26. Juli 2017

[Rezension] Haruki Murakami - "Naokos Lächeln"

Haruki Murakami - Naokos Lächeln
Gegenwartsliteratur

Verlag: btb-Verlag
Umschlaggestaltung: Design Team, München
Umschlagfoto: Getty Images Stone
ISBN 13: 978-3-442-73050-6
Seiten: 416 Seiten
Erschienen: 1. Februar 2003
Originaltitel: „Noruwei no mori“
Übersetzerin: Ursula Gräfe

Zum Inhalt 
„Tokio in den späten 60er Jahren: Während sich auf der ganzen Welt die Studenten versammeln, um das Establishment zu stürzen, gerät auch das private Leben von Toru Watanabe in Aufruhr. Mit seiner ersten Liebe Naoko verbindet ihn eine innige Seelenverwandtschaft, doch ihre Beziehung ist belastet durch den tragischen Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes Kizuki. Als die temperamentvolle Midori in sein Leben tritt, die all das ist, was Naoko nicht sein kann, muss Watanabe sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Schon lange liegt das Buch bei mir und ich weiß gar nicht, warum ich es so lange vor mir her geschoben habe – jetzt nämlich bereue ich es, da mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, auch wenn sie ganz anders war als erwartet. 

Im Mittelpunkt steht der 37-jährige Toru Watanabe, der zurückblickt auf seine Studentenzeit, die von zwei Frauen geprägt ist: der geheimnisvollen Naoko und der lebenshungrigen Midori.

Sehr gut gefallen hat mir vor allem die Atmosphäre im Buch, die zwar durchweg traurig und melancholisch ist, aber dafür sehr eindringlich und eben passend zur Geschichte. Ich habe bisher wenig Bücher gelesen, die in Japan spielen, jetzt aber ich ein besseres Gefühl für das Land und vor allem auch für die Zeit der 60er Jahre. Der Schreibstil ist angenehm, auch wenn er eher jugendlich ist – dafür aber ist er sehr dicht und kann die verschiedenen Stimmungen sehr gut einfangen. Ich konnte abtauchen in der Geschichte, hatte viele Bilder vor Augen und habe mit Toru richtig mitgelitten.

Er ist ein sympathischer Protagonist, fernab jeglicher Klischees. Ich mochte seine zurückhaltende Art, sein liebevolles und verantwortungsbewusstes Wesen. Ihn umgibt die ganze Zeit eine melancholische Stimmung, die er selber aber gar nicht als schlimm wahrnimmt. Ganz im Gegensatz dazu steht Midori, die lebenshungrig und keck daherkommt und die mit ihrer direkten Art auch schon mal aneckt – aber auch sie hat das Herz am rechten Fleck und ich konnte gar nicht anders, als auch sie direkt zu mögen. Wieder anders als Midori ist Naoko – auch sie ist zurückhaltend und umgeben von einer geheimnisvollen Aura. Vor allem aber wirkt sie sehr traurig und im Gegensatz zu Toru leidet sie auch unter dieser Traurigkeit. Ihre Verzweiflung konnte ich sehr gut spüren und habe in ihrem Kampf gegen eben diese wirklcih mit gelitten. 

Man sollte nicht denken, dass es sich hier um eine klassische Dreiecksgeschichte handelt, vielmehr stehen die verschiedenen Qualitäten der unterschiedlichen Beziehungen im Vordergrund. Es hat mir sehr gut gefallen, wie gut diese verschiedenen Beziehungen dargestellt wurden – von Freundschaft über Seelenverwandtschaft bis hin zu Liebe, es ist alles dabei. Behutsam und dennoch eindringlich erzählt Toru seine Geschichte und auch wenn sie ruhig und leise ist, war ich doch gefangen und wollte gar nicht aufhören zu lesen. Vielleicht sollte man wissen, dass es im letzten Drittel auch einige Sex-Szenen gibt, die vermutlich nicht jedem gefallen – mich haben sie nicht gestört, auch wenn sie meiner Meinung nach für die Geschichte nicht in dieser Detailliertheit notwendig gewesen wären.

Auch mit diesem Buch konnte mich Haruki Murakami begeistern – er hat mir schöne, wenn auch traurige Lesestunden geschenkt, so dass ich gerne 4 von 5 Sternen vergebe.

Mein Fazit
Eine berührende Geschichte, die vor allem durch die dichte Atmosphäre besticht. Zwar ist die Stimmung durchweg melancholisch, trotzdem aber hatte ich schöne Lesestunden, was vor allem an den sympathischen Charakteren lag, die ich gerne begleitet habe. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, eher einfach, dennoch aber dicht und voller Atmosphäre – ich habe die Geschichte sehr genossen und gebe ihr gerne 4 von 5 Sternen.


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