27. September 2018

[Rezension] Angelika Waldis – "Ich komme mit"

Angelika Waldis – Ich komme mit
Gegenwartsliteratur

Verlag: Wunderraum
Umschlaggestaltung: buxdesign | München
Umschlagabbildung: © Alina Rudi /EyeEm /Getty Images; Tim Hall /Getty Images
ISBN 13: 978-3-336-54797-5
Seiten: 223 Seiten
Erschienen: 27. August 2018

Zum Inhalt
„Seit 42 Jahren wohnt Vita Maier in dem Haus in der Torstraße 6. Als junge Mutter ist sie hier eingezogen. Doch längst ist der Sohn aus dem Haus, der Mann unter der Erde. Für ihren Nachbarn, den Studenten Lazy, ist Vita die Alte von oben, denn für Lazy gibt es nur seine Freundin Elsie. Doch so plötzlich, wie die Liebe kam, und ebenso heftig, kommt die Krankheit. Sie verscheucht Elsie und die Zukunft. Im Treppenhaus liest Vita einen mageren, erschöpften Lazy auf und nimmt ihn zu sich, um ihn mit Wurstbroten aufzupäppeln. Eine ungewöhnliche, lustige und seltsam innige Freundschaft entsteht. Dann kommt der Tag, an dem ein neues Blutbild die Zuversicht kaputt macht. »Ich steige aus«, sagt Lazy. »Ich komme mit«, sagt Vita. Und so begeben sich zwei Lebensmüde auf eine verrückte letzte Reise.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Dieses Buch hat es mir sehr schwer gemacht – den Inhalt und die Idee finde ich großartig, der Schreibstil dagegen hat mir gar nicht zugesagt und das Lesen für mich an vielen Stellen zur Qual werden lassen.

Im Mittelpunkt stehen Lazy und Meier. Lazy ist 20 und an Leukämie erkrankt, Meier ist eine 72-jährige Witwe und des Lebens etwas überdrüssig. Zwischen beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, die auf den ersten Blick plump und bissig erscheint, auf den zweiten Blick aber liebevoll und voller Gefühl ist.

Die Idee der Geschichte ist nicht neu, dennoch aber hat sie mich angesprochen, was vor allem an der Umsetzung lag. Die Charaktere sind alles andere als stereotyp, richtige Charakterköpfe mit Ecken und Kanten. Lazy lernt man zu Beginn seines Studiums kennen, als er glückliche Tage mit seiner geliebten Freundin verbringt. Er hat ein großes Herz, auch wenn seine Sprüche manchmal frustriert klingen und voller Ironie stecken, was sicherlich auch seiner Krankheit geschuldet ist. Die Beziehung endet genau durch diese und als sich abzeichnet, dass er den Kampf gegen die Leukämie verliert, steht seine schrullige Nachbarin Meier bereit. Sie fühlt sich einsam und ist des Lebens etwas müde. Sie wirkt verhärmt und hat den Spaß am Leben verloren, was man ihr und dem, was sie sagt, auch anmerkt. Trotzdem hat sie ein großes Herz und auch wenn der Ton zwischen den beiden ungewöhnlichen Menschen oft etwas harsch ist, kann man zwischen den Zeilen doch eine Menge Liebe erkennen.

Was es mir wirklich schwer gemacht hat, ist der Schreibstil – es gibt viele kurze, abgehackte Sätze, die mir das Lesen sehr schwer gemacht haben, weil einfach kein Lesefluss entstanden ist. Dabei sind manche Sätze voller Kraft und mit toller Botschaft, trotzdem konnte ich mich mit diesem stakkatoartigen Schreibstil einfach nicht anfreunden. Er schafft eine ganz eigene Atmosphäre und hat die Charaktere entfernt und distanziert erscheinen lassen, was für mich nicht zur Geschichte gepasst hat, denn die ist emotional und voller Wärme. Daher wäre ich den Figuren viel lieber nahe gewesen, so aber habe ich nicht mitgefiebert, sondern alles nur von außen betrachtet.

Die Geschichte selber hätte von mir gute 4 Sterne bekommen, der Schreibstil hat mich das Buch fast abbrechen lassen – insgesamt gebe ich daher 3 Sterne. Ich empfehle auf jeden Fall eine Leseprobe – und wenn einem der Stil zusagt, bekommt man eine wunderschöne Geschichte geschenkt. 

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