Carson McCullers – Das Herz ist ein einsamer Jäger
Verlag: Diogenes-Verlag
Umschlagillustration: Edward Hopper, „Automat“, 1927
ISBN 13: 978-3-257-24224-9
Seiten: 592 Seiten
Erschienen: 18. Dezember 2012
Originaltitel: „The Heart Is a Lonely Hunter“
Übersetzer: Susanna Rademacher
Zum Inhalt
„Tief im Süden, in einer kleinen Stadt in Georgia, scheint inmitten der Sommerhitze und des ewigen Surrens der Baumwollspinnereien die Zeit erstarrt – wie die Träume ihrer Bewohner. Da ist Mick, ein Mädchen, das endlich erwachsen werden will und den Kopf voll klassischer Musik hat; doch im Elternhaus dreht sich alles nur um das Geld, das zum Leben nicht reicht. Eines Tages taucht aus dem Nichts Jake Blount auf, der von der Revolution träumt, einer gerechten Welt – aber er trinkt und neigt zu Gewaltausbrüchen. Und da ist Dr. Copeland, ein farbiger Arzt, der ebenfalls träumt – vom Ende der Unterdrückung der Schwarzen – und daran zerbricht. Der Cafébesitzer Biff Brannon schließlich ist nach dem Tod seiner Frau wie von allen Wünschen leergespült. In seinem Café New York kreuzen sich die Wege dieser Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Halt und Vertrauen gibt all diesen Außenseitern ein Mann namens John Singer, der täglich im Café sein Abendessen einnimmt. Er ist es, der ihnen allen zuhört, sie versteht und ihnen Trost spendet – obwohl er taubstumm ist.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Ich habe das Buch im Rahmen eines Lesekreises gelesen – und ich bin froh, dass es vorgeschlagen wurde, denn selber hätte ich bestimmt nicht zu dieser Geschichte gegriffen; und das wäre sehr schade gewesen.
Es gibt nur wenige Charaktere, um die sich die Geschichte dreht und trotzdem bekommt man einen sehr guten Eindruck für die Zeit, in der sie spielt. Erzählt wird der Alltag vier ganz unterschiedlicher Menschen im Staat Georgia, in den 1940er Jahren. Einzige Verbindung dieser unterschiedlichen Charaktere ist der Taubstumme John Singer, den alle als Vertrauten und Freund betrachten – wie Singer selber diese Beziehungen wertet, wird dabei nicht klar und lässt dem Leser viel eigene Phantasie.
Es ist ein ruhiges Buch, und obwohl eigentlich viel passiert, hat man eher das Gefühl, dass alles leise vor sich hinplätschert – im positiven Sinne. Es ist vor allem die Atmosphäre, die mich beeindruckt hat, sie ist dicht, oft bedrückend und an einigen Stellen auch melancholisch. Die Geschichte ist ein wunderbares Abbild der damaligen Zeit und Themen wie Rassismus, Faschismus, Kommunismus, Gleichstellung von Mann und Frau bzw. Schwarz und Weiß ziehen sich wie rote Fäden durch das ganze Buch. Es ist ein subtile Spannung, die mich gepackt hat und immer wieder zu dem Buch hat greifen lassen, ein dumpfes Gefühl, dass irgendetwas passieren wird – und wirklich gibt es im letzten Drittel einen Twist, mit dem ich nicht gerechnet habe, der sich aber jetzt rückblickend doch abgezeichnet hat.
Die Charaktere sind phantastisch gezeichnet. Nicht jeder war mir sympathisch und nur selten konnte ich Gedanken oder Handlungen nachvollziehen oder gutheißen – trotzdem aber hat mir gefallen, so in diese andere Zeit einzutauchen und gesellschaftliche und politische Strömungen zu spüren.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen, trotzdem aber sehr intensiv und stimmungsvoll – dabei kommt die Autorin ohne Schnörkel aus und schafft trotz klarer Sprache eine düstere und bedrückende und damit zur Geschichte passende Atmosphäre.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es aber doch sehr bedrückend ist und wenig Hoffnung macht, ziehe ich einen Stern ab und gebe 4 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Ein interessantes Buch, das Einblicke gibt in das Leben eines kleinen Städtchens in den USA in den 1940er Jahren – mit allen seinen gesellschaftlichen und politischen Problemen, die diese Zeit mit sich bringt. So ist die Stimmung durchweg düster und melancholisch. Trotzdem habe ich die Einblicke genossen und durch eine subtile Spannung auch immer weiterlesen wollen. Die Charaktere sind phantastisch gezeichnet, die Sprache klar und direkt – ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.
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