudium nach Zürich – hier lernt sie Albert Einstein kennen und lieben – und was zunächst auf einer rein wissenschaftlichen Arbeit basiert, entwickelt sich dann doch im Laufe der Zeit zu einer tragischen Liebesgeschichte. Aus Sicht Milevas geschrieben kommt Albert dabei nicht immer gut weg – wie er sich seiner Frau gegenüber verhält, wie er sie denunziert und klein macht, ist nicht schön zu lesen und hat bei mir leider auch einige Schatten auf sein Genie geworfen. Dabei muss ich mir aber auch immer wieder sagen, dass über die Beziehung der beiden und auch, ob  Mileva tatsächlich maßgeblich an Einsteins Theorien beteiligt war, nur wenig bekannt ist und die Autorin so eine eigene Geschichte gedichtet hat – ob sie also wahr ist, weiß man nicht, und natürlich will auch ich Albert Einstein nicht ungerecht verurteilen. 

Mileva ist eine sympathische Frau, die sowohl intelligent, aber auch menschlich und liebenswert erscheint. Ich mochte sie sehr und habe mit ihr tatsächlich gefiebert und vor allem auch gelitten. Am Beispiel von Mileva lernt man ganz nebenbei auch einiges über die Rolle der Frau in der Gesellschaft, was sie darstellt bzw. wie sie von der von Männern dominierten Welt gesehen wird. Und das ist sicher keine Fiktion. 

Marie Benedict hat einen schönen Erzählstil, ruhig und konkret, trotzdem aber berührend und emotional. Ich mochte die Atmosphäre sehr, die sie mit ihren Worten geschaffen hat – und auch die vielen verschiedene unterschiedlichen Stimmungen. 

Einen Stern ziehe ich nur ab, weil ich mich innerlich dagegen wehre, dass Albert Einstein ein so schlechter Mensch gewesen sein soll – natürlich hat ein Autor alle Freiheit, eine Geschichte zu ersinnen, und so sehr ich Mileva mochte, war mir die Darstellung Alberts einfach zu negativ. Trotzdem empfehle ich das Buch gerne weiter, denn es ist atmosphärisch, lehrreich und sehr unterhaltsam – ich gebe 4 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Man muss sich klarmachen, dass es eine fiktive Geschichte ist und letztlich nur eine Möglichkeit, wie die Beziehung von Mileva und Einstein verlaufen sein könnte – Albert kommt dabei nicht gut weg, das ist auch der Grund, warum ich einen Stern abziehe. Gekonnt aber hat die Autorin die Figuren gezeichnet und vor allem atmosphärisch eine interessante Beziehung geschildert. Ich mochte die Geschichte trotz meiner Kritik und gebe 4 von 5 Sternen.


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