25. Februar 2020

[Leseeindruck] Yoko Ogawa - "Zärtliche Klagen"

Yoko Ogawa - Zärtliche Klagen
Gegenwartsliteratur

Verlag: Aufbau Verlag
Umschlaggestaltung: © Patrizia Di Stefano unter Verwendung zweier Bilder  von © pashabo /iStock und © viktoriya_art /shutterstock
ISBN 13: 978-3-746-63437-1
Seiten: 270 Seiten
Erschienen: 17. August 2018
Originaltitel: „Yasashii uttae“
Übersetzer: Sabine Mangold

Buchrückentext
„Auf der Flucht vor ihrem untreuen Ehemann zieht sich die Kalligrafin Ruriko in ein Landhaus in den Bergen zurück. Dann begegnet sie ihrem Nachbarn Nitta, einem Pianisten, der in Gegenwart anderer nicht mehr zu spielen vermag und nun Cembalos baut, sowie seiner Assistentin. Obwohl Ruriko spürt, dass zwischen Nitta und der jungen Frau unsichtbare Bande bestehen, fühlt sie sich zu ihm hingezogen, und es entspinnt sich eine zarte Dreiecksbeziehung.“

Meine Meinung
Ich mag den leisen, unaufgeregten Erzählstil von Yoko Ogawa, deshalb war mir klar, dass ich keine – wie es der Klappentext vielleicht denken lässt – spannende Dreiecksgeschichte erhalten werden. Eher plätschert die Handlung leise vor sich hin und lässt viel Platz für eigene Interpretation – mir hat es gut gefallen.

Ruriko verlässt geschlagen und gedemütigt ihre Ehe und zieht sich in ein Landhaus in den Bergen zurück. Ebenfalls zurückgezogen wohnen hier auch Nitta, der Cembalobauer und seine Assistentin Kaoru, die ihn unterstützt. Zwischen den Dreien entwickelt sich eine leise Freundschaft, doch irgendwann wird mehr aus diesen zarten Banden.

Insgesamt ist die Geschichte eine sehr ruhige – und selbst die wenigen Szenen, in denen es dann doch zu Überraschungen und Wendungen kommt, sind leise und still erzählt und lassen so viel Raum für eigene Gedanken und Spekulationen. Es ist vor allem der Schreibstil, der die Geschichte trägt – er ist ruhig und still, poetisch und leise. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Vertrauen und Leidenschaft – und trotz der ergebnislosen Erzählweise ist die Sprache sicher und kräftig, symbolisch und direkt; sehr besonders. 

Es gibt nur wenige Charaktere in dieser Geschichte, diese sind sehr fein gezeichnet mit vielen Nuancen und Facetten. Obwohl sie mir in ihren Gedanken und Handlungen sehr fremd waren, mochte ich sie und habe sie gerne begleitet. Es war eine untergründige Spannung, die mich ans Buch gefesselt hat, die dann aber leider keine Auflösung in einem erklärenden Ende fand – und das ist auch der Punkt, warum ich ein bisschen hadere mit der Bewertung des Romans. Am Ende bleibe ich ein bisschen ratlos zurück, zu viele Fragen sind für mich offen geblieben und in einigen Punkten hätte ich mir konkretere Antworten gewünscht. Trotzdem mochte ich insgesamt die Atmosphäre, die sehr dicht und manchmal auf bedrohlich ist – immer aber schwebt über allem auch die Kraft der Musik und die von Freundschaft und Vertrauen. 

Ich gebe dem Buch knappe 4 von 5 Sternen.  

Mein Fazit
Ein sehr ruhiges Buch, das vor allem von dem besonderen Schreibstil getragen wird und von der dichten Atmosphäre lebt. Ich empfehle vorab eine Leseprobe, ob man diesen Stil auch mag – dann aber bietet dieses Buch eine schöne Geschichte, in der man sich verlieren kann.


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