18. Mai 2020

[Rezension] Hannah Kent - "Wo drei Flüsse sich kreuzen"

Hannah Kent - Wo drei Flüsse sich kreuzen
Historischer Roman

Verlag: Hörbuch Hamburg
ISBN 13: 978-3-8449-1566-2
Dauer: ungekürzt, 805 Minuten
Erschienen: 1.9.2017
Originaltitel: „The Good People“
Übersetzer: Leonie von Reppert-Bismarck, Anja Kirchdörfer Lee
Sprecher: Vera Teltz

Zum Inhalt
„Irland 1825: Die 14-jährige Mary soll der verwitweten Bäuerin Nora mit deren schwer behindertem Enkel Michael zur Hand gehen. Der kleine Junge, so munkelt man im Dorf, sei ein Wechselbalg, ein Feenkind, und mache die Kühe krank. Mary gibt nichts auf das Gerede, doch als Nora davon hört, reift in der einsamen, verzweifelten Frau eine ungeheuerliche Idee: Wenn es ihr gelingt, den Wechselbalg zu vertreiben, würde sie den gesunden Michael wiederbekommen und endlich wieder eine echte Familie haben. Getrieben von Angst und Aberglaube und unterstützt durch die geheimnisvolle Kräuterfrau Nance ist sie bald bereit, zu riskanten Mitteln zu greifen …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
„Das Seelenhaus“ ist das Erstlingswerk der Autorin und hat viele begeistert – so auch mich. Darum war ich neugierig, ob sie mit ihrem neuen Buch an das erste herankommt; und das muss ich eindeutig mit „ja“ beantworten.

Auch diesmal ist eine wahre Geschichte die Basis für den Roman. Er spielt in Irland im frühen 19. Jahrhundert und zeigt mit einer unglaublichen Intensität das Leben in einem kleinen irländischen Dorf. Die Menschen sind arm und vom Glück nicht gesegnet – ein Schuldiger für alles Unglück wird gesucht und bald gefunden. Der kleine behinderte Michael ist ein Wechselbalg und nur, wenn er verschwindet, wird auch das Elend das Dorf wieder verlassen.

Es ist vor allem die Stimmung, die mich sofort gepackt hat, weil sie düster und unheilvoll und vor allem sehr intensiv ist. Man kann gar nicht glauben, was sich in dieser Geschichte so alles abspielt, und welch großen Einfluss der Aberglaube auf die Menschen hatte. Hannah Kent schafft es meisterlich, Atmosphäre und eine subtile Spannung zu erzeugen, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat. Dabei ist es gar nicht so, dass die ganze Zeit viel passiert, denn die Geschichte lebt auch von Beschreibungen alltäglicher Dinge, von Gedanken der Dorfbewohner, ihren Versuchen, Dinge durch Übernatürliches zu erklären und dieses Übersinnliche für eigenes Wohlbefinden zu nutzen.

Ich war den Charakteren sehr nah und konnte ihre Verzweiflung spüren – dabei war es egal, dass ich sie mit ihren Gedanken nicht verstanden habe und demnach auch ihre Handlungen nicht verstehen und schon mal gar nicht gutheißen konnte, trotzdem war ich ihnen nahe, weil die Autorin sie sehr lebensnah und echt gezeichnet hat. Sympathisch waren sie mir nicht, vielmehr ist es aus heutiger Sicht schrecklich, wie mit Andersartigen umgegangen wurde und was man für Erklärungen suchte, um Unheil und Elend ertragen zu können.

Vera Teltz als Sprecherin hat ihre Sache sehr gut gemacht – sie hat eine eindringliche Stimme, die wunderbar zu diesem düsteren Roman passt und diese Intensität, die von ihm ausgeht, nochmal mehr unterstreicht.

Ich habe das Hörbuch sehr gerne gehört und gebe gute 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine dichte und intensive Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht und vor allem durch die unheilvolle Atmosphäre besticht. Eine untergründige, subtile Spannung hat mich zudem überzeugt, auch wenn ich die Charaktere nicht sonderlich sympathisch fand – dafür aber repräsentieren sie die damalige Zeit durch ihre authentische Zeichnung. Ich gebe dem Hörbuch gute 4 von 5 Sternen.



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