10. Oktober 2017

[Rezension] Eric-Emmanuel Schmitt - "Nachtfeuer"

Eric-Emmanuel Schmitt - Nachtfeuer
Biographie, Erfahrungsbericht

Verlag: Fischer-Verlage
Umschlaggestaltung: KLASS – Büro für Gestaltung
Umschlagabbildung: Marcelino Truong
ISBN 13: 978-3-103-97298-6
Seiten: 202 Seiten
Erschienen: 21. September 2017
Originaltitel: „La nuit de feu“
Übersetzer: Marlene Frucht

Buchrückentext
„Als junger Philosophiestudent folgte der junge Schmitt den Spuren des französischen Mystikers Charles de Foucauld in die Wüste Algeriens. Bei einer Bergbesteigung verlor er seine Gruppe und verbrachte die Nacht alleine in größter Gefahr. In dieser existentiellen Not machte eric-Emmanuel Schmitt eine außergewöhnliche Erfahrung, die ihn überleben ließ und wegweisend für sein Denken und Schreiben werden sollte.“

Meine Meinung
Ich habe schon sehr viele Bücher Eric-Emmanuel Schmitts gelesen – dieses aber ist wohl sein persönlichstes: In einer Nacht alleine in der Wüste Algeriens macht er eine außergewöhnliche Erfahrung, die sein weiteres Leben von Grund auf ändert. 

Schon in anderen Büchern hat der Autor sich mit den verschiedenen Weltreligionen beschäftigt, in „Nachtfeuer“ geht es diesmal um seinen eigenen Glauben. Man darf die Geschichte nicht als Roman sehen, dann wird man enttäuscht sein von seinem Inhalt, es ist vielmehr ein Erfahrungsbericht, in dem Eric-Emmanuel Schmitt davon berichtet, wie er zum Glauben gefunden hat. Er geht als Philosoph auf eine Wanderung in die Wüste, tauscht sich dort noch mit anderen Reisenden über Religionen und die Existenz Gottes aus, führt Gottesbeweise an und glaubt dennoch nicht wirklich; erst eine außergewöhnliche Erfahrung verändert alles in ihm, gibt ihm Kraft und Stärke, Vertrauen und vor allem Glauben – nach dieser Erfahrung kehrt Eric als anderer Mensch zurück. Obwohl der Autor dieses Erlebnis wirklich eindringlich und sehr intensiv beschreibt und ich die Situation auch vor Augen hatte, konnte ich mich nur schwer hinein fühlen oder sie sogar nachvollziehen – ich habe mich als Außenstehenden betrachtet und habe die Szene als sehr irreal empfunden. Dabei zweifel ich nicht Erics Empfindungen, er schildert sie sehr authentisch und glaubhaft, trotzdem bleibt es für mich ein Mysterium, etwas nicht-fassbares und damit un-glaubliches.  

Es geht in diesem Buch aber nicht nur um die Existenz Gottes, auch das Thema Freundschaft spielt eine wesentliche Rolle – und das war für mich ein greifbareres Thema. Ein Tuareg führt die Gruppe durch die Wüste und obwohl er und Eric keine gemeinsame Sprache sprechen, tauschen die beiden sich ganz intensiv aus und pflegen eine innige Freundschaft. Diese tiefe und fast schon unzerstörbare Verbundenheit hat mich sehr berührt – noch mehr, als der Zeitpunkt der Trennung naht mit dem Wissen, dass die beiden sich nie wiedersehen werden. Mich hat dieser Punkt sehr zum Nachdenken angeregt, Nachdenken über eigene Freundschaften, was da das Verbindende ist und dass es nicht gemeinsame Zeit ist, die eine Freundschaft ausmacht. 

Wer andere Bücher des Autors kennt, weiß um die Sprache, mit der er schreibt: So ist sie auch hier wieder eher schlicht und einfach, dabei aber präzise und dicht. Er schafft mit Worten eine unglaubliche Atmosphäre und trotz fehlender ausufernder Beschreibungen hatte ich die Szenerien immer genau vor Augen. 

Diese autobiographische Geschichte hat mich sehr berührt. Normalerweise bewerte ich solcher Erfahrungsberichte nicht, da es mir nicht zusteht, die Erlebnisse anderer zu „benoten“, leider aber werde ich auf manchen Plattformen zu einer Sternebewertung gezwungen. Da mich die Geschichte in Teilen doch sehr berühren konnte, ich die Sprache mag und ich einfach ein Fan des Autors bin, gebe ich daher 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Die wohl persönlichste Geschichte des Autors, in dem er von einem außergewöhnlichen Erlebnis in der Wüste Algeriens schreibt, das sein Leben von Grund auf verändert hat. Auch wenn ich mich in einige Szenen nicht gut hineinversetzen konnte, war das Lesen ein Genuss und hat mich zum Nachdenken angeregt – denn es geht nicht nur um die Existenz Gottes, vielmehr auch um Freundschaft und die Liebe zum Leben. 

Vielen Dank an die Fischer-Verlage und an Lovelybooks für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars. 

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