17. September 2019

[Leseeindruck] Philippe Claudel - "Die grauen Seelen"

Philippe Claudel - Die grauen Seelen
Gegenwartsliteratur

Verlag: rororo-Verlag
Umschlaggestaltung: any.way, Cathrin Günther
Umschlagabbildung: photonica /Issaque Fujita
ISBN 13: 978-3-499-23779-9
Seiten: 253 Seiten
Erschienen: 1. März 2006
Originaltitel: „Les âmes grises“
Übersetzer: Christiane Seiler

Buchrückentext
„Ein Dorf im Osten Frankreichs, Winter 1917. Die Front ist nah, doch alles geht seinen gewohnten Gang. Bis eines Tages die zehnjährige Tochter des Gastwirtes ermordet wird. Der Gendarm versucht, Licht in das Dunkel zu bringen. Doch erst viele Jahre später gelingt es ihm, die Geschichte zu erzählen, zusammen mit allen anderen Geschichten, die untrennbar mit ihr verbunden sind.“

Meine Meinung
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mich der Schreibstil des Autors in anderen Büchern sehr begeistert hatte. Und auch in diesem Buch ist er wieder besonders – trotzdem wurde ich sehr enttäuscht, denn mir hat der rote Faden in der Geschichte gefehlt.

Nach Klappentext könnte man meinen, es handelt sich um einen Krimi – eine Tote, ein Gendarm, der nach der Wahrheit sucht. Darum geht es aber nur ganz beiläufig, vielmehr dreht sich alles um das Leben in einem kleinen Dorf in Frankreich Anfang des 20. Jahrhunderts – oder besser noch: Erzählt werden Geschehnisse einzelner Personen in ebendiesem kleinen Dorf.

Was mir sonst bei Claudel so gut gefallen hat, nämlich der Schreibstil, hat mich diesmal nahezu erschlagen. Die feine Poesie habe ich vermisst, dafür ist der Stil diesmal blumig und schwülstig, vor allem aber weitschweifig und sich unablässig verlierend in Kleinigkeiten und Belanglosigkeiten. So erfährt man zwar viel Kleinteiliges über einzelne Personen, einen roten Faden aber gibt es kaum. Und spannend oder interessant sind diese Geschichten leider auch nicht. Ein Mord geschieht – ja, aber auch der erst in der Mitte des Buches, eine wirkliche Aufklärung findet nicht statt. Eher hatte ich das Gefühl, der Autor und Ich-Erzähler will sich etwas von der Seele schreiben und damit sein Gewissen erleichtern – vielleicht aber habe ich das Buch auch einfach nicht verstanden, das ist gut möglich.

Mich hat die Geschichte gar nicht gepackt und ich habe mich sehr durch die 250 Seiten gequält. Empfehlen kann ich das Buch daher nicht. Meine 2 Sterne sind mehr Sympathie-Punkte als dass ich sie der Geschichte selber zuschrieben könnte. Schade.


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