6. April 2017

[Rezension] Claudia & Nadja Beinert – "Die Mutter des Satans"

Claudia & Nadja Beinert - Die Mutter des Satans
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: AKG images; Gettyimages; FinePic®, München
ISBN 13: 978-3426653838
Seiten: 447 Seiten
Erschienen: 1. Februar 2017

Buchrückentext
„Als die Ratsherrentocher Margarethe den Bergmann Hans Luder heiratet, ist sie zunächst alles andere als glücklich. Die ändert sich 1483, als ihr erster Sohn Martin geboren wird. Jahre später entscheidet sich dieser gegen den Willen des Vaters für ein Leben als Mönch, und Margarethe ist fortan hin- und hergerissen zwischen ehelichem Gehorsam und Mutterliebe. In den kommenden Jahren wagt sie einen gefährlichen Balanceakt und trifft den Sohn sogar heimlich. Der ist mittlerweile berühmt –berüchtigt und wird von seinen Gegnern als Satan bezeichnet – keine leichte Situation für eine Mutter, die fortan sogar um ihr eigenes Leben bangen muss.“

Meine Meinung
Ich war sehr gespannt auf diese Geschichte, in der die Mutter Martin Luthers, Margareth Luder, im Mittelpunkt steht und sie aus ihrer Sicht die Dinge schildert, die sich damals ereignet haben, doch die beiden Autorinnen haben mir es nicht immer leicht gemacht beim lesen.

Um die eigentliche Geschichte von Margarethe gibt es noch eine Rahmenhandlung, in der der Maler Lucas Cranach Margarethe portraitiert, mit ihr ins Gespräch kommt und seinen eigenen Gedanken freien Lauf lässt. Den größten Teil des Buches nehmen aber Margarethes Erlebnisse und Gedanken ein, die sie in der Ich-Perspektive schildert. Beginnend mit der Geburt ihres Sohnes Martins im Jahre 1483, schließt das Buch ca. 35 Jahre später. 

Ich habe durch dieses Buch viele Einblicke in die damalige Zeit erhalten, weil gerade auch Alltagssituation gut recherchiert und detailliert beschrieben werden – und damit meine ich nicht nur das Familienleben oder das Leben in einer Dorfgemeinschaft, sondern denke auch an die interessanten Schilderungen zum Bergbau in der damaligen Zeit. Hier habe ich vieles für mich Neue erfahren und fand dies sehr interessant, zumal man merkt, dass die Beinert-Schwestern hier sehr gut recherchiert haben. 

Auch den Einstieg in die Geschichte fand ich sehr gelungen, da man gleich zu Beginn die schwierige Geburt Martins miterlebt und man sich durch die Ich-Perspektive Margarethe sehr nahe fühlt. Spannung ist im Weiteren dann aber leider ausgeblieben – man bekommt zwar viele Einblicke in Margarethes Gedanken- und Gefühlswelt und in ihren Alltag, trotzdem hat mir ein roter Faden gefehlt, etwas, dass die Geschichte vorantreibt und mich beim Lesen hält. In manchen Abschnitten, und das ist mir vor allem im letzten Drittel aufgefallen, erinnerte das Geschriebene sogar eher an ein Sachbuch, weil es viele Zeitsprünge gibt und das dort Erlebte nur kurz zusammengefasst wird. Auch das spricht für die gute Recherche, konnte mich aber leider nicht richtig packen.

Die Atmosphäre im Buch ist eine ganz besondere und die ist sicherlich dem Schreibstil geschuldet. Ich brauchte ein wenig, um mich an ihn zu gewöhnen, weil ich ihn als eigenwillig und weitschweifig empfunden habe; dafür aber konnte er die oft deprimierende und melancholische Stimmung der damaligen, sicherlich schweren Zeit sehr gut einfangen. Es gibt ausgiebige Beschreibungen, so dass ich mir alles gut vorstellen konnte, leider aber fand ich viele auch etwas zu langatmig, so dass ich das Buch gut beiseitelegen konnte, und ich nicht den Drang in mir verspürte, unbedingt weiterlesen zu müssen.

Margarethe Luder hatte kein leichtes Leben und ihre Sicht der Dinge, ihre sich wandelnde Beziehung zu ihrem Ehemann und auch ihr Erleben dessen, was ihr Sohn Martin entscheidet, fand ich sehr interessant. Margarethe ist als Figur sehr gut gezeichnet, ich habe mit ihr fühlen können und mich oft auch gut in sie hineinversetzen können; blasser sind dagegen die anderen Figuren geblieben, was ich gerade bei Martin sehr schade fand, da ich ihn gerne besser kennengelernt hätte. Aber nachdem er einmal das Elternhaus verlassen hatte, tauchte er nur selten auf und seine Geschichte blieb eher am Rande, Mittelpunkt blieb stets Margarethe.   

Die Idee des Buches, nämlich Martin Luthers Mutter in den Mittelpunkt der Geschichte zu rücken, finde ich sehr gut, trotzdem ist der Funke bei mir leider nicht übergesprungen. Einige Passagen waren wirklich spannend und fesselnd, andere dagegen eher langatmig und wenig unterhaltend – ich gebe dem Buch daher 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen und auch die düstere Atmosphäre und melancholische Stimmung der damaligen Zeit wurde wunderbar eigefangen. Trotzdem konnte mich die Geschichte leider nicht richtig packen, dafür gab es einfach zu viele langatmige Beschreibungen. So konnte ich mir zwar alles gut vorstellen und man merkte auch die gute Recherchearbeit, gefesselt war ich aber leider nicht von der Geschichte, die nur wenige wirklich spannende Abschnitte hatte. Ich gebe diesem Buch daher 3 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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