31. Januar 2020

[Rezension] Julie Zeh - "Neujahr"

Julie Zeh - Neujahr
Gegenwartsliteratur

Verlag: Der Hörverlag 
ISBN 13: 978-3-844-52979-1
Dauer: 304 Minuten
Erschienen: 4. September 2018
Sprecher: Florian Lukas

Zum Inhalt 
„Lanzarote am Neujahrsmorgen: Henning will mit dem Fahrrad den Steilaufstieg zum Pass von Fermés bezwingen. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, denkt er über sein Leben nach. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er liebt seine Frau, hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Aber Henning geht es schlecht. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Er leidet unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen. Als Henning schließlich den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier. Damals hat sich etwas Schreckliches zugetragen, das er bis heute verdrängt hat ...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Juli Zeh ist eine Autorin, bei der ich meine, sie mögen zu müssen – doch weder „Corpus Delicti“ noch jetzt „Neujahr“ haben mich tatsächlich begeistert – ich weiß nicht, ob ich nochmal zu einem ihrer Romane greifen soll.

Henning macht mit seiner Familie Urlaub auf Lanzarote – am Neujahrsmorgen macht er eine alleine eine Fahrradtour und stößt dabei nicht nur an seine körperlichen Grenzen, sondern auch mental wird er nicht nur von seiner Panikstörung, sondern auch von seinen Erinnerungen eingeholt.

Die Panikstörung wird wirklich gut dargestellt und Leser bzw. Hörer hat man Hennings Not nahezu spüren können. Die Erklärung für diese Angstattacken, die im Laufe der Geschichte dann zu Tage kommt, war mir zu konstruiert, und die Auflösung am Ende dann zu überstürzt und „dahin geklatscht“. Dabei hat mir der Erzählstrang in Hennings Erinnerungen sehr gut gefallen – die Schilderungen des 4-jährigen, wie er in dieser speziellen Situation fühlt, denkt und handelt, das fand ich wirklich grandios. Und in genau diesem Erzählstrang baut sich auch stetig eine Spannung auf – die dann aber irgendwie verpufft. Ich zumindest habe mit etwas ganz anderem gerechnet und war daher dann ein wenig enttäuscht.

Henning als Erwachsener ist mir dagegen sehr fremd geblieben – auch die Schilderungen des Kampfes auf dem Rad gegen Wetter und Natur haben mich überhaupt nicht berühren können. Und nicht nur Henning ist für mich sehr blass geblieben, auch die wenigen anderen Figuren, die in der Geschichte noch auftauchen.

Vielleicht ist es aber auch der Schreibstil, mit dem ich auch diesmal nicht warm geworden bin – er ist kühl und distanziert und hat mich überhaupt nicht berührt oder aber irgendeine Stimmung bei mir geschaffen.

So wie ich der ganzen Geschichte nur distanziert gefolgt bin, hab ich auch den Sprecher Florian Lukas empfunden – seine Stimmfarbe ist unaufgeregt genau wie seine Erzählweise: und irgendwie passt das dann doch sogar zu dieser für mich nicht schlüssig erzählten Geschichte. Ich gebe 3 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Hi Sabine,

    ich kann mich noch gut erinnern, dass ich erst einmal ein bisschen gebraucht habe, bis ich mich an die Stimmfarbe von Florian Lukas gewöhnt habe.
    Den Handlungsstrang mit dem vierjährigen Henning fand ich auch sehr stark herausgearbeitet.
    Was mich etwas verwirrt hat, war das Ende der Geschichte.


    ACHTUNG SPOILER

    Ich konnte Hennings Schlussfolgerung seine Schwester rauszuwerfen nicht ganz nachvollziehen.


    SPOILER ENDE

    viele Grüße

    Emma

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Emma,

      ich habe das Buch in einem Lesekreis besprochen - und ja, das Ende fanden einige auch sehr merkwürdig ...

      LG Sabine

      Löschen

Teile mir deine Gedanken und Kommentare zu meinem Beitrag mit - ich freue mich sehr auf unseren Austausch!

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.