22. August 2020

[Rezension] Kent Haruf – "Unsere Seelen bei Nacht"

Kent Haruf – Unsere Seelen bei Nacht 
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes-Verlag
Umschlagabbildung: Gemälde von Alex Katz, „Yellow House I“, 2001
ISBN 13: 978-3-257-24465-6
Seiten: 214 Seiten
Erschienen: 12. Dezember 2018
Originaltitel: „Our Souls at Night“
Übersetzer: pociao

Buchrückentext
„Holt, eine Kleinstadt in Colorado. Eines Tages klingelt Addie, eine Witwe von siebzig Jahren, bei ihrem Nachbarn Louis, der seit dem Tod seiner Frau ebenfalls alleine lebt. Sie macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag: Ob er nicht ab und zu bei ihr übernachten möchte? Louis lässt sich darauf ein. Und so liegen sie Nacht für Nacht nebeneinander und erzählen sich ihre Leben. Doch ihre Beziehung weckt in dem Städtchen Argwohn und Missgunst.“

Meine Meinung
Ich fand die Idee des Buches so schön und anrührig, dass ich die Geschichte unbedingt lesen wollte – enttäuscht wurde ich dann aber, weil mir die Umsetzung gar nicht gefallen hat.

Sich im Alter zusammenzutun, um nicht alleine zu sein, finde eine tolle Idee – und wenn dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, umso besser. Genau das machen Addie und Louis – seit Jahren sind sie Nachbarn, mittlerweile aber beide verwitwet. Addie schläft schlecht, alleine in ihrem großen Bett, so dass sie Louis bittet, doch einige Nächte bei ihr zu verbringen – einfach nur danebenliegen. Natürlich wird das in dem kleinen Städtchen Holt argwöhnisch von den Nachbarn beobachtet und vor allem nicht gut geheißen …

Ich mochte die Idee sehr gerne und auch Addie und Louis sind mir mit ihrer direkten und kompromisslosen Art schnell ans Herz gewachsen. Auch der kleine Jamie, der wegen eines Streits seiner Eltern zu seiner Grandma Addie zieht, stört überhaupt nicht in diesem eigenen Arrangement – ganz im Gegenteil. Während Jamie sich mit der ungewöhnlichen Situation gut arrangiert, ist es bei den Nachbarn und auch bei den Familien von Addie und Louis anders.  

Die Geschichte ist eine sehr emotionale, ohne dabei romantisch oder kitschig zu werden. Für mich hat nur leider der Schreibstil gar nicht gepasst – der nämlich ist klar, direkt und ohne Interpunktion in der wörtlichen Rede; und wirkte so auf mich zwar deutlich und auf den Punkt, aber auch kalt und emotionslos. Das fand ich sehr schade, denn so sehr ich die Geschichte selber mochte, so wenig konnte ich mich richtig hineinfallen lassen oder mich einfühlen in diese doch eigentlich liebenswerten Charaktere.

Das Ende hat mich zudem enttäuscht – nicht, weil ich mir ein romantisches gewünscht hätte, sondern weil Addie so gar nicht nach ihren eigentlichen Prinzipien gehandelt hat, und mit ihr genau das geschehen ist, was sie eigentlich nie zulassen wollte.

Ich weiß nicht, ob ich zu einem weiteren Buch des Autors greifen werde, da mich der Stil doch sehr enttäuscht hat, diesem Buch hier gebe ich 3 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Die Idee mochte ich sehr und auch die Charaktere waren liebenswert und besonders, der Schreibstil aber hat mir das Leseerlebnis vermiest, da er mir zu klar und so leider emotionslos war – und damit nicht zu der berührenden Geschichte passt. Ich empfehle auf jeden Fall, vorher mal ins Buch reinzulesen, ob man damit klarkommt – ich gebe 3 von 5 Sternen. 


1 Kommentar:

  1. Liebe Sabine

    in den Schreibstil kam ich gut rein, aber beim enttäuschenden Ende bin ich total bei dir. Das passte absolut nicht zu der Addie, wie man sie vorher kennengelernt hat. Deshalb hatte ich auch keine Lust mehr, weitere Bücher des Autors zu lesen.
    Liebe Grüsse
    Anya

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