25. Oktober 2017

[Rezension] Salih Jamal – "Briefe an die grüne Fee"

Salih Jamal – Briefe an die grüne Fee
Roman

Verlag: BoD
Cover: Salih Jamal unter Verwendung von Bildern aus Shutterstock
ISBN 13: 978-3-744-83280-9
Seiten: 258 Seiten
Erschienen: 12. Oktober 2017

Buchrückentext
„Hoch über den Dächern der Stadt sitzt der Ich-Erzähler, bereit zum Sprung. In seiner Tasche: eine alte Pistole und Briefe an eine geheimnisvolle, devote Flamenco-Tänzerin, die er im Internet über ein Dating-Portal kennengelernt hat. In zwei zusammenlaufenden Handlungssträngen erzählt er von seiner Affäre und von den Menschen, die ihm begegneten. Er schildert seinen Blick auf die Welt, seinem Weg aus Leichtigkeit und Unbekümmertheit in die Fesseln der Verantwortung und dem Versuch, dieser Gewissenhaftigkeit zu entfliehen. Dabei sucht er melancholisch, wütend und fragend das Wesen der Liebe, um an den Kern der menschlichen Seele vorzudringen. In seinen Gedanken dealt er deshalb mit dem Teufel. Eine Geschichte aus lustigen, tragischen und unverschämten Anekdoten, erzählt in einer flapsigen und teilweise vulgären Sprache, und tiefgründigen, poetischen Gedanken über die Welt, in der Männer wie vergessene Turnbeutel in der Tinnef-Abteilung bei IKEA darauf warten abgeholt zu werden, oder in der versucht wird die Zeugen Jehovas an der Haustüre zu einem Dreier zu überreden.“

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf diesen Briefroman, der sich als „einen neuen Werther in einer neuen Zeit“ beschreibt – und auch wenn die Situation tatsächlich an Goethes Klassiker erinnern mag und die Geschichte ausdrucksstark und voller Lebenshunger steckt, würde ich diesen Vergleich nicht ziehen wollen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen - der Ich-Erzähler sitzt auf einem Dach und will in die Tiefe springen, zuvor jedoch sinniert er über sein Leben, durchläuft gedanklich noch mal einzelne Stationen seines Lebens, das geprägt war von der Suche nach dem großen Glück, voller Leidenschaft und Lebenshunger.

Es ist vor allem die Sprache, die mich sehr beeindruckt hat – mal ist sie klar und präzise, mal poetisch und blumig, dann wieder derb und umgangssprachlich – immer aber voller Energie und Wortgewalt - und das hat mir sehr gut gefallen. Mit dem Ich-Erzähler dagegen konnte ich mich nicht so anfreunden – ganz anders in seinen Gedanken und Handlungen hat er mich aber immer wieder zum Nachdenken gebracht. Seine Sicht der Dinge ist eine interessante und oft ganz anders als meine eigene – am augenscheinlichsten aber ist seine Energie: Diese Leidenschaft hat mich wirklich beeindruckt – immer versucht er, das Beste aus allem zu machen, egal, wie verfahren die Situation auch sein mag. Dabei gibt er alles – nimmt aber auch, ohne Rücksicht auf Verluste, oft egoistisch, aber immer mit einem hehren Ziel vor Augen. Er steckt voller Lebenshunger und Energie, ist damit auf der Suche nach seinem persönlichen Glück und muss doch immer wieder derbe Niederlagen einstecken. Der Wunsch, das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen zu genießen, steckt tief in ihm drin, doch er muss schmerzhaft lernen, dass das Leben nicht immer nach Plan läuft und einzelne befriedigende Momente noch kein erfülltes Leben ausmachen.

Ein ungewöhnliches Buch voller Sprachgewalt, dem ich 4 von 5 Sternen gebe.

Mein Fazit
Es ist vor allem der Schreibstil, der mich bei diesem Buch eingenommen hat mit seiner Vielfältigkeit von poetisch bis umgangssprachlich, von klar und präzise bis blumig und ausschweifend – die Geschichte selber hat mich nicht so einfangen können; dafür war mir der Ich-Erzähler einfach zu fremd. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und es hat mir einige interessante Denkanstöße gegeben, ich gebe daher 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Autor und an Lovelybooks für die Bereitstellung des Leseexemplars.

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