19. Mai 2019

[Rezension] Benedict Wells - "Becks letzter Sommer"

Benedict Wells - Becks letzter Sommer
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes Hörbuch
ISBN 13: 978-3-257-80366-2
Dauer: ungekürzt, 576 Minuten
Erschienen: 26. August 2015
Sprecher:  Christian Ulmen

Zum Inhalt
„Robert Beck wollte einst Musiker werden, doch stattdessen setzte er auf Sicherheit und wurde Lehrer. Nun ist er Ende dreißig und angeödet von seinem Leben. Bis er in seiner Klasse den Außenseiter Rauli Kantas aus Litauen entdeckt. Ein Musikgenie, das singt und E-Gitarre spielt wie ein junger Gott. Beck will ihn als Manager groß ausbringen, allerdings nicht nur aus Selbstlosigkeit: der Junge ist gleichzeitig seine letzte Chance, um sich seine Träume von der Musikkarriere doch noch zu erfüllen. Aber wie Beck hat auch der rätselhafte Rauli seine Geheimnisse…“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Schon lange steht dieser Debutroman von Benedict Wells in meinem Regal – nachdem mir „Vom Ende der Einsamkeit“ so gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch noch andere Bücher des Autors kennenlernen. „Spinner“ fand ich dagegen schwach, und deshalb habe ich mich vor anderen Büchern „gedrückt“ – doch mit „Becks letzter Sommer“ hat mich der Autor wieder begeistert.

Ich weiß gar nicht, welchem Genre man diesen Roman zuordnen soll – manchmal wirkt er wie ein Roadmovie, dann wieder wie ein Entwicklungsroman; für beides ist mir aber der 37-jährige Beck zu alt. Mit Beck hat der Autor einen interessanten wie auch tragischen Charakter geschaffen – frustriert vom eigenen Leben, projiziert er seine Wünsche auf den Schüler Rauli. Während Beck so gar nicht mit sich, seinem Alter und seinem Leben klarzukommen scheint, wirkt Rauli vordergründig zwar etwas hilflos, letztlich aber ist er eine starke Persönlichkeit, die Beck eigentlich nicht braucht und ihm letztlich nur etwas vormacht. Beide Charaktere sind gut gezeichnet, genauso aber auch die anderen Figuren, die im Laufe der Geschichte noch auftauchen. Skurril ist ein Freund Becks, Charlie, ein Hypochonder vor dem Gott, der mit seiner Art und seinem Verhalten immer auf der Schneide steht zwischen komisch und anstrengend. 

Interessant für mich war, dass mir eigentlich keine Figur sonderlich sympathisch war, ich aber dennoch gerne der Geschichte gelauscht habe. Vielleicht liegt es an den vielen unerwarteten Wendungen, vielleicht auch an dem oft unglaubwürdigen Verlauf oder aber an der frischen und lebendigen Sprache, die zwar umgangssprachlich ist, mir aber dennoch gefallen hat, weil sie einfach gut zur Geschichte und den Charakteren passt. Doch nicht immer ist alles einfach nur komisch oder skurril, immer wieder gibt es auch leise Töne, in denen dann tolle Weisheiten stecken. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, sicher auch, weil ich die Stimme von Christian Ulmen passend fand, obwohl sie sehr eigen ist und an manchen Stellen etwas gepresst und „quakig“ klang – aber sie hat sehr gut gepasst, und so gebe ich insgesamt gute 4 von 5 Sternen. 


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