14. Oktober 2017

[Rezension] Lilli Beck - "Wie der Wind und das Meer"

Lilli Beck - Wie der Wind und das Meer
Familiengeschichte

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Umschlagabbildung: © Mark Owen /Trevillion Images
ISBN 13: 978-3764505776
Seiten: 512 Seiten
Erschienen: 18. September 2017

Zum Inhalt
„München, April 1945. Nach einem verheerenden Fliegerangriff irrt der elfjährige Paul mit einem Koffer durch die Trümmerlandschaft. Auf der Suche nach einem Versteck trifft er auf ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah, hat wie er ihre Familie verloren – und sieht Pauls Schwester verblüffend ähnlich. Um in der verwüsteten Stadt nicht allein zu sein und von den Behörden nicht getrennt zu werden, schließen Paul und Sarah einen Pakt: Von nun an werden sie sich als Geschwister ausgeben. Ihr Plan geht auf. Doch wie hätten sie ahnen können, dass Jahre später ihre Notlüge ihr Verhängnis werden würde – und dass sie sich würden verstecken müssen, um sich lieben zu dürfen …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf dieses neue Buch von Lilli Beck, nachdem mich „Glück und Glas“ ja sehr begeistert hatte – und wieder handelt es sich um einen Roman, der über einen längeren Zeitraum spielt – etwa 40 Jahre – und in dem man neben der Geschichte um die Protagonisten auch einiges über die deutsche Geschichte erfährt.

Im Mittelpunkt stehen Paul und Rosalie, die beiden im zweiten Weltkrieg zu Waisen werden und sich als Geschwister ausgeben, um zu überleben. Die beiden verbindet ein inniges Band, doch schon bald machen sich auch andere Gefühle jenseits der „Geschwisterliebe“ breit – doch sie können ihre Liebe nicht leben, und so geht jeder eigene Wege.

Paul und Rosalie sind zwei sympathische Charaktere, die ich gerne begleitet habe auf ihrem oft steinigen Weg, den sie erst gemeinsam gehen, bis sich ihre Wege aber trennen und Paul weiter in München, Rosalie in Berlin lebt. Paul hat ein großes Herz und auch ich habe ihn direkt in meines geschlossen – wie er Rosalie findet und sie „adoptiert“ und sich dann auch im weiteren Verlauf um sie kümmert, ist wirklich herzzerreißend. Rosalie ist da ganz anders, sie hat schon früh einen eigenen Kopf und weiß, sich auch durchzusetzen – und obwohl sie manches Mal eher zickig wirkt, ist sie liebenswert und herzensgut. Toll war vor allem die Entwicklung, die die beiden machen, die man bei einer Geschichte, die über gut 40 Jahre spielt, aber als Leser auch erwartet. 

Die Geschichte ist dramatisch und tragisch und dennoch absolut glaubwürdig – ich zumindest kann mir ein solches Schicksal absolut vorstellen, denn die Wirren des Krieges haben Menschen in Situationen gebracht, in denen sie im Nachhinein falsche Entscheidungen treffen mussten, aus reinem Überlebenswillen. Gefallen haben mir auch die Einblicke in die deutsche Geschichte, den Wiederaufbau des Landes, die Teilung der Stadt Berlin, das Leben in München und Berlin, einfach auch der Alltag, den die Menschen durchzustehen hatten. 

Den Einstieg in die Geschichte fand ich sehr gelungen und da habe ich auch mit Paul und Rosalie gefiebert und gelitten, im Mittelteil gab es dann leider einige Längen, weil einfach nicht so viel passierte und die Geschichte auf der Stelle zu treten schien – erst im letzten Drittel wurde es dann wieder spannender, und die Situation spitzte sich immer weiter zu; bis zu einem Ende, das mich kalt erwischt hat und das mir dann auch zu schnell abgehandelt war – hier hätte ich mir einfach ein paar mehr Worte und Seiten gewünscht.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. An manchen Stellen fand ich die Dialoge etwas gestelzt und gerade Paul wirkte mit dem, was er sagte, oft etwas einfältig und kindisch. Das hätte ich aber noch verschmerzen können, wenn etwas mehr Atmosphäre entstanden wäre – ich zumindest konnte mich nur schlecht in die Zeit einfinden und war auch nicht gefangen in der Geschichte. Dafür sind mir die Charaktere dann doch zu fremd geblieben, auch wenn sie sympathisch waren, und oft haben mir einfach die Emotionen gefehlt, obwohl es dafür genug Anlass gegeben hätte.

Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten und ich hatte angenehme Lesestunden – ich gebe diesem Roman daher 4 von 5 Sternen.  

Mein Fazit
Eine interessante Geschichte, die über gut 40 Jahre spielt und neben dem Schicksal der beiden Hauptfiguren auch die Entwicklung Deutschlands aufzeigt. Mir hat diesmal die Atmosphäre gefehlt, so dass ich nicht richtig eingetaucht bin in die Geschichte, trotzdem habe ich die sympathischen Charaktere gerne begleitet und auch mit ihnen gelitten – denn die Geschichte ist tragisch und dramatisch und dennoch absolut glaubwürdig. Ich gebe diesem Buch 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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